Kritik an "Star Wars" Ist das "Erwachen der Macht" nur eine Kopie?

Düsseldorf · Nach der ersten Begeisterung über den neuen Star-Wars-Film stellt sich bei einigen die Ernüchterung ein. Der Vorwurf: Der Film würde nur Episode IV kopieren. Doch wie ähnlich sind sich die Teile wirklich?

"Star Wars 7: The Force Awakens" – Szenenbilder des Films
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Szenenbilder aus "Star Wars VII – Das Erwachen der Macht"

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Foto: Lucasfilm 2015

Jahrelang haben die Fans auf einen neuen, mitreißenden Star-Wars-Film gewartet. Nach dem Verkauf der Rechte an Disney+ 2012 wollte J. J. Abrams, selbst ein Fan der ersten Stunde, den Wunsch erfüllen. Und er hat Wort gehalten. "Das Erwachen der Macht", die Episode VII, ist ein epischer Film, der Spaß macht und weltweit Millionen ins Kino lockt.

Kritiker dagegen werfen ihm vor, auf Nummer sicher gegangen zu sein und ganz einfach nur den ersten Film von 1977, "Episode IV — Eine neue Hoffnung", für das 21. Jahrhundert inszeniert zu haben. Stimmt das? Ist der vermutlich bald erfolgreichste Film aller Zeiten nicht mehr als ein Plagiat, eine gut gemachte Kopie — aus Angst, etwas falsch zu machen und aufgrund mangelnder Kreativität?

Achtung: Im Folgenden gibt es einige Spoiler.

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Foto: afp, JE/ACR

Tatsächlich gibt es einige Parallelen: Die Helden kommen auf einem Wüstenplaneten zusammen, auf dem ein durchaus witziger Droide von den bösen Mächten gesucht wird. Diesen Droiden möchte man den Rebellen/dem Widerstand zurückbringen. Unterstützt werden die Helden dabei von einem alten Mentor, der stirbt. Am Ende steht eine gewaltige Raumschlacht, bei dem ein X-Wing-Jäger durch einen Hightech-Graben fliegt, um die Superwaffe der bösen Mächte zu zerstören. Im Verlauf dieser Schlacht entdeckt einer der Helden die mystische Macht in sich.

Auf den ersten Blick sind sich die Geschichten also tatsächlich ähnlich. Doch Star-Wars-Schöpfer George Lucas selbst sah seine Filme wie ein großes Gedicht — mit Versen, die sich reimen. Diesen Gedanken hat auch J. J. Abrams aufgegriffen, als er den Krieg der Sterne übernahm. Der große Storybogen in "Das Erwachen der Macht" will sogar Erinnerungen wecken an die vorangegangenen Teile, will den Rhythmus und die Verse des Kriegs der Sterne aufgreifen. Am Ende steht dann aber eine neue Strophe.

Harsche Lebensbedingungen, ein Gefühl der Isolation und Verlorenheit, Eintönigkeit, die Hoffnung auf ein anderes Leben: Das alles steckt im Bild der Wüste, das zu den sich wiederholenden Versen im Star-Wars-Epos gehört. Und weil man keine vor Leben strotzende oder sich schnell verändernde Welt zeigt, lenkt auch nichts ab von den Charakteren, auf die man sich fokussiert. Und auch dass in beiden Filmen ein Droide die Ereignisse in Gang setzt, ist wie ein Reim in einem langen Gedicht.

Neben dem offensichtlichen Unterschied, dass Luke ein Mann und Rey eine Frau ist: Luke wächst relativ behütet bei seinem Stiefonkel Owen und seiner Stieftante Beru auf. Die möchte er zwar verlassen, um zu den Sternen aufzubrechen. Er stellt seinen Wunsch dann doch hinter dem Wohl der Familie zurück. Erst nachdem er sie verliert, ist der naive Farmerjunge tatsächlich dazu bereit, sich mit Obi-Wan Kenobi in ein Abenteuer zu stürzen.

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Foto: ap

Rey dagegen ist alleine aufgewachsen, macht sich kaum Illusionen und kann sich durchsetzen: Während Luke in Mos Eisley von zwei Verbrechern fast getötet worden wäre, wenn nicht Obi-Wan eingegriffen hätte, schlägt Rey die Schurken alleine nieder. Und auch sie träumt von dem großen Aufbruch. Dennoch will sie den Planeten nicht verlassen, weil sie hofft, dass ihre Familie zurückkehrt, die sie noch nicht einmal kennt.

Luke hat anfangs so gut wie keine Ahnung, was in der Galaxis vor sich geht. Rey dagegen hat sich offensichtlich sehr intensiv mit den Geschehnissen auseinandergesetzt, die zum Sturz des Imperiums geführt hatten. Sie ist der Gegenentwurf zu Luke Skywalker — und auch zu Leia. Als die in Episode IV vom Imperium gefangen genommen wird, muss sie auf ihre Befreiung warten. Rey dagegen überrascht ihre Retter, weil sie die Dinge selbst in die Hand genommen hat.

In Episode IV tritt der alte Jedi Obi-Wan Kenobi seinem ehemaligen Schüler Darth Vader entgegen — längst nicht mehr mit der Absicht, ihn zu bekehren. Der Jedi opfert sich bewusst, um in der Macht aufzugehen und Luke als spiritueller Begleiter den Weg zu weisen. Auch Han Solo stellt sich einer Konfrontation. Allerdings mit seinem Sohn und in der Hoffnung, ihn vom dunklen Pfad zu führen. Er will sich nicht opfern und wird dann doch von Kylo Ren getötet. Und das endgültig.

An dem neuen Bösewicht Kylo Ren scheiden sich die Geister — vielleicht auch, weil er Han Solo tötet und darum per se kein gutes Haar an ihm gelassen werden kann. Tatsächlich sehen wir einen Vertreter der Dunklen Seite, der innerlich zerrissen ist. Kylo Ren ist nur ein Name und eine Rolle, aber noch nicht seine neue Identität — bis er schließlich Han Solo tötet.

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Darin versteckt sind subtile Bezüge zu den vergangenen Teilen: In "Rückkehr der Jedi-Ritter" möchte der Imperator, dass Luke Skywalker seinen Vater vernichtet — um den Schritt zur Dunklen Seite zu vollenden. Luke zögert und weigert sich dann. Auch Darth Vader erlebt in "Rückkehr der Jedi-Ritter" diesen inneren Konflikt. Am Ende opfert er sich aber, um seinen Sohn zu retten und die Dunkle Seite zu verlassen. Kylo Ren dagegen tötet seinen Vater tatsächlich, um den letzten Schritt zu machen — ebenfalls nach einem Moment des Zweifelns. Er, Luke Skywalker und Darth Vader: Sie alle finden unterschiedliche Lösungen für ihren inneren Konflikt, der die Dunkle Seite zu begleiten scheint. "Das Erwachen der Macht" greift die Verse auf, um sie dann umzukehren — nicht um sie zu wiederholen.

In Episode IV und in "Das Erwachen der Macht" wird die Superwaffe der finsteren Gegner vernichtet. Allerdings ist die Vorgehensweise bei J. J. Abrams komplexer aufgebaut und geht über das simple Abfeuern zweier Protonentorpedos weit hinaus. Es wirkt aber leider so, als ob man Episode IV unbedingt überbieten wollte und sich dann doch nicht lösen konnte. Dadurch aber ist der Film in diesem Moment tatsächlich den ursprünglichen Teilen etwas zu nahe gekommen. Zumal die Starkiller-Base an sich einem Todesstern zu ähnlich und gleichzeitig zu übermächtig ist. Aber dafür gab es wieder eine epische Schlacht zwischen Tie-Fightern und X-Wings. Das stimmt dann bei aller Ähnlichkeit wieder versöhnlich.

(jov)
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