Pierre Brice ist tot Ein Leben für "Winnetou"

Paris · Der französische Schauspieler und "Winnetou"-Darsteller Pierre Brice ist tot. Der 86-Jährige sei am Samstagmorgen um 8.20 Uhr in einem Krankenhaus bei Paris in den Armen seiner Frau Hella gestorben, teilten das Management und der Anwalt des Schauspielers mit.

Pierre Brice – der ewige "Winnetou"
8 Bilder

Pierre Brice – der ewige "Winnetou"

8 Bilder
Foto: dpa, bsc

Den genauen Ort nannte das Management nicht. Brice starb an den Folgen einer Lungenentzündung. In Deutschland feierte der Franzose seine größten Erfolge. Hier solle Brice auch beerdigt werden, teilte sein Pressesprecher Thomas Claaßen mit. Während er in seiner Heimat Frankreich weitgehend unbekannt blieb, war er in Deutschland ein Star. Im Land seiner größten Erfolge soll der Franzose nun beerdigt werden. Denn "Winnetou" hatte verfügt: "Meine ewigen Jagdgründe liegen in Deutschland."

Noch kurz vor seinem 85. Geburtstag war Brice voller Lebensmut: "Der Rücken tut zwar weh, die Knie auch. Doch Winnetous Herz schlägt noch wie bei einem jungen Krieger." Doch dann machte ihm ein Nierenstein zu schaffen, sein letzter öffentlicher Auftritt war Ende vergangenen Jahres bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung.

"Der Stein konnte wegen seines hohen Alters nicht mehr operativ entfernt werden", berichtete sichtlich mitgenommen Martina Schneider, die seine Pressearbeit jahrzehntelang betreute. Nun kam eine Lungenentzündung hinzu, was wohl "zu viel" gewesen sei. Mit hohem Fieber kam er am Freitagabend in Paris ins Krankenhaus, wo er am Samstag um 8.20 Uhr in den Armen seiner deutschen Frau Hella verstarb.

Bis zuletzt hatte der bretonische Schauspieler in seinem Landhaus bei Paris gewohnt - obwohl er Pläne hatte, nach Deutschland umzuziehen. Ein Haus bei Garmisch baute er mit seiner Frau aus, doch laut Schneider wollte Brice am Ende doch bis zu seinem Tod in Frankreich sein.

Dabei hatte Brice ab den 1960er Jahren vor allem die Herzen der Deutschen erobert. Als Apachenhäuptling "Winnetou" himmelten nicht nur Teenies den gutaussehenden, braungebrannten Franzosen an: Die Jugendzeitschrift "Bravo" nahm ihn dutzende Male aufs Titelblatt, Brice erhielt zweimal den begehrten Filmpreis Bambi und später sogar das Bundesverdienstkreuz.

Über Nacht zum Star

1962 hatte er in "Der Schatz am Silbersee" erstmals die Rolle des "Winnetou" übernommen. Der Film wurde zum Kassenschlager und machte Brice, der zuvor von dem Buchautor Karl May noch nie etwas gehört hatte, über Nacht zum Star. Selbst über den Tod des Apachenhäuptlings in "Winnetou 3" hinaus wurde die Serie fortgesetzt - nicht zuletzt aufgrund von Protesten der Fans. Insgesamt spielte Brice in elf Filmen bis Ende der 1960er Jahre den schweigsamen, aufrechten Indianerhäuptling.

"Winnetou" sei für ihn immer eine positive Figur gewesen, "ein Mann, der Werte wie Freiheit, Frieden, Liebe und Toleranz vertritt", sagte Brice einst. Vor einigen Jahren haderte er allerdings mit der Festlegung auf diese Figur: "Ich hätte nach 'Winnetou 3' aufhören sollen", sagte er der "Bunten". Dass er weiter Indianerfilme drehte, habe seine Karriere ruiniert.

Ursprünglich war für den am 6. Februar 1929 in der westfranzösischen Hafenstadt Brest geborenen Pierre Louis de Bris eine Karriere beim Militär vorgezeichnet. Nach einer Ausbildung an einer Marineakademie war er in Algerien und im Indochinakrieg. Dann entschied er sich aber für die Schauspiel-Ausbildung.

In Frankreich kam er anfangs über kleinere Filmrollen nicht hinaus, stand im Schatten von Kollegen wie Alain Delon. In Italien und Spanien spielte er auch Hauptrollen, dann kam das "Winnetou"-Angebot aus Deutschland. Spätere Filme reichten alle nicht an seinen größten Erfolg heran.

Mitte der 1970er Jahre kehrte er daher bei den Karl-May-Festspielen im sauerländischen Elspe und später bei den Festspielen in Bad Segeberg zu seiner "Winnetou"-Rolle zurück. In den 1980er Jahren trat er in Fernsehserien wie "Traumschiff" auf und wandte sich wieder dem Theater zu - doch für die Deutschen blieb er auf ewig "Winnetou".

(AFP/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort