Filmmarketing Mehr, immer mehr

Düsseldorf · Trailer, Fotos, Screenshots, kurze Clips: Marketing für Hollywood-Filme ist omnipräsent, potentielle Kinogänger werden mit Vorabinformationen geradezu erschlagen. Gleichzeitig steigen die Kosten für die Produzenten ins schier Unermessliche.

"Batman v Superman": Diese Bilder wurden schon veröffentlicht
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Foto: Twitter Zack Snyder

1999 ist zwar erst fünfzehn Jahre her, aber irgendwie war die Welt damals noch ganz anders. Gerhard Schröder war Bundeskanzler, zu den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam bekannte sich ein gewisser Osama bin Laden, Lance Armstrong war noch nicht des Dopings überführt worden und gewann erstmals die Tour de France.

Auch Youtube, so unmöglich es mittlerweile erscheinen mag, gab es damals noch nicht — es wurde erst 2005 online gestellt. Das dürfte auch folgende Anekdote zu einem weiteren Ereignis erklären, das sich in diesem Jahr zutrug.

"Star Wars: Episode I — Die dunkle Bedrohung" kam in die Kinos. Und der Hype um die lang ersehnte Fortsetzung des Science-Fiction-Klassikers kannte keine Grenzen, spätestens als bekannt wurde, dass der neueste Trailer endlich zu sehen sein sollte. Und so pilgerten Tausende von Fans in das jeweils naheliegendste Kino und schauten sich das rund zweiminütige Video an. Da der Hauptfilm dabei nur eine Nebenrolle spielte, leerten sich die Reihen regelmäßig zu Beginn der eigentlichen Vorführung.

Exklusivität ist so 1999

Exklusives Material — das ist mittlerweile ein Fremdwort in Sachen Marketing in der Filmindustrie. Vorab kann der wissbegierige Cineast eigentlich alles über den Film in Erfahrung bringen: Wer spielt mit? Was ist der Plot? Welchen Stil hat der neue Film? Wie sieht er aus? Wie geht er aus? Selbst das Werk selber ist irgendwo in den Tiefen des Internets aufzufinden.

Während Letzteres ganz und gar nicht im Sinne der Macher ist, werden weitere Informationen ganz bewusst an die potentiellen Kinogänger weitergegeben. Drei Blockbuster geben diese Entwicklung symptomatisch wider:

Der Horrorfilm mit Brad Pitt in der Hauptrolle, drohte ein großer (finanzieller) Reinfall zu werden: Die Poduktionskosten stiegen aufgrund diverser Probleme auf schlappe 190 Millionen Dollar.

Das Marketingkonzept musste dementsprechend kreativ sein: Neben mehreren Trailern und anderen bekannten Maßnahmen, wurden auch Dutzende von Fotos veröffentlicht, auf denen der Untergang der Menschheit vorgetäuscht wurde. Sidney, Tokio oder Berlin — fast keine Metropole wurde ausgelassen. Der Profit betrug letztlich rund 12,4 Millionen Dollar, eine Fortsetzung ist in Planung.

Bei einem der meist erwarteten Blockbuster des Jahres lässt sich Lionsgate nicht lumpen. Bevor der eigentliche Trailer vor wenigen Wochen (bei Youtube) veröffentlicht wurde, konnten sich Fans von Protaginistin Katniss und ihren Mitstreitern sekundenlange Clips, so genannte Teaser, anschauen.

Wenig bis fast gar nichts wurde darin preisgegeben, für Furore sorgten die eigens für diesen Zweck produzierten Filmchen dennoch.

Batman und Superman treffen zwar erst in zwei Jahren aufeinander, Marketing wird aber sogar hier schon betrieben. Das übernimmt in diesem Fall der Regisseur in großen Teilen höchstpersönlich. Zack Snyder twittert regelmäßig über die neuesten Entwicklung des Films.

Could be time to pull the tarp...Tomorrow? http://t.co/Nmm0QqWYYH pic.twitter.com/E6iKluZNDj

Dass das nicht aus reiner Freude am sozialen Medium geschieht, wird klar, wenn man sich die eigentlichen Intervalle seiner Tweets vor dem Drehbeginn anschaut. In dem halben Jahr zuvor veröffentlichte er drei Posts, in den Folgemonaten gleich elf Mal.

Marketingkosten sorgen für Probleme in Hollywood

Diese PR-Offensive spaltet derweil Hollywood, denn sie kostet entsprechend Geld. Durchschnittlich 31 Millionen Dollar müssen Produzenten für Marketing- und Vertriebkosten für die USA und Kanada fix einplanen, ungefähr die gleiche Summe muss international ausgegeben werden.

Das ist für die Großproduktionen ein zu meisterndes Problem, da die Kosten eh hoch sind und dementsprechend auch die Erwartungen an die Einspielergebnisse. Problematisch wird es für Mainstream-Werke, denen nicht so viel Geld zur Verfügung stehen. "Man muss deswegen Filme für vier Millionen Dollar drehen, die nur begrenzt laufen und nicht so unter Druck stehen. 'Drive' bewegte sich in einem Gefahrenbereich, weil er vierzehn Millionen kostete und deshalb "Weder-noch" war. Zum Glück ist alles aufgegangen", erklärte Regisseur Nicolas Winding-Refn in einem Interview mit dem Spiegel passenderweise.

Mit solchen Problemen wird sich Snyder bei "Batman v Superman" nicht rumschlagen müssen. Bei der Comic- und Filmmesse "San Diego Comic Con" zeigte Warner Bros den anwesenden Besucher einen Teaser für das kommende Spektakel. Wann der Film 2016 veröffentlicht wird, ist derweil noch nicht bekannt.

(cfk)
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