"Liebe Halal" Drei Liebesgeschichten aus Beirut

Romantik in Beirut: "Liebe Halal" ist eine familientaugliche Komödie.

Die Lehrerin ist mit dem Thema überfordert und das Bild, das sie am Ende wählt, um der Klasse das Wunder der Fortpflanzung zu erklären, gelinde gesagt unglücklich. Völlig traumatisiert nimmt die achtjährige Hiba den Satz "Der Wurm kriecht aus dem Mann heraus und in die Frau hinein" mit nach Hause, von jetzt an überzeugt, dass Papa Parasiten hat. Diese Anfangsszenen von "Liebe Halal" sind hinreißend komisch und charmant gespielt, und sie geben ein Timing vor, das danach nicht immer eingehalten wird. Die Verdienste der deutsch-libanesischen Koproduktion liegen woanders: Sie wirft ein Licht auf die gesellschaftlichen Spielregeln, nach denen im Islam die Liebe funktioniert. In Form einer romantischen Komödie, was das eigentlich Neue und Besondere daran ist.

In drei Episoden erzählt der libanesische Regisseur Assad Fouladkar vom komplexen Regelwerk einer Handvoll Menschen in Beirut, die ihre Religion respektieren und trotzdem den Lebenspartner ihrer Wahl haben wollen. Dass Fouladkar eine Frau ins Zentrum jeder Geschichte stellt, versteht sich von selbst, schließlich sind es die Frauen, die am meisten zerrissen werden zwischen orientalischer Tradition und westlicher Moderne.

Jede Episode bewahrt ihren eigenen Ton. Den komödiantischen Teil übernimmt die Hausfrau Awatef (Mirna Moukarzel) mit ihrer wurmtraumatisierten Tochter Hiba und Mann Salim (Ali Sammoury), der Nacht für Nacht seine Eherechte einfordert. Da das Awatef zu viel wird, organisiert sie Salim eine Zweitfrau, die ihr die unangenehmen Aufgaben abnehmen soll, vor allem den Sex. Einen etwas ernsthafteren Ton bringt das junge Nachbarpaar Batoul (Zeinab Hind Khadra) und Mokhtar (Hussein Mokaddem) ein, das gerne mal lautstark im Treppenhaus streitet. Als Mokhtar Batoul zum dritten Mal verstößt, muss sie nach islamischem Gesetz erst einen anderen heiraten und mit ihm die Ehe vollziehen, bevor sie zu Mokhtar zurückkehren darf. Ein Hauch Melancholie umweht schließlich die geschiedene Loubna (Darine Hamze), die auf einen Neuanfang mit ihrer Jugendliebe Abou Ahmad (Rodrigue Sleiman) hofft. Der allerdings will nur seinen Spaß.

Fouladkar, der auch als Serien-Autor arbeitet, erzählt von diesen Konflikten im Sitcom-Ton, was islamischen Reizthemen wie Zeitehe, Zweitfrau und Scheidung den Stachel nimmt, oft aber genauso die Tiefe. Mit familientauglichem Humor, buntem Ensemble und seichten Dialogen ist "Liebe Halal" tatsächlich trotz seiner Problematik ein Film, der so angenehm und vorhersehbar dahintrudelt wie jede westliche Romantikkomödie auch.

Liebe Halal, BRD, Libanon 2015 - Regie: Assad Fouladkar, mit Darine Hamze, Rodrigue Sleiman, 91 Min.

(RP)
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