Die besten Filme aller Zeiten Platz 3: Fritz Langs "M — eine Stadt sucht einen Mörder"

Düsseldorf · Bürgerwehr und Lynchjustiz: Der beste deutsche Kriminalfilm zeigt, wie eine Gesellschaft der Hysterie verfällt.

Krings 100: Platz 3: Fritz Langs "M - eine Stadt sucht einen Mörder"
Foto: Screenshot Youtube

Der Mörder ist unter ihnen. Er spaziert durch die Stadt, pfeift seine Melodie, lockt kleine Kinder mit Luftballons und tötet sie. Der Mann ist eine unsichtbare Gefahr, eine Bedrohung im Gewand des Biedermanns. Das schürt Ängste bei den Bürgern und weckt niedere Instinkte. Rache wollen sie nehmen an dem Einen, der seine Triebe nicht unter Kontrolle hat. Die Polizei versucht es mit Rasterfahndung. Die Unterwelt rottet sich zusammen, will den Täter mit ihren Mitteln fangen, weil die Unruhe ihnen das Geschäft verdirbt. Schon werden harmlose Herrn von Passanten angegriffen, wenn sie nur mit einem Kind reden. Nervosität breitet sich aus, Verdächtigungen, Verleumdungen machen die Runde, aus Bürgern wird ein aufgebrachter Mob. Da ist es nicht weit bis zur Lynchjustiz.

1931 drehte Fritz Lang seinen ersten Tonfilm: "M — eine Stadt sucht einen Mörder" - und was für ein Kriminalfilm gelang ihm da! Der gebürtige Wiener hatte in Berlin monumentale Werke geschaffen wie den Science-Fiction-Klassiker "Metropolis", der die Produktionsfirma Universum Ende der 20er Jahre fast in den Ruin trieb. Danach wollte Lang etwas Überschaubares drehen, sich den Menschen zuwenden, ihren Ängsten, ihren Trieben. So erzählte er die Geschichte eines Serienmörders, der die Bewohner einer Stadt herausfordert, ihre rechtsstaatliche Gesinnung auf die Probe stellt. Und er wandte sich dem Tonfilm zu und sollte auch darin gleich ästhetische Maßstäbe setzen.

"M" ist auf so vielen Ebenen überragend: Der Film ist einerseits eine moderne, psychologische Studie, in der ein Serienmörder, der bedrohliche naive Peter Lorre, sein Inneres offenbart, den Zustand der Spaltung, wenn er seine Taten begeht. Zugleich zeigt der Film in bestürzender Klarheit die Mechanismen der Panikmache, Volksverhetzung und Entmenschlichung eines Täters. Die organisierte Unterwelt, angeführt von Gustaf Gründgens als dämonischem Ganovenfürst, macht der Polizei ihre Aufgabe streitig. Das reflektiert die Lage in der Weimarer Republik, die Schwäche der staatlichen Institutionen, die den Nazis das Feld überließen, erst auf der Straße, dann im Parlament.

Fritz Lang verarbeitet in seiner Geschichte auch reale Verbrechen wie den Fall des Serienmörders Peter Kürten, der als "Vampir von Düsseldorf" in aller Munde war. So ist sein Werk ein perfekter Kriminalfilm, der mit allen Mitteln des Suspense in seinen Bann schlägt und kaum zu erkennen gibt, dass er zugleich auch eine brillante Gesellschaftsanalyse ist. In "M" spiegelt sich die Zeit - noch heute.

Kino Am Freitag, 21. August, 19 Uhr, läuft im Kino Metropol, Brunnenstraße 20, in Düsseldorf der Siegerfilm der "Krings' 100". Kartentelefon: 0211 / 349709

(dok)
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