Die besten Filme aller Zeiten Platz 10: "Avatar" von James Cameron

Düsseldorf · Lange hat das Kino vom Raum geträumt. Davon, Menschen wirklich hineinzuschicken in eine Geschichte, in die Tiefe einer unbekannten Welt. Zuschauer sollten das Gefühl bekommen, die Blicke wandern lassen zu dürfen, selbst zu bestimmen, was sie anschauen wollten, unterwegs zu sein in einer fremden Umgebung. Was für ein Abenteuer!

James Cameron machte es wahr. Mit "Avatar" hat er den ersten ernstzunehmenden Actionfilm geschaffen, der das Sehen selbst zum Abenteuer macht. Darum war die Geschichte nahezu egal. Cameron wollte mit der Kinoleinwand das Tor in eine neue Dimension öffnen, darum erzählte er auch aus einer fremden Welt und nannte sie Pandora - er hatte nun selbst eine Büchse geöffnet, wollte die Menschen mit Illusionen von neuer Dimension verführen.

Als der Film 2009 in die Kinos kam, setzten viele eher skeptisch die schweren, dunklen Brillen auf. Sie erinnerten sich noch an die Fernsehabende mit zerknickten Pappbrillen auf der Nase. Da hatte es ein paar spaßige Effekte gegeben, Wasser wurde einem entgegengekippt, 3D erzeugte Schrecksekunden, eine Revolution war das nicht.

Doch dann kam Cameron: In "Avatar" klettert der Zuschauer zum ersten Mal auf einen beweglichen Flugdrachen mit gemusterter Haut, unter der die Muskeln spielen. Er rast mit ihm an lianenbehangenen Schwebeinseln vorbei, stürzt in die Tiefe, gleitet über nebelverhangene Urwälder hinweg. Das waren keine Effekte, das war ein Rausch.

Und wenn es dunkel wird in Pandora, taumeln leuchtende Pollen wie zarte Lampions durch die Luft. Da durfte man im Kino wieder staunen und einfach nur schauen. Denn im nächsten Moment wurde man ja schon wieder mitgerissen, hinein in den Kampf gegen hochgerüstete Gegner.

Schon jagte man wieder mit den tapferen Na'vi durch den Urwald auf Pandora und fürchtet mit ihnen um den Erhalt ihrer gefährdeten Zauberwelt.

Dass die neue Technik, bei der mit zwei Kameras versetzt gefilmt wird, um die Illusion des Raums zu erzeugen, auch das Erzählen verändern würde, hatte Cameron noch nicht im Blick. Das sollten Regisseure wie Wim Wenders nach ihm versuchen. Camerons Drama ist eher schlicht: Ein gelähmter Soldat wird ausgesandt, in einen fremden Körper zu schlüpfen und als Avatar das Naturvolk auf einem fremden Planeten auszuspionieren. Es geht um Rohstoffe, um die Machenschaften des Militärs und die Achtung vor fremden Wesen, die noch mit der Natur im Einklang leben. Das ist alles ein wenig betulich, an Hauptdarsteller Sam Worthington und Sigourney Weaver in einer Nebenrolle erinnert man sich kaum. Aber das Erlebnis war grandios. Man sah diese Geschichte nicht, man war unterwegs in diesem Abenteuer.

Viele Kinos rüsteten 2009 unter Hochdruck auf digitale Technik um, um "Avatar" nicht zu verpassen. Der Film spielte weltweit über 2,78 Milliarden US-Dollar ein, ist damit der ertragreichste Film aller Zeiten. Vor dem anderen Klassiker, den James Cameron geschaffen hat: vor "Titanic".

(RP)
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