"Dirty Grandpa" Der lausigste Film von Robert De Niro

Los Angeles · Irgendwann, während man sich so Szene für Szene durchquält, fängt man an, sich selbst gut zuzureden. Nein, es ist nicht fair, den neuen Robert De Niro mit dem alten zu vergleichen. Der Mann ist 72. Von irgendwas muss einer ja leben. Aber es ist De Niro! "Taxi Driver" und "Wie ein wilder Stier" und "Casino"!

Dirty Grandpa – Bilder des Films mit Robert De Niro und Zac Efron
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Bilder aus "Dirty Grandpa" mit Robert De Niro und Zac Efron

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In den 90ern begann De Niro seinen Ausflug ins Komödiengenre, der nicht mehr enden sollte. Zunächst lief das ganz anständig, neben Billy Crystal in der Mafiasatire "Reine Nervensache" oder in diesem bizarren Duett mit Ben Stiller in der "Meet The Fockers"-Trilogie. Aber über die Jahre erstarrte De Niros Mimik immer mehr zur Clownsgrimasse, breit grinsend, verzweifelt. Und jetzt ist es passiert. Die Lähmung ist komplett.

In seinem bisher lausigsten Film "Dirty Grandpa" spielt Robert De Niro einen alten Sack mit dem passenden Namen Dick. Dicks Frau ist gerade verstorben. Das ist aber nicht so wichtig wie die Tatsache, dass Dick ihretwegen seit 15 Jahren keinen Sex hatte. Nach der Beerdigung zwingt Dick seinen enorm verklemmten Enkel Jason (Zac Efron) auf eine Reise zum Spring Break in Florida, deren Ziel er energisch mit "Ich will ficken, ficken, ficken!" umschreibt. Und das ist noch der sauberste Filmsatz von allen.

Regisseur Dan Mazer war an den Drehbüchern so provokativer Sauereien wie Sacha Baron Cohens "Borat" beteiligt. Hier lässt Mazer alle Provokation weg und gibt sich mit den Sauereien zufrieden. So sehen wir De Niro nackt beim Masturbieren und Zac Efron beim Crack-Rauchen. Später Efron nackt tanzend auf einer Party und De Niro halbnackt bei einer Karaoke-Darbietung von Ice Cubes Skandal-Rap "It Was A Good Day". War da noch was? Ach ja. Zwischendurch verliebt Efron sich noch in ein halbnacktes Playmate mit Öko-Ambitionen. Und De Niro bebalzt ein halbnacktes Playmate ohne jede Ambition.

Das ist nicht etwa langweilig oder ärgerlich anzusehen, sondern schmerzhaft. Und während De Niro auf Autopilot läuft und den blassen Efron selbst dabei noch an die Wand spielt, erinnert man sich sehnsüchtig an "Hangover" wie an feinstes französisches Arthousekino.

Dirty Grandpa, USA 2016 - Regie: Dan Mazer mit Robert De Niro, Zac Efron, Aubrey Plaza 102 Min.

(RP)
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