"Jane Got A Gun" Natalie Portman greift zur Knarre

Hass und Rachegelüste, gepaart mit ein bisschen Angst und viel Selbsterhaltungstrieb: Das ist der gängige Gefühlsmix für einen Western. Sentimentales Schwelgen zweier Liebender in der gemeinsamen Vergangenheit passt da eher nicht so gut.

Über Rückblenden mit Kornfeldromantik wird die Geschichte des Trios in den 1860ern, zur Zeit des Bürgerkriegs, umständlich erzählt. Während die beiden Kampffähigen auf den Angriff der Bande um John Bishop (Ewan McGregor) warten, kommen sie sich dank der Erinnerungen an die idyllische Zeit wieder näher. Das hätte Potenzial, auf die Tränendrüsen zu drücken - würde ein paar Sekunden später nicht das Geballer losgehen.

"Der Westernaspekt dieses Films ist eine Metapher für Liebe und die Wege, auf denen wir uns gegenseitig verletzen, ohne es zurücknehmen zu können", sagt Portman. "Wenn du einmal etwas tust, kannst du damit eine Beziehung irreparabel zerstören." Portman ist eine Empfindsame, die mit ihrer Zerbrechlichkeit im Ballett-Psychothriller "Black Swan" gut besetzt war. Dass Jane um ihre Familie kämpft, gerne ihre Ruhe hätte und in Frieden leben würde, kauft man ihr auch in "Jane got a gun" ab. Die harte, bisweilen rachsüchtige Westernbraut eher nicht. Auch wenn Jane eine Waffe hat - und diese auch benutzt - käme sie ohne ihren Ex nicht weit.

Damit verfehlt der Film auch den Anspruch, eine Frau in den Fokus zu nehmen und auf diese Weise eine Alternative zum testosteronlastigen Standard-Western zu bieten. Da war etwa "The Homesman" mit Hilary Swank in der Hauptrolle im vergangenen Jahr weiter. Nun bleibt der Versuch, in der malerischen - wenn auch bisweilen staubtrockenen - Landschaft im US-Bundesstaat New Mexico einen etwas anderen Western zu zeigen. Das klappt. Fraglich ist dann nur, wessen Geschmack diese Version am Ende trifft: Westernfreunde oder Liebhaber von Herz-Schmerz-Geschichten.

"Jane got a gun", USA 2014, 98 Min., Regie: Gavin O'Connor, mit: Natalie Portman, Joel Edgerton, Ewan McGregor, Noah Emmerich

(RP)
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