"Men & Chicken" im Kino Familien-Groteske aus Dänemark

Düsseldorf · Dänische Komödien muss man aushalten können. Vor allem, wenn sie aus der Feder von Anders Thomas Jensen stammen. Für zartbesaitete Fans romantischer Til-Schweiger-Komödien ist "Adams Äpfel" (2005) nichts. Wer einen schwachen Magen hat, sollte sich von "Dänische Delikatessen" (2003) fernhalten. Allen anderen sind die Kunstwerke tiefschwarzen Humors wärmstens zu empfehlen.

"Men & Chicken" mit Mads Mikkelsen: Familien-Groteske aus Dänemark
Foto: dpa, kde

Nach dem Tod ihres Vaters erfahren der tumbe Elias, gespielt von Dänemarks Schauspielstar Mads Mikkelsen, und sein gebildeter Bruder Gabriel - er unterrichtet Evolutionspsychologie und Philosophie -, dass sie adoptiert sind. Die Suche nach ihrem Erzeuger führt die beiden ungleichen Brüder auf die verlassene Insel Ork, wo zwar kaum Menschen, dafür aber umso mehr Hühner wohnen.

Dort treffen sie auf einem verwahrlosten Anwesen zunächst allerdings nicht auf ihren leiblichen Vater, einen Forscher, sondern nur auf ihre drei Halbbrüder, die ihnen nicht gerade einen freundlichen Empfang bereiten. Eine unheimliche Aura umgebe die Männer, erzählt der Bürgermeister von Ork. "Keiner von ihnen hatte dieselbe Mutter." Weil zudem alle Mütter nach der Geburt der Knaben gestorben seien, nennen die Menschen auf der Insel den Vater "den Schwanz des Todes".

Außer einer auffälligen Hasenscharte sieht Gabriel anfangs nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen sich und seinen Verwandten. Man sucht sich seine Familie eben nicht aus. Elias dagegen probt die Anpassung an die Sonderlinge, die es aus Mangel an weiblichen Inselbewohnern mit dem Federvieh treiben. "Du musst keine Angst haben, das tut denen nicht weh", sagt Gregor (Nikolaj Lie Kaas) zum dauermasturbierenden Elias. "Da ist doch genug Platz, das sind die vom Eierlegen gewohnt."

Sein schlagendes Argument: "Wir üben doch nur, bis wir irgendwelche Mädels kennenlernen." Leider leben auf Ork nur rund 40 Menschen - es gilt, nicht zu wählerisch sein. Und so streifen die Brüder sich schicke Anzüge über und machen einen Ausflug ins Altersheim, unter dem Arm einen Laib Käse als Geschenk für die Damen. "Die Auswahl an Frauen ist nicht übel", befinden sie.

Was wirken mag wie eine Ansammlung derber Witze und makabrer Episoden, offenbart sich als sorgfältig komponierte Erzählung, die den Zuschauer mit menschlichen Abgründen konfrontiert. Wie alles zusammenhängt und welche Fährte Jensen mit seinen Bezügen auf die Bibel und auf Darwin legt, wird erst ganz zum Schluss klar, als die Brüder hinter ein gruseliges Familiengeheimnis kommen.

Sehenswert machen den Film der groteske Humor und die versammelte schauspielerische Klasse Dänemarks.

(RP)
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