Doku "Match Me!" Herz ist stumpf

Düsseldorf · Ein herrlicher Film ist das, weil er nämlich die natürliche Else-Kling-Neugier im Zuschauer befriedigt, das Bedürfnis nach Klatsch, nach Mäuschenspielen und Schlüssellochgucken. Und weil er zudem neuerlich und eindrucksvoll vor Augen führt, wie wichtig das mit der Liebe im Leben ist und wie schwierig, jemanden zu finden, der sie geben kann und von dem man sie auch annehmen möchte.

 Johanna sucht die Liebe.

Johanna sucht die Liebe.

Foto: W-Film

"Match Me!" heißt diese Dokumentation, gedreht hat sie Lia Jaspers, die mancher von der Fahrschul-Doku "You Drive Me Crazy" kennen dürfte, für die sie das Drehbuch geschrieben hat. Jaspers begleitet drei Zeitgenossen, die die Suche nach dem Traumpartner outsourcen. Johanna etwa ist Künstlerin in München, und sie besucht ein Matchmaking-Festival in Irland. Dort sind alle happy, ein bisschen silly und totally irish, aber es ist niemand da, mit dem Johanna in love fallen könnte.

Sampsa aus Helsinki erfült das finnische Klischee des schweigsamen, aber großherzigen Melancholikers, und deshalb ist es so amüsant zu sehen, das ausgerechnet er sich für die schrillste Partnervermittlung entschieden hat: Dort muss man eine Party mit verbundenen Augen feiern, sich mit einer Unbekannten auf einer Eisfläche treffen und einen Abend miteinander verbringen, bei dem man Regeln brechen soll - ohne indes genau zu wissen welche. Alles sehr schräg also, aber Sampsa wirkt zufrieden. Die dritte Person ist dann Sarah, und die möchte man fortwährend schütteln und ins Gebet nehmen. Sie lässt sich von ihrer Yoga-Gemeinschaft in einer Massen-Verkupplungs-Zeremonie einen Partner zuweisen, und die Vorschrift besagt, dass der bitte rasch zu heiraten sei. Es trifft Jonas aus Litauen, und als die beiden einander zugeführt werden, schaut keiner den anderen an, was per se ein schlechtes Zeichen ist.

Die Kamera ist immer dabei, wenn zwei Menschen sich treffen, aus denen ein Paar werden könnte, und aus dem Off sprechen die Liebessucher über ihre Gefühle und Meinungen. Von Johanna, deren Herz man übrigens sehen kann, wenn sie spricht, weil es so weit vorne auf ihrer Zunge liegt, erfahren wir, dass sie einst von ihrer großen Liebe betrogen wurde. "Komplett demontiert" gefühlt habe sie sich. Und Sarah verrät, dass sie sich selbst nicht zutraue, einen Partner fürs Leben zu finden, und nun sorge sie sich, weil es doch an der Zeit sei, eine Familie zu gründen. Sie ist 27.

Jeden der Porträtierten gewinnt man lieb, obwohl das sehr verschiedene Menschen sind, und vielleicht ist das die größte Leistung dieses Films: dass er Zuneigung stiftet zwischen den Akteuren auf der Leinwand und den Zuschauern davor.

Match Me!, Deutschland, Österreich 2015 - Regie: Lia Jaspers, 94 Min.

(hols)
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