"Louder Than Bombs" Studie über das Zerbrechen einer Familie

Düsseldorf · Die Entfremdung ist vom ersten Augenblick an zu spüren: Als Jonah (Jesse Eisenberg) am Krankenhausbett seiner Frau steht, die gerade das gemeinsame Kind zur Welt gebracht hat, ist da etwas Distanziertes, Tranceartiges. Er scheint etwas zu verheimlichen; auf dem Weg, ihr Essen zu besorgen, trifft er seine Ex, der er nichts von dem fröhlichen Ereignis erzählt.

"Louder Than Bombs" mit Jesse Eisenberg: Studie über das Zerbrechen einer Familie
Foto: dpa, lus sab

Jonah ist nicht die einzige Figur in Joachim Triers Familiendrama "Louder Than Bombs", die verloren wirkt, isoliert von den Menschen um sich und ihrer Umgebung. Er ist eines der drei Familienmitglieder, die als Fragmente handeln, die sich doch nie so recht zusammenfügen.

Auslöser dafür, dass sich diese Figuren plötzlich neu miteinander auseinandersetzen und sich der Vergangenheit stellen müssen, ist eine große Retrospektive mit den Werken der renommierten Kriegsfotografin Isabelle Reed (Isabelle Huppert) sowie ein ausführlicher Artikel in der "New York Times". Die Fotografin hat sich das Leben genommen. Die Hintergründe bleiben im Dunkeln. Doch darum geht es Joachim Trier auch gar nicht, vielmehr widmet er sich den drei zurückgebliebenen Familienmitgliedern.

Mit seinem Co-Autor Eskil Vogt erzählt er von einer dysfunktionalen Familie in Rückblenden, Traum- und Fantasiesequenzen und aus unterschiedlichen Perspektiven. Immer wieder erscheint die Unfallszene Isabelles in Zeitlupe. So wird sie zum emotionalen Zentrum des Dramas, sie, die für ihre Karriere die Familie alleingelassen hat.

(RP)
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