"Learning To Drive" im Kino Spirituelle Fahrstunde mit Ben Kingsley

Düsseldorf · In der Komödie "Learning To Drive" von Isabel Coixet lernen sich Patricia Clarkson und Ben Kingsley im Verkehrsdschungel von Manhattan kennen und schätzen. Ihre Gespräche sind voller philosophischer Weisheiten.

"Learning To Drive" mit Ben Kingsley: Eine spirituelle Fahrstunde
Foto: dpa, bsc

Das Kino liebt das Auto. Von all den unzähligen Roadmovies über Horrorfilme wie "Christine" bis hin zu Actionreihen wie "Fast & Furious". Von älteren Kultwerken wie "Taxi Driver" bis hin zu jüngeren wie "Drive". Der diesjährige Gewinner des Goldenen Bären bei der Berlinale, der gerade angelaufene "Taxi Teheran", spielt ausschließlich in einem Auto. Und auch in "Learning To Drive" wird viel gefahren, dem neuen Film der katalanischen Regisseurin Isabel Coixet ("Mein Leben ohne mich").

Sie erzählt von einer New Yorkerin mittleren Alters, gespielt von Patricia Clarkson ("Vicky Cristina Barcelona"), die sich in die Obhut eines indischen Fahrlehrers begibt, gespielt von Oscar-Preisträger Ben Kingsley ("Gandhi").

Das Ehe-Aus kommt nach 21 Jahren. Wendy (Clarkson), die sich im Big Apple einen Namen gemacht hat als Literaturkritikerin, steht plötzlich ohne ihren Mann da. Der hat sich einfach eine Jüngere geangelt. Nach anfänglicher Verzweiflung rafft sich Wendy wieder auf. Endlich will sie lernen am Steuer eines Autos im wilden New Yorker Verkehr zu bestehen, endlich den Führerschein machen. Auch damit sie mal allein ihre Tochter besuchen kann, die im ländlichen Vermont lebt.

Wendys Fahrlehrer ist selbst im bunten New York eine auffällige Erscheinung, der vollbärtige Sikh, der einst im Punjab Uni-Professor war, wechselt zwischen roten, blauen und hellrosafarbenen Turbanen und hält so manche populärphilosophische Weisheit parat: "Fahren bedeutet Freiheit".

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Bereits in "Elegy oder die Kunst zu lieben" standen Ben Kingsley und Patricia Clarkson für Coixet vor der Kamera. "Learning To Drive" nun lebt in großem Maße vom famosen Zusammenspiel der beiden Darsteller. Wie sich Wendy, die so smarte wie verzweifelte New Yorker Intellektuelle und Darwan, der gläubige, aus Indien kommende Taxifahrer allmählich füreinander zu interessieren beginnen, das wird von Clarkson und Kingsley glaubwürdig und zugleich mit einigem Humor auf die Leinwand gebracht. Man merkt, dass sich die beiden den Figuren, die sie spielen, verbunden fühlen.

Die Charaktere sind vielschichtiger als zunächst erwartet, weder ist Darwan der stets in sich ruhende Asiat, noch Wendy die abgebrühte, coole New Yorkerin. Wenig glaubwürdig ist allerdings, dass eine moderne Frau wie Wendy manchmal derart unemanzipiert ist. So erklärt sie einer Freundin die Tatsache, dass sie nicht fahren kann damit, dass sie ja schließlich einen Mann hatte. "Learning To Drive" ist eine hübsche, erfrischende und über weite Strecken auch unterhaltsame Sommerkomödie, die wohl ein etwas älteres Publikum in die Kinos locken dürfte.

Coixets Inszenierung ist weder betulich noch allzu vorhersehbar. Gekonnt hält sie die Mitte zwischen Culture-Clash-Komödie und nachdenklicher Studie einer Midlife-Crisis. Der deutsche Untertitel, "Fahrstunden fürs Leben", deutet es bereits an: "Learning To Drive" will mehr sein als pure Komödie - und zwar um jeden Preis. Der philosophische Mehrwert hält sich zwar in Grenzen, zumindest in der englischsprachigen Originalversion aber geht von Ben Kingsleys wunderbar sanfter Stimme etwas Beruhigendes aus. Und so ist Kingsley in den besten Momenten tatsächlich Fahr- und spiritueller Lehrer zugleich.

(dpa)
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