"Freeheld" Julianne Moore in enttäuschendem Drama

Düsseldorf · "Freeheld" erzählt die wahre Geschichte einer lesbischen Frau, die für Gerechtigkeit kämpft.

 Julianne Moore und Ellen Page in "Freeheld".

Julianne Moore und Ellen Page in "Freeheld".

Foto: Universum Film/dpa

Man soll es gleich zu Anfang merken, als Detective Laurel Hester (Juliane Moore) auf der Jagd nach einem Dealer zwischen zwei Häusern umherpirscht, die Dienstwaffe im Anschlag: Die zierliche Frau gehört zu den besten Polizisten in Ocean County. Dass sie seit knapp 20 Dienstjahren ihre Homosexualität geheim hält, ahnt keiner. Laurels junge Lebenspartnerin Stacie (Ellen Page), die im Holzfällerhemd vor dem Haus werkelt, halten aus der Ferne alle für die Gärtnerin.

Viel näher kommt man den Heldinnen des Gender-Krebsdramas "Freeheld" auch als Zuschauer nicht, was schade ist. Immerhin stammt das Drehbuch von "Philadelphia"-Autor Ron Nyswaner, basierend auf dem gleichnamigen, 2008 oscarprämierten Kurzfilm. Regisseur Peter Sollett hatte mit Julianne Moore, Ellen Page, Michael Shannon und Steve Carell vier von Hollywoods besten Charakterköpfen zur Verfügung. Dazu basiert das Ganze auf dem Fall der echten Laurel Hester, die 2006 zur Ikone für die Schwulen- und Lesbenbewegung wurde. Sollett hätte der Geschichte und der Kraft der Figuren vertrauen können. Stattdessen macht er daraus ein seichtes Rührstück, das niemanden herausfordert.

Als Laurel mit Seitenschmerzen zum Arzt geht und mit Lungenkrebs im Endstadium nach Hause kommt, möchte sie Stacie Haus und Pension vermachen. Aber die Behörde der "Freeholder" lehnt den Antrag ab, die homophoben Kollegen kehren der Sterbenden den Rücken. Nur Laurels Arbeitspartner Dane (Shannon) und der exzentrische Schwulenaktivist Steve Goldstein (Carell) schlagen sich auf ihre Seite.

Das alles spult "Freeheld" nach dem Baukastensystem ab: Romanze, Krebsdrama, Justizkrimi. Weder Laurel noch ihre Liebesbeziehung entwickeln ein Profil. Die arme Ellen Page aus "Juno", die sich 2013 selbst als Lesbierin outete, bleibt als nuschelnde, Reifen wechselnde Stacie blass. Auch hat man Julianne Moore noch so unglaublich stark in Erinnerung von ihrer Oscar-Rolle als Alzheimerkranke in "Still Alice". Ein Jahr später sieht man wieder zu, wie das Gesicht schmaler wird und die Angst in den Augen größer, und Moore macht das gut. Aber man hat es von ihr schon viel besser gesehen.

Laurels Leiden geht dann auch im Dröhnen des Justizdramas unter, das sich über die zweite Hälfte des Films zieht. Hier halten alle vier Darsteller ihre Plädoyers auf Gleichheit und Gerechtigkeit, von denen nur Michael Shannons Monolog nachhallt. Sein heterosexueller, hoffnungslos in Laurel verliebter Polizist ist die einzig ambivalente Figur in einem Melodram, das ansonsten auf angepasste Weise von unangepassten Menschen erzählt.

Freeheld, USA 2015 - Regie: Peter Sollett, mit Julianne Moore, Ellen Page, Michael Shannon, Steve Carell, 104 Min.

(RP)
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