Drama "La Pivellina" Findelkind im Zirkus

(RP). Eine Frau sucht ihren Hund im Park und findet ein kleines Mädchen. Weil es zu regnen beginnt, nimmt die resolute Patti das Kind, das noch nicht viel mehr als seinen Namen Asia sagen kann, mit nach Hause. Dort entdeckt sie einen Zettel in der Jacke der Keinen, auf dem steht, man möge sich um sie kümmern, sie werde wieder abgeholt werden.

 Das kleine Findelkind fühlt sich im Wanderzirkus schnell wohl.

Das kleine Findelkind fühlt sich im Wanderzirkus schnell wohl.

Foto: Filmgalerie451

Patti und ihr Mann Walter betreiben einen kleinen Wanderzirkus, der sein Wohnwagen-Winterquartier in einem tristen Vorort von Rom aufgeschlagen hat. Statt die Polizei einzuschalten, beschließt Patti, das ausgesetzte Kind erst einmal dazubehalten. Das ist letztlich die ganze Geschichte von "La Pivellina": Patti und der elternlose Nachbarsjunge Tairo sorgen dafür, dass Asia sich in der Wagenburg wohlfühlt.

Wir bekommen nahezu dokumentarische Eindrücke vom Alltagsleben in diesem besonderen kleinen Kosmos. Das verwundert wenig, denn die beiden Filmemacher Tizza Covi und Rainer Frimmel haben bisher vorwiegend als Dokumentaristen gearbeitet. In "Babooska" etwa aus dem Jahr 2005 beleuchteten sie das Nomadenleben von Schaustellern am Rande der bürgerlichen Gesellschaft.

Aus dieser Zeit kennt das Regieduo Patti und Walter. Mit ihnen gemeinsam entwarf die in Bozen gebürtige Tizza Covi das Drehbuch zu "La Pivellina". Nur die Story um das Findelkind ist fiktiv, der Rest zeigt die Lebenswirklichkeit der Zirkustruppe. Die Szenen und Dialoge sind improvisiert. Und sie funktionieren prächtig. Die 16-mm-Handkamera von Rainer Frimmel bleibt ganz nah an den unbefangen auftretenden Protagonisten. In einem der vielen anrührenden Momente versucht Tairo für Asia Pommes Frites zu braten, gibt das Vorhaben dann aber wieder auf und geht lieber mit ihr in eine Pizzeria.

Das entzückende, gerade mal zweijährige Kind bezaubert nicht nur die Herzen derjenigen, die es aufgenommen haben und die Trennung von ihm fürchten, sondern auch die der Zuschauer. Ähnlich verhält es sich mit dem gezeigten Milieu. Wir lernen eigenwillige Charaktere kennen, die keine Not, sondern eine nahezu familiäre Lebensgemeinschaft mit selbstverständlicher Hilfsbereitschaft bilden. Der Blick darauf erinnert ein wenig an die Filme des italienischen Neorealismus und gleichzeitig an die der belgischen Brüder Dardenne. Ein zutiefst menschlicher und bewegender Film.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP)
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