"Der Chor - Stimmen des Herzens" Dustin Hoffman in einem Film über das Erwachsenwerden

Im Zeitalter von Streaming-Diensten, schrillen YouTube-Musikvideos und Klingelton-Gedudel allerorten wirken Filme über Jugendliche, die ernsthaft Musik machen, schon fast anrührend altmodisch. Aber sie haben Erfolg, weil sie eine Sehnsucht nach dem Authentischen bedienen. Anfang des Jahres erst heimste das Schlagzeuger-Drama "Whiplash" drei Oscars ein, die hippe Metropole New York wirkte in dem Jazz-Drama allerdings so nostalgisch wie lange nicht mehr.

Auch der neue Film des kanadischen Film-, Opern- und Theater-Regisseurs François Girard scheint etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Aber man sollte sich nicht vom kitschigen deutschen Verleihtitel "Der Chor - Stimmen des Herzens" täuschen lassen: Girard erzählt in seinem großartig besetzten, allerdings etwas überraschungsarmen Chorknaben-Drama eine starke Geschichte vom Erwachsenwerden und dem Mut, seinem eigenen Talent zu folgen.

Der zwölfjährige Stet (Garrett Wareing) lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Seinen Vater Gerard (Josh Lucas) hat er noch nie gesehen. Stet ist rebellisch, unberechenbar und verfügt über ein herausragendes Gesangstalent, das von seiner engagierten Lehrerin Ms. Steel (Debra Winger) nach Kräften gefördert wird. Als Stets Mutter bei einem Autounfall ums Leben kommt, gelingt es der musikliebenden Pädagogin, ihren Schützling in einem renommierten Musikinternat an der Ostküste unterzubringen.

Jetzt muss sich der eigensinnige Stet im "National Boychoir" behaupten, dem besten Knabenchor der USA. Dessen Leiter Carvelle (Dustin Hoffman) steht seinem neuen Schüler skeptisch gegenüber.

Zu erleben ist eine klassische Coming-of-Age-Geschichte unter den verschärften Konkurrenzbedingungen eines Elite-Internats. Die Chorknaben benehmen sich wie kleine, eitle Popstars, gehen auf Konzertreisen bis nach Japan, geben Autogramme und belauern sich argwöhnisch.

(dpa)
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