"Killing Them Softly" Brad Pitt versucht, cool zu bleiben

Düsseldorf · In "Killing Them Softly" gibt Brad Pitt mal wieder den eiskalten Profikiller. Doch der Film von Andrew Dominik ist nicht nur ein finsterer Gangsterthriller, sondern vor allem eine Abrechnung mit dem amerikanischen Traum.

Krisenzeiten sind Blütezeiten des Gangsterfilms — vor allem in Amerika. In den 1930er Jahren wurde die Große Depression begleitet vom Aufstieg unvergesslicher Kino-Schurken wie "Little Caesar", "Scarface" und "Public Enemy". Sie pflegten auf Wunsch der Zensur im Kugelhagel der Staatsmacht zu enden.

In den 1970er Jahren eröffnete als Begleitmusik zu wirtschaftlichen Umwälzungen "Der Pate" eine neue Glanzzeit des Genres — diesmal mit einer Unterwelt aus Korporationen, die sich über blutige Konkurrenzkämpfe zu legalen Konzernen mausern wollen.

Andrew Dominik, der Regisseur und Drehbuchautor von "Killing Them Softly", hat einen Roman aus den 1970er Jahren ("Cogan's Trade" von George V. Higgins) aufgegriffen und die Eigenarten markanter Gangsterfilme der letzten Jahrzehnte verstärkt. Da tobt sich das mittlere Management in irrwitzigen Launen und unkontrollierter Gier aus, bis zur Selbstzerstörung — wie in Scorseses "Good Fellas" und "Casino", oder in Tarantinos "Pulp Fiction". Selbst Top-Manager brauchen zur Stress-Bewältigung psychiatrische Betreuung, wie James Gandolfini in der amerikanischen Fernsehserie "The Sopranos".

In "Killing Them Softly" taucht Gandolfini als ein von Alkohol und Prostituierten ruiniertes Wrack auf, und Cogan, der Auftragskiller, der seine Opfer gern "sanft" erledigen will, erkennt: Mit dem Ruf nach diesem einst geschätzten Kollegen hat er seine Lage noch weiter kompliziert.

Brad Pitt spielt diesen Cogan als einen Spezialisten, der sich verzweifelt bemüht, cool zu bleiben, obwohl auch er zusehends den Überblick verliert. Zunächst ging es nur um die Bestrafung kleiner Halunken, die sich an Syndikats-Eigentum vergriffen haben. Doch die weiteren Wünsche der Konzernleitung werden widersprüchlich, sie klingen fast so hohl wie die unentwegt aus Fernsehen und Radio dröhnenden Wahlkampf-Reden von Bush und Obama.

Die in den Herbst 2008 verlegten Unterwelt-Wirren werden eifrig zum Spiegelbild einer politisch und sozial zerrissenen US-Gesellschaft erklärt und zugleich wie artistische Kabinettstücke zelebriert. Da münden virtuose Porträts großer und kleiner Halunken in banalem Geplapper, das wiederum neue Gewaltausbrüche signalisiert — und die weiß Dominik mit schockierender Eleganz auszumalen.

(RP/sap/csi/das)
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