Jodie Fosters Film über die Finanzkrise

Klug inszeniert: In "Money Monster" spielen Julia Roberts und George Clooney die Hauptrollen.

Gemessen an den enormen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die US-Gesellschaft, hat sich dieses brennende Thema im amerikanischen Kino kaum widergespiegelt. Hollywood - selbst stark von der Finanzkrise getroffen - flüchtete sich in die Superhelden-Blockbuster-Monokultur. Die Filme, die sich mit den Machenschaften der Börse und den Auswirkungen der Krise auseinandersetzten, blieben Ausnahmeerscheinungen. Martin Scorseses "Wolf of Wall Street" warf einen retrospektiven Blick auf den Zynismus der Branche und die Faszination des schnellen Geldes. Erst im letzten Jahr lieferte Adam McKays "The Big Short" auf der Leinwand eine erhellende und unterhaltsame Analyse der Ereignisse, die zur Immobilienblase und dem Bankencrash führten.

Außen vor blieb in beiden Filmen jedoch die Perspektive der direkt Betroffenen am unteren Ende der kapitalistischen Hierarchie. In ihrem neuen Film "Money Monster" bringt Jodie Foster nun die beiden Welten in direkte Konfrontation zueinander. Lee Gates (George Clooney) moderiert für einen Kabel-TV-Sender eine Börsenshow. Mit goldenem Zylinder tanzt er zwischen deutlich gelenkigeren Showgirls, kommentiert die Kurven der Aktienkurse mit schlüpfrigen Witzen und eingeblendeten Filmzitaten und gibt jeden Tag in marktschreierischer Manier einen Investment-Tipp ab. "Wir machen hier keinen Journalismus", klärt die Producerin Patty (Julia Roberts) im Vorbeigehen einen Studiogast über die inhaltlichen Ansprüche der Infotainment-Show auf.

Dass das nicht allen Zuschauern klar ist, zeigt sich wenig später, als Kyle (Jack O'Connell) sich ins Studio schmuggelt, den Moderator als Geisel nimmt und ihm eine Sprengstoffweste überzieht. Der Paketbote hat immer hart gearbeitet, seine Mutter gepflegt und das spärliche Erbe in einen Fonds investiert, den Gates in seiner Show als todsichere Investmentempfehlung beworben hat. Aber eine Computerpanne hat dem Börsenunternehmen einen Verlust vom 800 Millionen Dollar beschert und der wütende Kleininvestor fordert nun vor laufenden Kameras mit der Pistole in der Hand eine persönliche Erklärung des verantwortlichen Geschäftsführers Walt Camby (Dominic West).

Draußen vor dem Studio ziehen die Sondereinsatzkommandos der Polizei auf. Drinnen versuchen Lee und Patty den Forderungen des Geiselnehmers nachzukommen und beginnen die wahren Ursachen des Unternehmensbankrotts zu recherchieren.

In einem sorgfältig konstruierten Psychodrama führt Foster in "Money Ball" drei Figuren zusammen, die als durchaus prototypisch für die derzeitige gesellschaftliche Konfliktlage gelten können: der glatte TV-Moderator, der den Zynismus einer korrumpierten Medienbranche verkörpert, der Investmentmanager, der vorgibt, nur den Gesetzen der freien Marktwirtschaft zu folgen, und der buchstäblich kleine Mann von der Straße, dessen Existenz durch Börsenspekulation bedroht ist.

Was zunächst etwas lehrstückhaft klingen mag, erweist sich jedoch dank einer kompakten Inszenierung und interessanter Plotwendungen, die gezielt dramaturgische Klischees aushebeln, als spannender Polit-Thriller.

Auch wenn "Money Monster" in der Zielgeraden mit einigen Glaubwürdigkeitsproblemen zu kämpfen hat, ist dieser Film dicht am Puls der Zeit und einer Gesellschaft, deren Polarisierungen im derzeitigen US-Wahlkampf auf fast schon groteske Weise zum Vorschein kommen.

"Money Monster", USA 2016 - Regie: Jodie Foster, mit George Clooney, Julia Roberts, Jack O'Connell, Sony, 98 min.

(RP)
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