Hommage an die Liebe im Alter

Der reife Liebesfilm "Hinter den Wolken" nach der Vorlage von Michael De Cocks Theaterstück "Achter de wolken" beweist, dass Flandern nicht nur Dimitri Verhulsts "Beschissenheit der Dinge" oder "Das wahre Sexualleben der Belgier" zu bieten hat. Kurz nach dem Tod ihres Mannes erhält Emma (Chris Lomme) eine Nachricht auf Facebook: "will dich sehen". Der Autor, der früher wunderbare Liebebriefe schrieb, ist Gerard (Jo De Meiere), die erste große Liebe von vor 50 Jahren. Er verzichtete damals für seinen Freund auf Emma. Jetzt steht er wieder mit Rosen unter ihrem Fenster und wirft Steinchen. Emma zögert, fühlt sich bedrängt, doch sie ist laut eigener Aussage "eine Frau, nicht nur eine Witwe". So wird aus dem gemeinsamen Reden und Essen eine erste gemeinsame Nacht.

Im Gegensatz zu Andreas Dresens "Wolke 9" entfernt sich die Kamera in "Hinter den Wolken" nach einem humorvollen körperlichen "Realismus Check" und vor dem Sex.

Die Szenen der Annäherung der beiden gelingen Regisseurin Cecilia Verheyden dennoch berührend und humorvoll. Das Umfeld des neuen, alten Liebespaars reagiert nicht nur verständnisvoll, denn für Emmas Familie kommt die neue Liebe unvermittelt und viel zu früh. Emmas Enkelin Evelin (Charlotte De Bruyne) etwa findet, dass nach dem Tod Frederiks ihre Oma länger hätte trauern müssen.

"Hinter den Wolken" ist ein unaufgeregter, undramatischer Liebesfilm. Dabei stellt sich allerdings durchaus die Frage, ob ein so wenig verdichtetes Leben ins Kino locken kann. Die Brüder Dardenne, die mit ihrer Lütticher Produktionsfirma "Les Films du Fleuve" das Spielfilmdebüt von Cecilia Verheyden koproduzierten, stehen für solch einen puren, ungeschönten Realismus. Dass man im Alter nicht aufhören sollte zu träumen, schlägt dann zum Glück noch das Ende vor.

Hinter den Wolken, Belgien 2016 - Regie: Cecilia Verheyden, mit Chris Lomme, Jo De Meyere, Katelijne Verbeke, 109 Min.

(RP)
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