Das seltsame Monster von der Techno-Party

Dieser Film ist seltsam. "Der Nachtmahr" erzählt von der 17-jährigen Tina: Sie ist regelmäßig zugedröhnt und dauerhaft auf der Flucht vor einem Horrorwesen. Der Film ist eine Mischung aus Grusel- und Coming-of-Age-Drama. Mit vielen verstörenden Lichteffekten und extrem lauten Technobässen. Am Anfang spielt "Der Nachtmahr" auf einer illegalen Poolparty in Berlin. Tina (Carolyn Genzkow) sitzt gerade pinkelnd am Rande der Party, als sie das Wesen zum ersten Mal sieht. Es ist eine Mischung aus Embryo und Greis, erinnert an E.T. und Gollum, kreischt und frisst bald den Kühlschrank leer. Es folgt Tina überall hin und lässt sie verzweifeln. Alle anderen scheinen es nicht zu sehen.

Über allem liegt das Laute der Clubszene. Der Überrausch aus Drogen und Musik. Die kommt zum Teil vom Berliner DJ Boys Noize. Zu Beginn wird gewarnt vor Licht- und Soundeffekten. Man kann den Film einfach nur schauen - dann sieht man eben Bilder aus Clubs und bekommt eine Mystery-Geschichte. Oder man kann darüber nachdenken. Ist Tina einfach auf Drogen hängen geblieben? Wofür steht das Wesen? Und warum passt ihre Einsamkeit so gut ins Teeniealter?

Denn der Film weckt ein Gefühl, das sicher viele in dem Alter kennen. Er zeigt, welch merkwürdiges Verständnis man von Freundschaft in dem Alter oft noch hat (wenig solidarisch) und wie fremd man sich in der Welt fühlen kann (nämlich sehr). Falls Eltern den Film sehen, könnten sie sich an ihren Nachwuchs erinnert fühlen: Da benimmt sich so mancher auch wie Tina, ohne dass es einen Nachtmahr gibt.

Einordnen lässt sich "Der Nachtmahr" jedenfalls schwer. Regisseur Akiz, der bürgerlich Achim Bornhak heißt, sagt das auch selbst. Sein Vorschlag: "Neues Deutsches Fantastisches Kino" passe gut.

Der Nachtmahr, D 2015, Regie: Akiz, mit Carolyn Genzkow, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, 88 Min.

(RP)
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