Dokumentarfilm über Eva Hesse Das kurze Leben der amerikanischen Künstlerin

Ein Dokumentarfilm porträtiert die amerikanische Künstlerin (1936-1970).

Dokumentarfilm über Eva Hesse: Das kurze Leben der amerikanischen Künstlerin
Foto: Real Fiction Filmverleih

Ihr Leben verlief niemals normal. Nie. "Kunst ist das Einzige gewesen, wofür ich nie etwas tun musste." Diese Worte fassen Eva Hesses Geschichte nicht nur auf den Punkt genau zusammen, mit diesen Worten steigt auch Regisseurin Marcie Begleiter in den Dokumentarfilm ein, mit dem sie die Künstlerin Eva Hesse porträtiert, die sich in einer Handvoll Jahre an die Spitze der New Yorker Kunstszene kämpft und diese bis zu ihrem frühen Tod beeinflusst und verändert. Sie füllte sogar das Guggenheim-Museum, mit Werken aus nur fünf Jahren.

In gewisser Weise erzählt Eva Hesse selbst von sich in diesem Film, die Regisseurin lässt aus alten Tagebucheinträgen und Briefen an ihren Vater und ihren guten Freund Sol LeWitt lesen. Eva Hesse ist eine schöne Frau mit langen, dunklen Haaren und dunklen Augen. Oft hat sie die Haare zu einem hohen Dutt zusammengesteckt. Innerlich fühlt sie sich weit entfernt von diesem Schönen. Nur über die Malerei weiß sich die junge Eva Hesse auszudrücken. Sie wird an der Kunstakademie angenommen und soll ein Stillleben von einer Zitrone malen. Später darf sie der Zitrone ein Brot hinzufügen, und wenn das den Professoren gefällt, wird eine Zitrone mit Brot und Ei gemalt. "Das war nicht meine Vorstellung von Kunst", schreibt Hesse in ihr Tagebuch. Sie wollte immer Kunst machen und sich von oberflächlichen Vorgaben befreien.

Zwischen den Interviews, die Marcie Begleiter mit Hesses Schwester Helen und befreundeten Künstlern führt, werden immer wieder Fotos von Kunstwerken gezeigt. Von Malereien aus Hesses früher Schaffenszeit und von Skulpturen aus der späten Phase. Oder Bilder von Eva Hesse in ihrem Atelier in Deutschland. Sie begleitete ihren Mann Tom Doyle nach Kettwig, hatte aber schwer an dieser Entscheidung und ihrer Vergangenheit zu nagen. Denn die 1936 in Hamburg geborene Eva Hesse war Jüdin und floh mit ihrer Familie kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in die USA. Ihr Onkel und ihre Tante starben im Konzentrationslager, ihre Großeltern auch. Eva Hesse hatte oft Albträume, einen davon stellt die Regisseurin mit einem Schwarz-Weiß-Trickfilm dar. Dann zerbricht auch noch die Ehe mit Tom Doyle, "Tom ist schlimmer als je zuvor, er hat jemanden bewusstlos geschlagen", sagt die Stimme im Film. Doyle trank in dieser Zeit viel, das erzählt der Bildhauer selbst vor der Kamera. Und genau in dieser schlimmen persönlichen Krise schafft Hesse eines ihrer bekanntesten Werke - "Ringaround Rosie". Auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität plagen Hesse immer stärker werdende Kopfschmerzen. Die Ärzte diagnostizieren einen Gehirntumor, operieren Hesse mehrfach. Am 29. Mai 1970 stirbt sie mit nur 34 Jahren. "Eva Hesse hat mich inspiriert", sagt die Regisseurin.

"Eva Hesse", USA/Deutschland 2016 - Regie: Marcie Begleiter, 105 Min.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort