Berlinale 2016 Michael Moore marschiert in Europa ein

Berlin · Der amerikanische Polit-Clown zeigt seine sehr lustige Doku-Satire "Where To Invade Next", für die er auch in Deutschland recherchierte. Und es gibt eine neue Kandidatin für den Silbernen Bären.

 Michael Moore hat Szenen seines Films auch in Deutschland gedreht.

Michael Moore hat Szenen seines Films auch in Deutschland gedreht.

Foto: dpa, gfh

Den lustigsten Film der Berlinale hat Michael Moore gedreht. In der als Dokumentation getarnten Satire "Where To Invade Next" marschiert der 61 Jahre alte US-Filmemacher und Oscar-Preisträger ("Bowling For Colombine") als Ein-Mann-Armee in europäische Länder ein, um Errungenschaften zu stehlen, mit denen man den Zustand Amerikas verbessern könnte.

Lila Polohemd und guter Sex

Ungläubigkeit ist dabei seine stärkste Waffe: "Das müsst ihr mir erklären, liebe Europäer." Zunächst reist er nach Italien, um bezahlten Jahresurlaub, Sonderurlaub bei Familienereignissen sowie Mittagspausen mitzunehmen. Er findet ein Paar, das ihm von vielen exotischen Ferieneisen erzählt, von 80 angehäuften freien Tagen, und italienischer als der Mann im lila Polohemd, der aus einem grünen Kelch Wasser trinkt, kann man gar nicht aussehen. "Alle Italiener wirken, als hätten sie gerade guten Sex gehabt", bilanziert Michael Moore aus dem Off.

Ab kommender Woche in den Kinos

Moore selbst konnte wegen einer Lungenentzündung nicht zur Europa-Premiere anreisen. Er schickte aber eine Videobotschaft. Er beglückwünschte Deutschland zu seiner Flüchtlingspolitik und entschuldigte sich: Eine Ursache dafür, dass so viele Menschen ihre Länder verlassen, sei die US-Außenpolitik. Deutschland kommt im Film auch vor. Bemerkenswert erscheinen ihm dort Mutter-und-Kind-Kuren und die unermüdliche Aufarbeitung der Vergangenheit. In den USA sei erst 2015 das erste Sklaverei-Museum eingerichtet worden, berichtet er. Der Film kommt nächste Woche ins Kino.

Trine Dyrholm glänzt in "Kollektivet"

Im Wettbewerb lief "Kollektivet" (Kinostart 21. April), der neue Film des Dänen und Dogma-Regisseurs Thomas Vinterberg ("Das Fest"). Der Film erzählt von einer Kommune in den 70er Jahren; er beginnt sonnig, wird aber allmählich zum düsteren Psychodrama. Es ist nicht alles gelungen in dieser Produktion, aber die Leistung der Hauptdarstellerin Trine Dyrholm ist sehr gut.

Sie spielt eine Nachrichtensprecherin, die mit ihrem Mann, einem Architektur-Professor, die Kommune in ihrem Haus gründet. Er verliebt sich in eine Studentin, die im echten Leben die Gattin des Regisseurs ist. Sie zieht auch ins Haus, und daran zerbricht die Ehefrau des Architekten. Dyrholm dürfte gemeinsam mit Julia Jentsch ("24 Wochen") und Isabelle Huppert ("L'avenir") eine Kandidatin für den Silbernen Bären sein. Am Samstag wird die Preisverleihung ab 19 Uhr bei 3sat übertragen.

(hol)
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