Familiendrama aus Frankreich

In "3 Herzen" spielt Charlotte Gainsbourg neben Chiara Mastroianni.

Marc hat Sylvie zufällig getroffen, weil sein Zug schon weg war. Eine Nacht lang sind sie nun neben einander hergelaufen durch eine Kleinstadt irgendwo in der französischen Provinz. Jetzt steht Sylvie (Charlotte Gainsbourg) auf dem Bahnsteig und Marc (Benoît Poelvoorde) in der Abteiltür, und er überredet sie spontan zu einem Wiedersehen in Paris. Wie das im Kino nun mal in solchen Fällen läuft, hat Marc an jenem Tag ungeheures Pech und verpasst Sylvie am Treffpunkt im Park. Ein paar Monate später verliebt er sich in Sophie (Chiara Mastroianni). Als Marc anhand eines Fotos im Treppenhaus herausfindet, dass Sophie Sylvies Schwester ist, ist seine Hochzeit mit Sophie bereits beschlossen.

Die Tristesse französischer Liebesdramen funktioniert selten ohne ein wenig Schicksal. Im neuen Film von Benoît Jacquot ("Leb wohl, meine Königin!") gibt es davon überreichlich: Tragische Umstände lauern quasi an jeder Ecke, um den Figuren das Leben schwer zu machen. Dass ein Mann von zwei Frauen gleichzeitig nicht lassen mag, kommt vor; dass es auch noch Schwestern sind, deren enge Bindung konsequent an diesem Mann zerbricht, gibt der ruhig erzählten Story einen passiven Grundton.

Dass man trotzdem hineinfindet in die menage à trois, verdankt Jacquot vor allem seinen Darstellerinnen, von denen jede normalerweise ihren eigenen Film beansprucht. Catherine Deneuve, die hier zum dritten Mal die Filmmutter ihrer Tochter Chiara Mastroianni spielt, beherrscht jede der wenigen Szenen, in denen sie erscheint. Mastroianni wiederum hat mit der ahnungslosen Sophie die unglücklichste Rolle im Liebesdreieck. Aber ihre sehr natürlich wirkende Chemie mit Gainsbourg sichert dem Film berührende Momente.

Dem gegenüber bleibt Benoît Poelvoorde seltsam blass und unscheinbar. Als romantischer Charakter wirkt der belgische Komiker fehlbesetzt. So ist "3 Herzen" eher Familiendrama als Liebesgeschichte.

Nach Projekten mit Diane Kruger, Isabelle Huppert und Isabelle Adjani gilt Jacquot als Frankreichs Mann für große Frauenporträts. Diesmal wollte er einen Film "über einen Mann" machen. Kurioserweise gelingt das nicht. "3 Herzen" wird wieder zu starkem Frauenkino.

3 Herzen, Regie: Benoît Jacquot . Euro Video, als DVD und Download, 105 Min.

(RP)
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