Eine Frage Des Stils Entschuldigung, bitte!

Sorry seems to be the hardest word - Entschuldigung scheint das schwierigste Wort zu sein, singt Elton John in einem seiner Hits. Tatsächlich: Einen Fehler einzugestehen und um Verzeihung zu bitte, davor scheut mancher zurück wie vor einer Wurzelbehandlung - Männer übrigens mehr als Frauen, wie Studien belegen. Unser Ego, unser Stolz rebellieren bei dem Gedanken, offen einzugestehen, dass wir nicht so perfekt sind, wie wir uns selber sehen. Also versuchen wir uns einzureden, dass alles halb so schlimm war. Bald aber meldet sich das schlechte Gewissen zurück.

Einfach in Schweigen zu verfallen, nachdem man einen Fehler begangen hat, macht die Sache nicht besser. Vor allem: Je mehr Zeit verstreicht, desto schwieriger gestalten sich die Reparaturarbeiten. Am Ende dämmert doch die Erkenntnis: Es gibt nur eine Möglichkeit, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen: Zugeben, dass man Mist gebaut hat.

An diesem Punkt ahnt man zugleich, dass es mit einem einfachen "Sorry" nicht getan sein wird. Glaubwürdig wirkt eine Entschuldigung nämlich nur dann, wenn der Betreffende die volle Verantwortung für seinen Fehler übernimmt - ohne Ausreden oder Rechtfertigungen. Wer sich entschuldigt, sollte zudem zum Ausdruck bringen, dass ihm klar ist, welche Regeln, welche Gefühle er damit verletzt hat. Schließlich: Zu einer formvollendeten Entschuldigung gehört das Versprechen, darauf zu achten, dass sowas nicht wieder passiert - verbunden mit dem Angebot einer Wiedergutmachung: Einladung zum Essen, Karten für die Oper, Unkraut jäten.

Wer es bis hierher geschafft hat, dürfte überrascht feststellen, dass ihm das alles nicht als Schwäche ausgelegt wird, sondern vielmehr als Stärke und guter Stil. Und er darf darauf hoffen, dass der klassische Dreisatz - Reue, Buße, Vergebung - auch diesmal funktioniert. Man kann sich nämlich nicht selbst entschuldigen. Schuld kann einem nur von anderen vergeben werden.

Ihre Fragen? Bitte unter "Eine Frage des Stils" an kultur@rheinische-post.de

(RP)
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