Berlin Echo-Gala im Schatten des Unglücks

Berlin · Die Verleihung von Deutschlands prominentestem Musikpreis stand gestern Abend im Schatten des Flugzeug-Unglücks in den französischen Alpen. Zu Beginn der Echo-Gala auf dem Messegelände in Berlin erhoben sich die Gäste zu einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer. Auf der Bühne brannten 150 Kerzen. Germanwings gehört zu den Sponsoren des Echo. Unter das Logo der Airline war im Saal das Schild "4U 9525 - In stiller Anteilnahme" geklebt worden. Die TV-Übertragung hatte wegen einer Sondersendung zur Katastrophe stark verspätet begonnen.

Echo 2015 - Schöne Frauen auf dem Roten Teppich
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Die Deutsche Phonoakademie vergibt den Musikpreis in mehr als 30 Kategorien. In der Königsdisziplin "Album des Jahres" wurde - wie im vergangenen Jahr - "Farbenspiel" von Helene Fischer ausgezeichnet. Bester Künstler "Rock/Pop national" wurde Herbert Grönemeyer. "Ich bin sehr dankbar, obwohl man sich heute nur gedämpft freut", sagte er in seiner kurzen Ansprache.

Als beste Künstlerin im Bereich "Rock/Pop national" wurde die junge Sängerin Oonagh geehrt, die in der Soap Opera "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" bekannt geworden ist. Andrea Berg bekam den Echo für ihre erfolgreiche Tournee, die bis jetzt 300 000 Besucher hatte. Nana Mouskouri (80) wurde für ihr Lebenswerk geehrt. Udo Lindenberg erhielt den Sozial-Echo. "Newcomer International" darf sich nun die niederländische Band The Common Linnets nennen.

Im Showprogramm der Gala sangen Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und Sarah Connor gemeinsam zu Ehren des verstorbenen Udo Jürgens das Lied "Ich weiß, was ich will". Andreas Bourani trat mit der barfüßigen Violinistin Lindsey Sterling auf und präsentierte seinen Song "Auf anderen Wegen". Elektronik-Musiker Robin Schulz packte seine vielen Hits der vergangenen Monate in ein Medley. Er siegte zudem in der Kategorie "Dance national".

Einen Echo nach Hause bringen kann nur, wer auch in den Charts erfolgreich war. Nominiert sind laut Musikverband die Bestplatzierten der deutschen Top-100-Album-Charts. Eine Jury wählt dann aus den fünf Bestplatzierten je Kategorie ihre Favoriten.

Kritiker monieren, dass beim Echo immer dieselben Künstler - vorrangig solche der Labels Universal, Warner und Sony - ausgezeichnet werden. Außerdem sei das Vergabeverfahren undurchsichtig, da Media Control zwar Chartplatzierungen ermittle, aber nicht wie in England und Amerika üblich auch die Verkaufszahlen veröffentliche.

Mancher nennt die Echo-Gala denn auch die verspätete Weihnachtsfeier der Plattenbosse.

(RP)
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