Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi Der Mann, der gegen die Versklavung von Kindern kämpft

Mönchengladbach · Der Inder Kailash Satyarthi will Kinderarbeit weltweit beenden. In seiner Heimat hat er damit begonnen. 2014 bekam er den Friedensnobelpreis, am Donnerstag ist er in Mönchengladbach zu Gast.

 Der Inder Kailash Satyarthi ist Träger des Friedensnobelpreis. Er kommt zu einer Veranstaltung nach Mönchengladbach.

Der Inder Kailash Satyarthi ist Träger des Friedensnobelpreis. Er kommt zu einer Veranstaltung nach Mönchengladbach.

Foto: AFP

Der Junge war vielleicht sechs, hockte am Straßenrand, Lappen und Bürste in der Hand, bereit zur Arbeit. Wie gestern. Wie am Tag zuvor. Kailash Satyarthi sah ihn jeden Tag, wenn er zur Schule ging. Und obwohl er selbst damals erst die erste Klasse besuchte, regte sich in ihm ein Gefühl, das Welten verändern kann — Empörung. Dabei wusste der junge Inder, der 1954 im zentralen Bundesstaat Madhya Pradesh geboren wurde, damals noch nicht, dass in seiner Heimat Schätzungen zur Folge mehr als zwölf Millionen Kinder arbeiten müssen, um zu überleben. Dass das ihrer Gesundheit schadet und dass sie deswegen nicht zur Schule gehen, sich keine andere Zukunft aufbauen können. Sie schuften in illegalen Minen, in Ziegelbrennereien, auf dem Feldern, am Straßenrand in den Städten.

Doch Kailash Satyarthi glaubte daran, dass man Verhältnisse verändern kann. Schon mit elf Jahren begann er Geld zu sammeln für Familien, die ihre Kinder aus wirtschaftlichen Gründen nicht zur Schule gehen ließen. Mit 26 verschrieb er sich ganz dem Kampf gegen Kinderarbeit, seinen Beruf als Elektroingenieur gab er dafür auf und gründete die Organisation "Bachpan Bachao Andolan — Bewegung zur Rettung der Kindheit". In einem Interview hat er mal gesagt: "Wenn wir in Indien überhaupt Erfolg haben, dann vor allem, weil dieser Staat die Mutter allen Aktivismus ist."

Satyarthi sieht sich in der Nachfolge Ghandis

Kailash Satyarthi organisierte 1998 den "Weltweiten Marsch gegen Kinderarbeit", der über mehr als 80.000 Kilometer durch Asien, Afrika, Amerika, Australien und Europa führte. Er sieht sich in der Nachfolge Gandhis. Und so hat es auch das Nobelpreiskomitee gesehen, das ihm 2014 den Friedensnobelpreis verlieh. Zusammen mit der pakistanischen Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die damals erst 17 Jahre alt war. Satyarthi hat sich über das Zeichen des gemeinsamen Preises an zwei Aktivisten aus verfeindeten Atomstaaten gefreut: "Wir haben eine gemeinsame Botschaft: Zumindest in unseren Ländern Indien und Pakistan soll kein Kind geboren werden in unruhigen Gebieten, wo es Unrecht und Blutvergießen gibt. Kinder brauchen eine friedliche Umgebung. Sie brauchen Freiheit. Nur so können sie sich entfalten und lernen."

Kailash Satyarthi ist ein politischer Mensch, der seinen Kampf immer in den globalen Zusammenhang gestellt hat. So hat er, mit Unterstützung deutscher Nichtregierungsorganisationen, Anfang der 1990er Jahre die Einführung eines Siegels in der Teppichindustrie erreicht, das gewährleistet, dass ein Produkt ohne Kinderarbeit hergestellt wurde. Heute gibt es solche Siegel auch in anderen Industriezweigen. Doch allein Satyarthis Organisation soll seit ihrer Gründung bis zu 80.000 Kinder aus Sklavenarbeit befreit und ihnen geholfen haben, in ein menschenwürdiges Dasein zu finden. Satyarthi hat dafür viel riskiert, mehrfach wurde er überfallen und verletzt, zu viele Menschen verdienen gut an Kinderarbeit - bis heute.

Was ihn bewegt, was ihn erzürnt, und was er in Zukunft erreichen will, darüber wird Kailash Satyarthi am Donnerstag, 7. April, bei einer Veranstaltung in Mönchengladbach sprechen. Er ist ab 20 Uhr zu Gast in der Kaiser-Friedrich-Halle, Hohenzollernstraße 15, 41061 Mönchengladbach. Vortrag und Diskussion stehen unter dem Titel: "The Generation to End Child Labour". Tickets: 25 EUR, Vorverkauf unter www.adticket.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Organisator der Veranstaltung ist ein Zusammenschluss von Mönchengladbacher Unternehmern im "Initiativkreis Mönchengladbach". Kailash Satyarthi ist der 25. Nobelpreisträger, den der Initiativkreis in die Stadt holt.

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