Analyse Der Buchmarkt wächst - aber nur im Online-Handel

Frankfurt · Wie laut waren die Überraschungs- und Freudenrufe der Kulturmenschen hierzulande, als vor zwei Jahren Unglaubliches verkündet werden konnte: Entgegen aller Entwicklungen in der Medienbranche legte der stationäre Handel - also das Geschäft im klassischen Buchladen - dezent zu, während die Online-Händler leichte Einbußen einsteckten. Die Kultur des klassischen Buchkaufs obsiegt am Ende - so schien es damals. Doch es war kein Trend, nur ein kleiner Ausreißer. Die jüngsten Zahlen sprechen wieder die übliche Sprache. Der stationäre Handel büßte danach 2015 um 3,4 Prozent ein, während das Online-Geschäft um satte sechs Prozent zulegte.

Das ist eine unmissverständliche Ansage für die Zukunft, obgleich der alte Buchhandel vorerst dominieren wird. Denn mit einem Anteil von 48 Prozent am Gesamtmarkt liegt er weit vor den Onlinern (17,4 Prozent). Nicht weniger spannend ist die Entwicklung bei der Direktvermarktung der Verlage, die erneut leicht zulegte und jetzt bei über 20 Prozent liegt. Mit anderen Worten: Mittlerweile wird jedes fünfte Werk in Deutschland am Buchhandel vorbei an den Leser gebracht. Von alter und vor allem viel beschworener Solidarität zwischen den Verlagen und den Buchhändlern ist - in wirtschaftlich ernsten Zeiten - immer weniger zu spüren.

Und die Lage bleibt bedenklich. Trotz eines Rückgangs um 1,4 Prozent beim Gesamtumsatz (9,2 Milliarden Euro) nennt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Umsatzentwicklung "stabil"; was angesichts der Medienkonkurrenz zwar keine Lüge, aber auch nicht ganz die Wahrheit ist - zumal der Abwärtstrend seit 2011 die Branche betrübt.

Zumindest ein Schreckgespenst der frühen Jahre hat alles Furchterregende eingebüßt: das E-Book. Das legte 2015 um neun Prozent zu, aber auf nach wie vor bescheidenem Niveau. Sein Anteil am Buchmarkt liegt bei nur 4,7 Prozent. Ob er jemals zweistellig wird, bezweifeln viele. Auch mit Blick auf den wegweisenden amerikanischen Markt. Dort ist die Entwicklung beim elektronischen Buch bereits rückläufig.

(los)
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