Sänger David Bowie gestorben Ein Album voller Anspielungen auf den Tod

Düsseldorf · Zu seinem 69. Geburtstag am vergangenen Freitag erschien David Bowies neues Album "Blackstar". Zwei Tage später erliegt der Sänger einem Krebsleiden. Rückblickend wirkt sein ohnehin melancholisches Werk wie der Abschiedsgruß eines Mannes, der wusste, dass er sterben würde.

Sein Tod lässt Songs des weltberühmten Sängers in einem völlig neuen Licht erscheinen. Zum Beispiel "Lazarus": "Look up here, I'm in heaven", singt Bowie. Und: "Look up here, man, I'm in danger. I've got nothing left to lose" ("Schau hier herauf, ich bin im Himmel. [...] Schau hier herauf, Mann, ich bin in Gefahr. Ich habe nichts mehr zu verlieren"). Erschienen ist der Song auf Bowies neuem Album "Blackstar".

Von Kritikern wird es gelobt als sein bestes Album seit 20 Jahren. Als die Rezensionen erschienen, wusste die Öffentlichkeit noch nichts von Bowies Krebserkrankung.

Das Video zu "Lazarus" ist düster: Bowie liegt in einem Krankenbett, er wirkt gebrechlich, seine Augen sind bandagiert, auf ihnen liegen zwei kleine Metallknöpfe. Bowie windet sich im Bett, es scheint, als versuche er jemandem oder etwas zu entkommen.

In dem Wissen, dass Bowie die Songs vielleicht im Angesicht seines nahenden Todes schrieb, bekommt das Album beim erneuten Anhören einen anderen Klang. Um sein Gemüt scheint es dunkel bestellt zu sein, schrieb der Tagesspiegel, wenn Bowie in "düstere Elektro-Schatten hineinruft ,I'm a Blackstar'". Der Song "Blackstar", gleichzeitig das erste Stück des Albums, ist ein zehnminütiges Epos.

Bowies letztes Album strotzt nur so vor melancholischen Metaphern, Anspielungen auf den Tod und philosophischen Ansätzen — doch das ist nicht unbedingt neu für ihn. Melancholisch war der Sänger auch früher schon.

Trotzdem verursachen einige Liedzeilen beim Zuhörer eine Gänsehaut: "I'm dying to [...] fool them all again and again" ("Ich sterbe, um sie alle wieder und wieder in die Irre zu führen") heißt es in "Dollar Days". In "Sue", einer Jazz-getriebenen Nummer mit ebenfalls düsterem Video, geht es ebenfalls um den Tod (dem eines anderen), dem man nicht entkommen kann: Sue, deren Röntgenbild gut aussieht, mit der er ein Haus kaufen will ("Jetzt wird alles gut", singt Bowie), die sich aber trotzdem Gedanken darüber macht, was auf ihrem Grabstein stehen soll, und die er schließlich doch zu Grabe trägt.

Was uns Bowie mit seinem letzten Album sagen wollte, darüber schwieg er sich wie schon in den vergangenen Jahren aus. Interviewfragen zu der Botschaft seiner Alben beantwortete er nicht. Die Musik sollte stets für sich selbst sprechen.

Was man nun in "Blackstar" hineininterpretiert, ist jedem selbst überlassen, ob es ohne seine Erkrankung genauso geworden wäre, ist reine Spekulation. "Es ist kein Abschied, auch kein letztes Meisterwerk, sondern einfach ein sehr gutes Bowie-Album", meint "Die Zeit". Ein geplanter Geniestreich, meinen einige Twitter-Nutzer.

Tatsache ist, dass vieles rückblickend auf das Ende des Sängers hindeutet, ebenso das Zitat seines langjähriger Produzent Tony Visconti im "Rolling Stone"-Magazin: "Ich glaube, er wird nie wieder live spielen", sagte Visconti, "und wenn doch, dann wird es eine totale Überraschung sein."

So düster das Album "Blackstar" teils wirkt, am Ende macht es doch auch Hoffnung, etwa dann, wenn es um einen Propheten geht, um Licht, und um Frieden: "Oh I'll be free, Just like that bluebird" ("Oh, ich werde frei sein, genau wie der Hüttensänger", aus "Lazarus".

(jnar)
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