Freiburg Bravouröse Geigerin aus China

Freiburg · Tianwa Yang spielt vergessene Violinkonzerte von Mario Castelnuovo-Tedesco.

 Die 1987 in Peking geborene Geigerin Tianwa Yang.

Die 1987 in Peking geborene Geigerin Tianwa Yang.

Foto: Imaginechina

Bei manchen Platten weiß man nicht, ob man - wenn man für beide werben möchte - lieber über den Interpreten oder über den Komponisten schreiben soll. Auch heute ist das so. Doch wird Tianwa Yang, die 1987 geborene phänomenale Geigerin aus China, ihren Weg auch ohne hymnische Rezensionen machen. Das kann man von Mario Castelnuovo-Tedesco nicht sagen. Dieser italienische Komponist (1895 geboren in Florenz, gestorben 1968 in Beverly Hills) fristet sein Dasein in der Erinnerung als musikalischer Armenkavalier: Er schrieb schmeichelnde Töne für schlechte Filme, denn er war Gebrauchskomponist in Hollywood und stand in Diensten von MGM. Dorthin musste er 1939 auswandern, weil er jüdischer Herkunft war und in die Fänge der Häscher Mussolinis zu geraten drohte.

Aber in seiner italienischen Zeit gelangen ihm einige Meisterwerke, die zum einen ein hohes handwerkliches Potenzial, zum anderen ein gesundes Verhältnis zur musikalischen Süße verrieten, das in den 20er Jahren unter dem Selektionsdruck der kompositorischen Moderne verloren zu gehen drohte. Der Selektionsdruck Mussolinis war allerdings verheerender.

In seinem Concerto Italiana von 1924 und im Violinkonzert "Die Propheten" von 1931 zeigt uns Yang, die im vergangenen Jahr mit dem Echo als "Nachwuchskünstlerin des Jahres" geehrt wurde, was an Schmiss und Zucker in dieser Musik steckt. Die Musikerin braucht dabei keinen Vergleich mit dem Abgott der Violine zu scheuen, dem das Werk gewidmet ist und der es 1933 in der New Yoker Carnegie Hall uraufführte: Jascha Heifetz (am Pult stand damals übrigens Arturo Toscanini). Heifetz wusste allerdings, dass dieser Musik der Weg hartnäckig geebnet werden muss. Er verehrte "Die Propheten", fügte allerdings hinzu: "Sonst keiner!"

Tianwa Yang stammt aus Peking, sie hat hartes Training hinter sich, mit 13 Jahren spielte sie als bislang jüngste Interpretin alle 24 Capricen von Paganini auf CD ein. Seit einiger Zeit ist sie beim Label Naxos unter Vertrag und hat für ihre Platten schon wichtige Preise abgesahnt. Auf der aktuellen spielt sie mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Leitung von Pieter-Jelle de Boer. Diese Musiker sind ebenfalls perfekte Konditoren.

(RP)
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