Bücher-Quiz Wer schrieb was?

Düsseldorf · Zehn Romananfänge von zehn Autoren. Bei unserem großen Literaturrätsel zum Welttag des Buches am Sonntag geht es um die richtige Zuordnung sowie den jeweiligen Romantitel. Zu gewinnen gibt es natürlich: jede Menge Bücher.

Geschichten beginnen immer mit dem ersten Satz. Eine Aussage, die banal und selbstverständlich klingt, aber auch so spannend für den Leser ist und manchmal so unendlich schwierig für den Autor. Wie bloß beginnen? Eher ruhig, still und leise? Oder fulminant mit einem Feuerwerk der Ereignisse? Brillant in der Sprache? Was aber folgt dann? Im ersten Satz stecken meist viele Überlegungen und gelegentlich das Wissen der ganzen Geschichte. Es gibt sogar einen Roman, der genüsslich um das Drama des ersten Satzes kreist; das ist Italo Calvinos wundersames Buch "Wenn ein Reisender in einer Winternacht", der den Leser auf viele falsche Fährten schickt und dem auf keiner Seite zu trauen ist. Unsicher ist auch, wer überhaupt der Verfasser ist. Dieses Spiel wollen wir uns zum morgigen "Welttag des Buches" zu eigen machen, indem wir zehn Romananfänge abdrucken und unsere Leser bitten, den jeweiligen Schriftsteller wie auch den Titel des betreffenden Buches herauszufinden.

Das sind die Autoren: Peter Handke, Martin Walser, Ursula Krechel, Heinrich Böll, Friedrich Christian Delius, Julia Franck, Christa Wolf, Wolfgang Koeppen, Uwe Timm, Ulla Hahn.

Und dies die 10 Romananfänge

  1. Auf dem Fensterbrett stand eine Möwe, sie schrie, es klang, als habe sie die Ostsee im Hals, hoch, die Schaumkronen ihrer Wellen, spitz, die Farbe des Himmels, ihr Ruf verhallte über dem Königsplatz, still war es da, wo jetzt das Theater in Trümmern lag. Peter blinzelte, er hoffte, die Möwe werde allein vom Flattern seiner Augenlider aufgescheucht ...
  2. Flieger waren über der Stadt, unheilkündende Vögel. Der Lärm der Motoren war Donner, war Hagel, war Sturm. Sturm, Hagel und Donner, täglich und nächtlich, Anflug und Abflug, Übungen des Todes, ein hohles Getöse, ein Beben, ein Erinnern in den Ruinen. Noch waren die Bombenschächte der Flugzeug leer.
  3. Als sie anrückten von Osten aus dem westlichen Berlin mit drei Omnibussen und rot und weiß und blau lackierten Autos, aus denen Musik hämmerte, lauter als die starken Motoren, und mit den breitachsigen, herrischen Fahrzeugen das Dorf besetzten, wie es seit den russischen Panzern, dem Luftwaffengebell und den Ribbeckschen Jagdfesten nicht mehr besetzt war, fünfzig oder sechzig glänzende, frisch gewaschene Autos auf den drei Straßen, und ausstiegen wie Millionäre mit Hallo und Fotoapparaten und Sonnenschirmen und zuerst die Kinder ...
  4. Plötzlich drängte Sabine aus dem Strom der Promenierenden hinaus und ging auf ein Tischchen zu, an dem noch niemand saß. Helmut hatte das Gefühl, die Stühle dieses Cafés seien für ihn zu klein, aber Sabine saß schon. Er hätte auch nie einen Platz in der ersten Reihe genommen.
  5. Was ist Tausig für ein Mensch? Man muss ihn von weither holen, und wenn man das getan hat, muss man die Frage stellen: Kann man ihn verpflanzen? Kann man sich ihn verpflanzt vorstellen? Man muss die Lockerheit vortäuschen, mit der eine große schwere Hand einen Menschen aus seinem Haus, aus seiner Stadt hervorholt, fasst und an einen anderen Ort, auf einen anderen Kontinent setzt ...
  6. Lommer jonn, sagte der Großvater, lasst uns gehen, griff in die Luft und rieb sie zwischen den Fingern. War sie schon dick genug zum Säen, dünn genug zum Ernten? Lommer jonn. Ich hing mir mein Weidenkörbchen über den Arm und rief den Bruder aus dem Sandkasten. Es ging an den Rhein, ans Wasser. Sonntags mit den Eltern blieben wir auf dem Damm, dem Weg aus festgewalzter Schlacke. Zeigten Selbstgestricktes aus der Wolle unserer beiden Schafe und gingen bei Fuß. Mit dem Großvater liefen wir weiter, dorthin, wo das Verbotene begann.
  7. Unter der Rubrik Vermischtes stand in der Sonntagsausgabe der Kärntner "Volkszeitung" folgendes: "In der Nacht zum Samstag verübte eine 51-jährige Hausfrau aus A.(Gemeinde G.) Selbstmord durch Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten." Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte.
  8. Es war schon dunkel, als ich in Bonn ankam, ich zwang mich, meine Ankunft nicht mit der Automatik ablaufen zu lassen, die sich in fünfjährigem Unterwegssein herausgebildet hat: Bahnsteigtreppe runter, Bahnsteigtreppe rauf, Reisetasche abstellen, Fahrkarte aus der Manteltasche nehmen, Reisetasche aufnehmen, Fahrkarte abgeben, zum Zeitungsstand, Abendzeitungen kaufen, nach draußen gehen und ein Taxi heranwinken ...
  9. Die arge Spur, in der die Zeit von uns wegläuft. Vorgänger ihr, Blut im Schuh. Blicke aus keinem Auge, Worte aus keinem Mund. Gestalten, körperlos. Niedergefahren gen Himmel, getrennt in entfernten Gräbern, wiederauferstanden von den Toten, immer noch vergebend unsern Schuldigern, traurige Engelsgeduld. Und wir, immer noch gierig auf den Aschegeschmack der Worte.
  10. Vor gut zwölf Jahren habe ich zum letzten Mal eine Currywurst an der Bude von Frau Brücker gegessen. Die Imbissbude stand auf dem Neumarkt — ein Platz im Hafenviertel: windig, schmutzig, kopfsteingepflastert. Ein paar borstige Bäume stehen auf dem Platz, ein Pissoir und drei Verkaufsbuden, an denen sich die Penner treffen und aus Plastikkanistern algerischen Rotwein trinken.

Und so geht's

Ordnen Sie einen Autor der Zahl des betreffenden Romans zu und schreiben Sie noch den Titel des Buches dazu. Ihre zehn Lösungen schicken Sie dann bitte bis 28. April per Mail an kultur@rheinische-post.de (Stichwort: Welttag) oder per Postkarte an Rheinische Post, Redaktion Kultur, Zülpicher Str. 10, 40196 Düsseldorf.

Preise

Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir 50 Bücher, darunter signierte Romane von Martin Suter und Jussi Adler-Olsen.

(los)
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