Verhandlung am Mittwoch in Frankfurt Suhrkamp Verlag droht Auflösung

Frankfurt/Berlin · Showdown in Frankfurt: Das Landgericht entscheidet am Mittwoch über die Zukunft von Deutschlands Renommierverlag. Die Gesellschafter sind heillos zerstritten.

 Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz hält 61 Prozent am Verlag.

Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz hält 61 Prozent am Verlag.

Foto: dpa, Markus C. Hurek

Im traditionsreichen Suhrkamp Verlag geht der jahrelange Eigentümer-Streit in die möglicherweise entscheidende Runde. Das Landgericht Frankfurt befindet am Aschermittwoch (13.2.) über die Klagen der Gesellschafter, die sich gegenseitig ausschließen wollen.

 Miteigentümer Hans Barlach will notfalls den ganzen Verlag auflösen lassen.

Miteigentümer Hans Barlach will notfalls den ganzen Verlag auflösen lassen.

Foto: dpa, Carsten Rehder

Auf der einen Seite steht Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz, die über eine Familienstiftung die Mehrheit von 61 Prozent am Verlag hält. Ihr Kontrahent ist der Hamburger Medienunternehmer Hans Barlach, der mit 39 Prozent an Suhrkamp beteiligt.

Barlach, Enkel des Bildhauers Ernst Barlach, hat im Falle des Nichtausschlusses seiner Widersacherin die Auflösung der gesamten Gesellschaft beantragt. Damit würde das gesamte Vermögen des Verlags versilbert und könnte auch von Dritten übernommen werden.

Auflösung eher unwahrscheinlich

Der 1950 von Peter Suhrkamp gegründete Verlag hat in der Nachkriegszeit Literatur und Geisteswissenschaften maßgeblich geprägt. Nach dem Tod des Verlagspatriarchen Siegfried Unseld im Jahr 2002 übernahm ein Jahr später dessen Witwe Unseld-Berkéwicz die Macht. 2010 zog der Verlag auf ihr Betreiben von Frankfurt nach Berlin um. Barlach kaufte sich 2006 in den Verlag ein.

Ob allerdings am Mittwoch die für Handelssachen zuständige Kammer eine richtungsweisende Entscheidung verkündet, ist offen. Sie hat auch die Möglichkeit, weitere Beweise zu erheben oder einen Vergleich anzuregen. Eine gerichtlich angeordnete Auflösung des Verlags gilt nach Ansicht von Experten eher als wenig wahrscheinlich.

Genauso unwahrscheinlich scheint, dass sich die Beteiligten angesichts der starren Fronten noch bis zur Verhandlung außergerichtlich einigen. Alle Vermittlungsbemühungen sind bisher gescheitert. Barlach beharrt auf dem Rücktritt von Suhrkamp-Chefin Unseld-Berkéwicz. Die Verlegerwitwe hat ihrerseits Kampfwillen signalisiert.

Das Landgericht Berlin hat im Dezember bereits Unseld-Berkéwicz als Geschäftsführerin abberufen. Sie habe rechtswidrig für den Verlag Event-Räume in ihrer eigenen Berliner Villa angemietet und den Mitgesellschafter nicht informiert, so die Begründung. Dagegen legte die Suhrkamp-Chefin jedoch Berufung ein.

(dpa/csr)
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