Indien Priya — ein Vergewaltigungsopfer als Comic-Heldin

Neu Delhi · Es war vor zwei Jahren, als in Indien eine Studentin Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde und an ihren Verletzungen starb. Es sollte nicht der einzige Fall bleiben, der weltweit für Entsetzen sorgte und eine Debatte um die Problematik auch in Indien anstieß. In diese Debatte stößt nun auch ein Comic. Die Heldin: eine Frau, die eine Vergewaltigung überlebt hat.

 So sieht die Comic-Heldin Priya aus.

So sieht die Comic-Heldin Priya aus.

Foto: afp, SH/RC

Priya heißt die neue "Super-Heldin", die gemeinsam mit der Gottheit Parvati gegen sexuelle Gewalt in Indien und auf der ganzen Welt kämpft, gegen das Patriarchat, gegen Frauenfeindlichkeit und Gleichgültigkeit. Das Comic-Buch soll am 19. Dezember in zunächst drei Sprachen erscheinen und das Augenmerk auf ein Thema richten, dass in der indischen Gesellschaft nach wie vor ein Problem ist.

Denn oftmals werden Vergewaltigungsopfer nicht ernst genommen, sogar verstoßen. So hatte erst im Juni dieses Jahres der Minister eines indischen Bundeslandes gesagt, Vergewaltigungen geschähen "versehentlich". Andere geben den Mädchen und Frauen selbst die Schuld, weil ihre Kleidung nicht angemessen gewesen sei oder sie nachts allein unterwegs seien.

Solche Vorurteile werden auch in dem Comic aufgegriffen, denn die Hauptfigur Priya wird, nachdem sie ihren Eltern von der Vergewaltigung erzählt hat, verstoßen. Ihr Weinen hört schließlich die hinduistische Gottheit Parvati, die kaum glauben kann, was Frauen mitunter erleiden müssen. Und so kämpfen die beiden gegen diese Ungerechtigkeiten.

Die Idee zu dem eher ungewöhnlichen Comic kam den Machern nach dem Fall einer Gruppenvergewaltigung in einem Bus in Neu Delhi vor zwei Jahren. Eine junge Studentin war vergewaltigt, verprügelt und aus dem Bus geworfen worden und starb später an ihren Verletzungen. Die darauffolgenden Proteste hat auch der indisch-amerikanische Filmemacher Ram Devineni miterlebt, einer der Autoren des Comics.

Er sei damals in Neu Delhi gewesen und habe auch mit einem Polizisten gesprochen, sagt Devineni der britischen BBC. Und dieser habe zu seinem Erstaunen gesagt, dass kein Mädchen nachts allein auf der Straße sein sollte. "Ich habe gemerkt, dass Vergewaltigung und sexuelle Gewalt in Indien ein kulturelles Problem ist", fügt er hinzu.

Dass man den Comic mit hinduistischer Mythologie verbunden habe, sei kein Zufall, sondern man erhoffe sich so, mehr Menschen zu erreichen. Denn 80 Prozent der Inder sind Hindus. Insbesondere Jugendliche und Kinder ab zehn Jahren wolle man ansprechen, so Devineni. "Es ist ein sehr kritisches Alter in ihrem Leben, und es ist ein Versuch, mit ihnen eine Unterhaltung zu führen."

Lösen wird auch der Comic das Problem in Indien nicht, aber es ist ein Versuch, um die Debatte in dem Land weiter am Leben zu erhalten und vielleicht doch — gemeinsam mit vielen Projekten ähnlicher Art — nach und nach gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Immerhin: Bei Facebook hat die Comic-Heldin Priya schon mehr als 3000 Fans.

(das)
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