"Das zerstörte Leben des Wres Trench" Überlebenskampf in Louisianas Sümpfen

Düsseldorf · Tom Cooper seziert in "Das zerstörte Leben des Wres Trench" sprachgewaltig die US-Gesellschaft.

 Tom Cooper: "Das zerstörte Leben des Wres Trench", Ullstein Taschenbuch, 384 S., zwölf Euro

Tom Cooper: "Das zerstörte Leben des Wres Trench", Ullstein Taschenbuch, 384 S., zwölf Euro

Foto: Ullstein

Es ist eine Endzeitlandschaft, die Tom Cooper beschreibt, obwohl sie in einem der reichsten Länder der Welt liegt. In der Barataria Bay, einem Insel-Labyrinth südlich von New Orleans, hat erst Hurrikan Katrina gewütet und Existenzen durcheinandergewirbelt. Danach explodierte die Ölplattform Deepwater Horizon und verseuchte die Fischgründe. Für die Einheimischen, die vom Shrimpfang leben, ein Fiasko, weil sie in halbtoten Gewässern fischen müssen. Vor diesem Hintergrund lässt Cooper in "Das zerstörte Leben des Wres Trench" sein Personal aufmarschieren - Schatzsucher und Totschläger, Gescheiterte und Getriebene, Pechvögel und Glücksritter, allesamt und vor allem Verlierer.

Unter ihnen ist Wres Trench der Hoffnungsträger, ein 17-Jähriger, der wie sein desillusionierter Vater Shrimps fangen, festhalten will an der Tradition, weil nur die Beharrlichen eine Zukunft haben. Als junger Mensch hat er wie die meisten anderen seine Träume noch nicht im Sumpf begraben. Wie der einarmige Lindquist etwa, der wahnhaft mit seinem Metalldetektor nach einem Piratenschatz sucht, oder die vertrottelten Kleinkriminellen Cosgrove und Hanson, die sich mit den skrupellosen Toup-Zwillingen anlegen. Sie alle stolpern ziellos durch die Mangroven und ihr Leben, jagen dem Glück hinterher, das dieses verfaulte Stückchen Erde schon lange verlassen hat.

Cooper hat mit seinem Roman ein fulminantes Debüt hingelegt. Sprachgewaltig erweckt er die mystische, verwunschene Landschaft zum Leben, lässt den Leser im Wortsinne im Buch versumpfen. Dazu gelingt es ihm, trotz seiner teils karikaturenhaft überzeichneten Figuren ein wahrhaftiges Bild einer verrotteten Gesellschaft zu zeichnen, die ihre Werte aus den Augen verloren hat. Wie er sein Personal unweigerlich aufeinander und damit auf eine Katastrophe zusteuern lässt, das erzeugt einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann, auch weil Cooper der Armseligkeit immer noch etwas Komik abgewinnen kann. So stehlen Cosgrove und Hanson natürlich einmal zuviel das Marihuana der Brüder Toup, und Lindquists Schatz entpuppt sich als untragbares Gewicht.

Coopers Buch lässt sich auf vielerlei Weise lesen: als Krimi, der mit den Bayous eine exotische Kulisse zu bieten hat, als Zustandsbericht einer durch eine Naturkatastrophe gebeutelten Gesellschaft oder als Groteske über die Vergeblichkeit allen Strebens. Wobei Cooper auch die Schönheit im Scheitern nicht ausspart. Am Ende ist Wes Trenchs Leben weniger zerstört als gedacht.

(isr)
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