Zeitschrift Eulenspiegel Karikaturist Manfred Bofinger ist tot

Berlin (rpo). Als Karikaturist und Illustrator machte er sich einen Namen, vor allem durch seine Werke im "Eulenspiegel" wurde er bekannt. Am Sonntag verstarb der beliebte Grafiker in Berlin im Alter von 64 Jahren.

Eine Sprecherin der Eulenspiegel Verlagsgruppe am Montag in der Hauptstadt teilte mit, Bofinger, der sich auch als Buchautor einen Namen gemacht hatte, hatte Ende Dezember 2004 einen Gehirnschlag erlitten und war danach ins Koma gefallen, aus dem er nicht mehr erwachte. Er gehörte seit Jahrzehnten zu den profilierten und beliebten ostdeutschen Künstlern seines Genres.

Bofinger, den Freunde und Fans auch "Bofi" nannten, kam 1941 in Berlin zur Welt. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer. Von 1961 bis 1968 war er Typograf beim Ostberliner Humor- und Satiremagazin "Eulenspiegel". Danach wurde er freier Grafiker, Cartoonist und Autor.

"Mein liebster Ausmaler"

Einem breiten Publikum bekannt wurde er durch seine jahrzehntelange Mitarbeit als Karikaturist beim "Eulenspiegel". Er illustrierte auch zahlreiche Bücher, beispielsweise der Schriftstellerin und Kinokritikerin Renate Holland-Moritz. Die als scharfzüngig bekannte Autorin nannte ihn einmal ihren "liebsten 'Ausmaler'". Der Verlagsleiter der Zeitschrift "Eulenspiegel", Jürgen Nowak, bezeichnete den Tod des Zeichners als einen bedauerlichen und großen Verlust für die Satireszene in Deutschland. Bofinger habe mit seinen Karikaturen bereits zu DDR-Zeiten Akzente gesetzt und dies auch nach der Wende fortgesetzt, sagte Nowak. Zum "Eulenspiegel" habe Bofinger gehört, so lange er zeichnete.

Bofinger schrieb auch selbst. Unter dem Titel "Der krumme Löffel. Miniaturen einer Kindheit" (1999, Aufbau Verlagsgruppe) berichtete er über seine Jahre im Nachkriegs-Berlin. Bofinger hatte ein besonderes Verhältnis zu Kindern. Er illustrierte nicht nur Bücher für sie wie "Ein dicker Hund. Geschichten mit Kindern" (2003), sondern besuchte sie auch in Kindergärten, Schulen und Bibliotheken. Eine Sprecherin des Aufbau-Verlages würdigte den Verstorbenen als "Geschichtenerzähler für Groß und Klein, der mit sparsamen Strichen und munter gesetzten Worten" beispielsweise die Berliner Nachkriegszeit und die Welt der Kinder plastisch erstehen ließ. Bofinger sei in seiner humorvollen und freundlichen Art einmalig gewesen und werde als Künstler und Mensch unvergessen bleiben.

Kunstpreis der DDR

Zahlreiche von Bofingers Büchern wurden als "Schönstes Buch" ausgezeichnet. Außerdem erhielt er unter anderem 1981 den Kunstpreis der DDR, 1987 den Goethepreis der Stadt Berlin und 1989 den Hans-Baltzer-Preis sowie 2002 die Rahel-Varnhagen-Medaille.

Seit Bofinger vor mehr als einem Jahr ins Wachkoma fiel, bangten Familie, Freunde und Fans um sein Leben. Zur Vollendung seines 64. Lebensjahres im Oktober 2004 organisierten sie ihm in Berlin-Friedrichshain eine Ausstellung "Manfred Bofinger zum Geburtstag - Zeichnungen aus vier Jahrzehnten". Er selbst konnte sich an ihr nicht mehr freuen. Als Hommage an den Verstorbenen plant der Aufbau Verlag posthum die Herausgabe von Kiez-Geschichten Bofingers unter dem Titel "Das Leben eben. Betrachtungen aus nächster Nähe".

(afp)
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