Autor von "Alles, was ist" James Salter ist tot

Bridgehampton · Literaturkritiker lobten James Salter in den "Mount Rushmore für Schriftsteller". Jetzt ist der "vergessene Held der US-Literatur" nur wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag gestorben.

 James Salter ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

James Salter ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

Foto: dpa, axs tmk kno

Wenn es nach der "New York Times" geht, hat James Salter alles erreicht. "Sein Ruf ist ihm sicher", schrieb die Zeitung kurz nach dem Erscheinen seines Romans "Alles, was ist" 2013 und lobte den Autor in den "Mount Rushmore für Schriftsteller" in Anlehnung an das monumentale Präsidenten-Denkmal im US-Bundesstaat South Dakota. Aber Jubeltiraden waren dem nüchternen Salter immer fremd. "Dieses Mount-Rushmore-Ding. Da sind wohl ein bisschen die Pferde mit der "New York Times" durchgegangen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist aufgeblasen."

Vor rund einer Woche hatte Salter in seinem Häuschen nahe New York noch seinen 90. Geburtstag gefeiert, mit einem von seiner Frau gekochten Lieblingsessen und einer Feier mit 22 Gästen. Er habe immer leben wollen, bis er 92 sei, hatte er einmal gesagt - aber dieser Wunsch sollte ihm verwehrt bleiben. Am Freitag starb der Autor ganz plötzlich während eines Termins bei seinem Physiotherapeuten, wie seine Ehefrau der "New York Times" sagte.

Seine Stimme hatte zuletzt gezittert und die Energie nachgelassen, aber der Bestsellerautor hatte trotzdem bis zum Schluss gearbeitet und gerade noch einen Vertrag für eine Autobiografie unterzeichnet. "Ich würde sagen, dass ich ein ermatteter Mann jenseits der meisten Erwartungen bin, aber, wie jeder andere auch, habe ich noch Hoffnungen", sagte er erst vor wenigen Tagen der Deutschen Presse-Agentur. "Und ich schreibe wieder an etwas."

Die Kritiken waren mit den Jahren immer nur besser geworden. "Er kann, wenn er will, mit einem Satz dein Herz brechen", schrieb die "Washington Post" einmal. "Alles, was ist", die Geschichte eines Kriegsveteranen und Lektoren, dessen Leben aus den Fugen gerät, wurde geradezu frenetisch gefeiert. Das Werk sei "erstaunlich gut", schrieb der britische "Guardian". Die "New York Times" feierte es als "krönenden Erfolg" und jubelte: "Dieser Roman lässt die vergangenen vier Dekaden in einem komplett neuen Licht erscheinen." Das Buch habe Wiedererkennungswert, sei aber trotzdem "frappierend originell". "Niemand außer Salter hätte es schreiben können" und es sei der Beweis, "dass dieser literarische Löwe immer noch sehr auf der Jagd ist". Salters Kommentar dazu: "Ich bin niemals völlig zufrieden. Es könnte besser sein."

Sein eigenes Leben erinnerte ein wenig an das des "Alles, was ist"-Protagonisten Philip Bowman. Auch er war beim Militär und wechselte dann in die Literatur-Welt, allerdings als Schriftsteller. Mit seinen ersten Romanen "Ein Spiel und ein Zeitvertreib", "In der Wand" und "Lichtjahre" feierte er in den 50er, 60er und 70er Jahren große Erfolge und schrieb außerdem erfolgreich, wenn auch ungern, Drehbücher für Hollywood.

Dann wurde es zunächst ruhiger um Salter. Er veröffentlichte Erzählungen und zusammen mit seiner zweiten Frau, der Schriftstellerin Kay Eldredge, ein Kochbuch. Mit ihr verbrachte er bis zuletzt den Großteil des Jahres in einem kleinen Häuschen im New Yorker Nobelvorort Bridgehampton. Mit "Alles, was ist" kehrte Salter, der vier Kinder und vier Enkelkinder hinterlässt, dann 2013 noch einmal in die Bestsellerlisten zurück.

Aber trotz allen Kritikerjubels hat es Salter, der bis zuletzt mit Hand und Schreibmaschine arbeitete, nie in die allererste Reihe der US-Schriftsteller geschafft. Philip Roth, der 2009 gestorbene John Updike oder Jonathan Franzen sind deutlich bekannter und ihre Bücher verkaufen sich besser. Der britische "Guardian" bezeichnete Salter als den "vergessenen Helden der US-Literatur". Damit habe er sich abgefunden, sagte Salter einmal. "Ich bin was ich bin. Das akzeptiere ich."

(dpa)
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