Persönlich Navid Kermani . . . bekommt den Friedenspreis

Manche seiner Texte sind so verführerisch wie orientalische Märchen. Dabei sind Navid Kermanis Analysen scharf in ihren Argumenten, anspruchsvoll in ihren Bezügen, hart im Urteil. Vor allem beschäftigt sich der Orientalist und Schriftsteller mit Themen, von denen andere lieber die Finger lassen.

 Friedesnpreisträger Navid Kermani.

Friedesnpreisträger Navid Kermani.

Foto: dpa

Mit dem Koran und der Bibel, mit der Schönheit und dem Schrecken der Religionen, mit Anspruch und Wirklichkeit der pluralen Gesellschaft - und mit dem Tod.

Weil er "zwischen den Erfahrungswelten von Menschen unterschiedlicher nationaler und religiöser Herkunft vermittelt", zeichnet ihn der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels aus.

Die Ehrung ist mit 25.000 Euro dotiert und wird am 18. Oktober zum Ende der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche verliehen. Kermani ist ein Intellektueller, den vermeintliche Gewissheiten herausfordern und der Debatten nicht scheut.

Das hat er unter anderem im vergangenen Jahr bewiesen, als er zum 65. Geburtstag des Grundgesetzes im Bundestag eine Rede hielt und die Asylgesetzgebung kritisierte. Ungewöhnlich ist Kermanis Vielseitigkeit. Er ist Journalist, Literat, Experte der islamischen Mystik, ein politisch denkendender, redender, schreibender Mensch, der als vierter Sohn iranischer Eltern 1967 in Siegen geboren wurde und viele Welten in sich vereint.

In Köln, Kairo und Bonn hat er Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaft studiert. Er ist mit der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur verheiratet und lebt seit 1988 in Köln. Er war Dramaturg an mehreren Theatern.

Als Reporter ist er durch Krisenregionen der Welt gereist. Kermani kennt aus eigener Anschauung, worüber er sich äußert. Das unterscheidet ihn von anderen Experten. Das gibt seinem Urteil Kraft. Der 18. Oktober kann ein spannender Tag werden.

(RP)
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