Düsseldorf Auf einen Tee mit Helge Schneider

Düsseldorf · Der Meister des Absurden spielte in Düsseldorf vor großem Publikum.

Helge Schneider hat es schwer. Den klobigen Kontrabass muss er allein auf die Bühne schleppen, dabei ist das Instrument doch viel zu wuchtig für den schmächtigen Mann im aralblauen Anzug. Schneider schnauft, wankt, zieht Grimassen, ist der harmlose Clown. Bis er anfängt zu spielen: "So ein Tag ...", die Gröl-Hymne für das unvergessliche Erlebnis. Schneider fiedelt sie krumm und schief in die Halle, krächzt und sägt auf dem Bass herum. Mit immer mehr Lust an der Zerstörung gibt er den Jimi Hendrix aus dem Pott, damit eins schon mal klar ist: Das Konzertevent zum Mitgrölen gibt es mit ihm nicht. Schneider ist schließlich kein Star, sondern ein Künstler.

Seiner aktuellen Tour hat der Jazzer mit dem absurden Humor den schwungvollen Titel "Lass knacken, Oppa!" verpasst. Er ist nun 60, trägt inzwischen Brille, macht Witze über die Gebrechlichkeit und ist ansonsten ganz der Alte - also besonders gut, wenn er drauflos redet, sich seinen mäandernden Gedanken überlässt, lässig ins Absurde gleitet und seinem Publikum mit Unschuldsmiene Wahrheiten serviert: "Die Zeit ohne Euch war auch schön, aber das revidiere ich sofort."

Schneider scheint sich wohlzufühlen vor großem Publikum in der Mitsubishi-Electric-Halle, witzelt ein bisschen über den Vorabend in Frankfurt - schrecklich, den kommenden Auftritt in Göttingen - zum Kotzen, aber hier und jetzt in Düsseldorf, in der "Mitschibul ..., in der Elektrikhalle" sei alles gut. Lob des Augenblicks. Natürlich ist das ironisch gemeint, und ein bisschen ernst, jedenfalls ist Schneider fröhlich gestimmt, stichelt ein bisschen gegen Helene Fischer, parodiert sich durch die Musikgeschichte und arbeitet sich ansonsten durch sein Repertoire, gibt willig den "Meisenmann", swingt sein "Katzeklo", spielt mit Äffchenhandpuppe Trompete, lässt sich von Bodo Tee servieren, Sergej Gleithmann ausdruckstanzen und so fort. Das ist alles nichts Neues und musikalisch wirkt der Abend etwas müde. Auch wenn Routine bei Schneider und seiner Band ein gutes Niveau hat. Diesmal fehlen die Momente, da der Jazzer in Schneider richtig erwacht und loslegt. Doch das Altvertraute ist auch ganz schön. Schneider will eben keine Show abziehen, sich nicht überbieten oder gar "neu erfinden". Hat er nicht nötig, das ist das Radikale an ihm. Er ist einfach der Bühnen-Helge, der Virtuose der scheinbaren Sinnlosigkeit, des entlarvenden Nonsens, ein Clown, aber eben doch kein harmloser.

(dok)
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