Mönchengladbach/Hamburg Alte Rheingold-Sammlung auf Tour

Mönchengladbach/Hamburg · Hamburgs Deichtorhallen präsentieren Bilderschatz unter dem Namen Viehof.

Die "Sammlung Rheingold" existiert nicht mehr; mit dem Untergang des Kunstberaters Helge Achenbach ging auch sie unter. Jetzt ist sie wieder aufgetaucht und aufgegangen in der "Sammlung Viehof", die weit weg vom rheinischen Klüngel ab 1. Oktober Premiere in den Hamburger Deichtorhallen feiert. Deren Intendant Dirk Luckow frohlockt, er habe einen Schatz gehoben. Darauf gestoßen sei er durch den New Yorker Galeristen David Zwirner, der ihm die Anregung gab. Nach dem ersten Kontakt mit der Familie Viehof habe es nur wenige Tage gedauert, bis man sich einig war.

Luckow frohlockt über die Güte und den Umfang dieser bedeutenden Privatsammlung, die mit ihren in Hamburg rund 850 ausgestellten Werken von 75 Künstlern eine Lektion der jüngeren Kunstgeschichte bereithält. "Uns laufen schon vor der Hängung die Augen über", sagt der Museumschef, der selbst kuratiert. Ab 1945 entwickelte sich das Rheinland zur Schnittstelle der Kunstszene. Köln und Düsseldorf waren Knotenpunkt der internationalen Avantgarde. Bis heute gelten Joseph Beuys, seine Mitstreiter, Schüler und Nachfolger als Inspiratoren, aus deren Ästhetik und Konzepten junge Künstler schöpfen.

Dass sich diese Epoche der Nachkriegskunst mit ihren Helden wie Jörg Immendorff, Imi Knoebel, Sigmar Polke oder Rosemarie Trockel im Rheinland konzentrierte, kann die Sammlung Viehof mit einmaligen Belegen dokumentieren. Dazu hatte sie vor acht Jahren 250 Meisterwerke aus der Kollektion des Kölners Reiner Speck erworben. Außerdem hält sie Werkgruppen bedeutender Künstler wie Günther Baselitz, Candida Höfer, Jörg Immendorff, Daniel Richter oder Neo Rauch bereit. Insgesamt schätzt Dirk Luckow die 1000 Werke, die die vier Brüder aus Korschenbroich (Ex-"Allkauf"-Besitzer) zusammengetragen haben, als hochrelevant ein.

Solch eine Sammlung sei auch vom Gespür und Geschmack der Menschen geprägt, die die Exponate einst aussuchten und erwarben. Das war zu keiner Zeit alleine Helge Achenbach, sondern es waren Kenner wie Ex-Museumschef Kaspar König, Abteiberg-Chefin Susanne Titz, "Rheingold"-Gesellschafterin Hedda im Brahm-Droege oder die vier Viehof-Brüder selber. "Die Sammlung Rheingold wurde vor allem strategisch angelegt", sagt Luckow, "bei den Ankäufen hat man auf Wichtigkeit, Wertigkeit und Wertsteigerung geschaut." Die Familie Viehof habe nie den Mäzen heraushängen lassen. Luckow weiß, dass sie für die Region die Kunst bewahren wollten. Jetzt erhalte die Sammlung unter neuem Label deutschlandweit Aufmerksamkeit. "Hamburg wird staunen."

"Rheingold" wurde 2002 von sechs rheinischen Unternehmern gegründet. Infolge der Inhaftierung von Mitgesellschafter, Sprecher und Geschäftsführer Helge Achenbach geriet die Sammlung 2014 in Schieflage, die Staatsanwaltschaft sperrte den Anteil Achenbachs, der schon im Juli 2014 die Geschäftsführung niederlegen musste. Einen Monat später erstattete Bernd Viehof Anzeige gegen Achenbach wegen Betruges. Im September 2015 galt die Sammlung als zerschlagen. Familie Viehof erklärte damals: "Wir wollen die Sammlung zusammenhalten." Mehr als das dürfte ihnen mit dem Neustart gelingen.

(RP)
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