7500 Fans feuern Simply Red bei ihrer Rückkehr an

Im Boxgeschäft werden den Comebacks von Alt-Champions meist kaum reelle Chancen eingeräumt. Anders läuft es mitunter in der Popmusik, wo Stars nach dem Abschied von der Bühne gelegentlich doch eine erfolgreiche Rückkehr gelingt. Ein Beispiel ist Mick Hucknall, der vor sechs Jahren zum Silberjubiläum seine Band Simply Red aufgelöst hatte, um sich mehr seiner Vaterrolle widmen zu können. Doch dann wollte es der 56-jährige Sänger mit dem ausgeprägten Gefühl für klangliche Seelenoffenbarung doch noch mal wissen. Rund 7500 Fans jubelten der Band beim Konzert im Mönchengladbacher Hockey-Park zu.

Hucknall, der für seine roten Haare bekannt ist, lässt es bemerkenswert entspannt angehen. Mit akustischer Gitarre kommt er allein auf die Bühne und singt mit atemberaubender Innigkeit ,,Holding Back The Years" vom Album ,,Picture Book". Mit diesem Debüt hat er 1985 eindrucksvoll bewiesen, dass er seine Soul-Vorbilder, insbesondere die der frühen 60er, bis ins Detail studiert hatte.

Der Sänger brilliert mit der Intensität und Phrasierungskunst seiner noch immer sehr präsenten Stimme. Schon jetzt gehen die Arme seiner Anhänger hoch und gegenseitig versichert man sich: ,,I keep holding on". Erst im Laufe des Songs setzt Hucknalls exzellentes Sextett ein, bei dem insbesondere Kevin Robinson (Trompete, Percussion) und Chris de Margery (Saxofone, Flöte) immer wieder schöne Akzente setzen.

Dieser musikalische Einstieg mit deutlich rückwärtsgewandten Tönen kündet nicht gerade einen musikalischen Aufbruch an, gefeiert wird hier eine musikalische Retrospektive. Im Mittelpunkt des Konzerts, das sich trotz Bestuhlung schnell zu einer Tanz-Party entwickelt, stehen Klassiker der 31-jährigen Karriere von Simply Red. Sie spielen unter anderem ,,For Your Babies", ,,A New Flame" und ihren ersten Hit ,,Money`s Too Tight (To Mention)".

Leidenschaftlich rührt Hucknall aus Soul, Funk, Jazz, Latin und Reggae einen gefühligen Sound an, der zwar nicht wie die kompromisslosere Musik seiner Vorbilder bis in tiefere Bewusstseinsebenen vordringt, aber über eine außergewöhnliche Klasse verfügt. Begeistert singt das Publikum nicht nur bei ,,Stars" mit. ,,Ain`t That a Lot of Love", ein Klassiker von Homer Banks, präsentiert der langsam abgekämpft aussehende Sänger als Zugabe.

(RP)
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