18 Minuten gegen Dummheit

Vor 50 Jahren besang Arlo Guthrie, wie er dem Militärdienst entging.

Es gehört zu den großen Übeln dieser Welt, dass Songs über die menschliche Dummheit die Besungenen nicht erreichen, weil diese eben genau das sind: zu dumm. Arlo Guthrie hat den Schwierigkeitsgrad noch erhöht und vor 50 Jahren einen achtzehn und eine halbe Minute langen Song über die menschliche Dummheit veröffentlicht. Ein Erfolg wurde "Alice's Restaurant Massacree" trotzdem - weil es eben genug schlaue Menschen gibt.

Guthrie, Sohn der amerikanischen Folk-Institution Woodie, spielte den Song 1967 für sein Debütalbum "Alice's Restaurant" ein. Der nimmt die ganze A-Seite ein und ist länger als die anderen Stücke zusammen. Guthrie erzählt darin die absurde und wahre Geschichte, wie er dem Militärdienst entkam.

1965 hatte er Thanksgiving bei Alice und ihrem Ehemann verbracht. Alice führt ein Restaurant. Das Paar lebt in einer entweihten Kirche, es hat sich eine Menge Müll angesammelt. Arlo und sein Begleiter zeigen sich erkenntlich, packen alles in ihren Kleinbus und fahren zur nächsten Müllhalde. Weil diese allerdings geschlossen hat, werfen sie den Schrott einen Abhang hinunter. Der Polizeichef sieht den Müll, findet die Täter über einen weggeworfenen Brief, sie werden verhaftet, kommen für mehrere Stunden ins Gefängnis. Die Polizei fertigt zahlreiche Beweisfotos vom Tatort an. Den beiden wird der Prozess gemacht. Die Fotos helfen jedoch wenig: Der Richter ist blind. Die beiden werden zu einer Geldstrafe von 25 Dollar verurteilt.

Später muss Guthrie zur Musterung. Die USA brauchen Soldaten für Vietnam. Er tut alles, um nicht eingezogen zu werden, trinkt sich am Vorabend einen Rausch an, mimt gegenüber dem Arzt den irren Killer. Es hilft alles nichts. Bis ihn jemand fragt, ob er schon mal wegen eines Verbrechens verurteilt wurde. Und ob! Die Umweltsünde ist seine Rettung.

Der Song macht Guthrie berühmt, zwei Jahre später wird aus dem Lied der Film "Alice's Restaurant". Der Polizist, der den Müll entdeckte, spielt sich darin selbst. Begründung: Lieber lasse er sich selbst wie einen Idioten aussehen, als das jemand anderem zu überlassen.

(seda)
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