Ratgeber Vorsicht Falle beim Handy-Tarifwechsel

Düsseldorf · Es gibt viele Gründe für einen Wechsel des aktuellen Handytarifs. Sei es eine schnellere Internetverbindung oder ein neues Mobiltelefon, möglicherweise sind die Kosten zu hoch oder Leistungen zu schlecht. Doch dabei können ärgerliche und vor allem teure Fehler passieren.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall

Jeder dritte Mobilfunkvertrag in Deutschland läuft bereits länger als drei Jahre - und ist damit vermutlich zu teuer für die gelieferte Leistung. Das hat eine Untersuchung des Verbraucherportals "Finanztip.de" ergeben.

Wer nicht für veraltete Leistungen zu viel zahlen will, sollte deswegen spätestens alle zwei Jahre schauen, was der Markt oder das Angebot des eigenen Anbieters an Sparmöglichkeiten hergibt.

Die Mobilfunkanbieter reagieren meist jedoch erst, wenn Kunden kündigen oder eine Kündigung androhen. Oft gibt es erst dann ein günstigeres Angebot.

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Foto: dpa

Falls nicht, lohnt sich nicht nur die Suche nach einem besseren Tarif, sondern vielleicht auch nach einem neuen Anbieter. Bei der Suche nach Alternativen kann einiges schief gehen. Ein Überblick über die häufigsten Fehler - und wie man sie vermeidet.

  • Vertragslaufzeit ignorieren

Innerhalb der Vertragslaufzeit zahlt man bei einem sofortigen Tarifwechsel doppelt. "Bevor Sie bei einem neuen Anbieter unterschreiben, sollten Sie also die Laufzeit des alten Vertrags kontrollieren", rät Bettina Seute vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de". Unter Umständen kann sich ein Wechsel trotzdem lohnen, etwa bei Tarifen mit geringen Grundgebühren, aber hohen Nutzungsentgelten.

  1. Zu spät kündigen

Hält man die Kündigungsfrist nicht ein, verlängern sich viele Verträge automatisch um zwölf Monate. "In der Regel kann man bis zu drei Monate vor dem Vertragsablauf kündigen", sagt Seute.

Hat man den Vertrag zum Beispiel am 15. Februar 2016 abgeschlossen, muss die Kündigung spätestens bis zum 14. November 2017 beim Anbieter eingehen - bei 24-monatiger Laufzeit. Wichtig: "An alle Leistungen denken, also auch Zusatzangebote wie Klingeltöne oder Streaming-Dienste kündigen", sagt Seute.

"Seit Oktober 2016 reicht es grundsätzlich aus, die Kündigung per E-Mail zu verschicken", sagt Christine Steffen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Man kann den Anbieter um eine Bestätigung bitten.

Wer auf der sicheren Seite sein will, kann zusätzlich einen Brief per Einschreiben schicken. Der Anbieter darf dies nicht verlangen, damit die Kündigung wirksam wird. "Wenn die Zeit drängt und man nicht auf die Bestätigung des Anbieters warten kann, kann der Zustellnachweis als Sicherheit dienen", sagt Steffen.

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Foto: rtr, SL/HB
  1. Lange Laufzeiten beim neuen Anbieter wählen

Mittlerweile gibt es Tarife, die Kunden monatlich kündigen können. Der Vorteil: "Sie können flexibler auf Marktentwicklungen reagieren", erklärt Seute. Also etwa schneller den Tarif wechseln, wenn ein attraktiveres Angebot verfügbar ist. Oder monatlich Zusatzangebote ab- oder hinzuzubuchen. "So können Verbraucher den Vertrag besser an ihr Nutzungsverhalten anpassen", sagt Christine Steffen.

  1. Sich im Laden überrumpeln lassen

Im Geschäft besteht die Gefahr, dass versierte Verkäufer einen zum Vertrag überreden, den man eigentlich nicht abschließen wollte. "Verbraucher sollten sich möglichst immer etwas Bedenkzeit erbeten. Dann können sie die Vertragskonditionen in Ruhe prüfen", rät Steffen.

Das Problem: Oft geben einem die Mitarbeiter die Unterlagen nicht mit nach Hause. Eine Stichprobe der Stiftung Warentest (kostenpflichtig) zeigt: In den Läden von sechs Mobilfunkanbietern war die Beratung nirgends gut.

Wer im Laden unterschreibt, hat in der Regel kein Widerrufsrecht. Anders sieht es aus, wenn Kunden den Vertrag per Telefon oder online abschließen. "Dann können sie ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen den Vertrag widerrufen", erklärt Steffen. Praktisch, falls man es sich doch anders überlegt.

  1. Achtung neue Modelle

Der neue Anbieter schenkt einem ein Telefon zum Vertragsabschluss? "Nun ja, meist zahlt der Kunde das Gerät indirekt über den Tarif", sagt Bettina Seute. In der Regel ist es besser, sich ein Neugerät unabhängig vom neuen Tarif zu kaufen. "Oft kommt man über die komplette Laufzeit dann insgesamt günstiger weg."

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  1. Tarife nicht vergleichen

Um sich einen Überblick im Tarifdschungel zu verschaffen, können Vergleichsportale helfen. "Verbraucher sollten immer mehrere nutzen und auf bereits voreingestellte Abfragen achten", rät Steffen.

Einige Plattformen zeigen die monatlichen Durchschnittskosten für Tarif plus Neugerät - umgerechnet auf die Laufzeit. So kann man leichter günstige Angebote identifizieren. Ein kritischer Blick lohnt sich, denn manche Angebote sind nur die ersten drei Monate besonders günstig. Dann verteuert sich der Tarif für die restlichen 21 Monate.

Der Preis ist längst nicht alles. "Auch wenn der Tarif günstig erscheint, sollten Verbraucher die Konditionen der angebotenen Leistungen genau vergleichen", rät Seute. Dazu gehört die Surfgeschwindigkeit im Internet, also ob man mit LTE, HSDPA oder UMTS surft, oder ob man im D-Netz (Telekom und Vodafone) oder E-Netz (O2) telefoniert.

Außerdem rät Seute: "Bei einem Wechsel sollte der Kunde unbedingt auf die Netzabdeckung achten." Die kann man beim Anbieter abfragen oder online über Karten die Hauptnutzungsorte überprüfen. Wer sich ganz sicher sein will, kauft vorab eine Prepaid-Karte des Anbieters und kann so die Netzabdeckung eigenhändig kontrollieren.

  1. Unüberlegtes "Downgrade"

Wenn Kunden etwa Freiminuten oder Flatrates nicht ausnutzen, bietet sich manchmal ein Tarifwechsel beim eigenen Anbieter an. Bucht man weniger Leistungen zu einem geringeren Preis, ist dieses "Downgrade" meistens kostenpflichtig.

Das rentiert sich nicht immer, wie eine Rechnung von "Teltarif.de" zeigt: Beträgt die Wechselgebühr knapp 50 Euro und die verbleibende Laufzeit mindestens noch ein Jahr, müsste der Kunde mindestens vier Euro pro Monat im neuen Tarif sparen, damit sich die frühzeitige Umstellung überhaupt lohnt. "Je kürzer die Vertragslaufzeit ist und je höher die Gebühr, umso unattraktiver wird der Tarifwechsel", sagt Seute.

  1. Unpassende Angebote wählen

"Verbraucher sollten vor dem Wechsel darauf achten, welche Leistungen sie überhaupt nutzen", rät Steffen. Wer überwiegend über Messenger kommuniziert, braucht etwa nicht unbedingt eine SMS-Flat, dafür aber eventuell mehr Datenvolumen.

Wollen Verbraucher LTE nutzen, "sollten sie prüfen, ob ihr Gerät überhaupt LTE unterstützt. Hardware und Tarif müssen aufeinander abgestimmt sein", sagt Seute. Genauso wie die eigenen Bedürfnisse und der neue Tarif zusammenpassen müssen.

(csr)
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