Smartphone im Test Honor 8 Pro - echte Oberklasse, günstiger Preis

Düsseldorf · Mit dem Honor 8 Pro macht der chinesische Smartphone-Hersteller einen großen Schritt nach vorn. Nicht nur, dass es das erste Phablet der Huawei-Tochter ist, es ist auch das erste echte Oberklasse-Handy des Unternehmens. Wir haben das neue Honor-Flaggschiff getestet.

Honor 8 Pro - günstiges Oberklasse-Smartphone
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Honor 8 Pro - günstiges Oberklasse-Smartphone

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Foto: Christoph Schroeter

Im Jahr 2010 knirschte es gewaltig zwischen Volkswagen und Skoda. Die eigentlich für preiswerte Autos zuständige Tochter aus Tschechien stellte mit dem Skoda Superb ein Modell vor, das dem deutlich teureren VW Passat mächtig den Rang ablief. Die Folge: Der Skoda-Chef musste gehen.

Hoffentlich bleibt das dem Chef der Smartphone-Marke Honor erspart. Denn ebenso wie Skoda im VW-Reich, ist Honor als Tochter von Huawei bislang für eher günstige und einfachere Smartphones zuständig gewesen. Mit dem neuen Honor 8 Pro ändert sich das jedoch.

Öffnet man die in edlem Dunkelblau gehaltene Verpackung und nimmt man das Honor 8 Pro heraus, hat man sich direkt in das Gerät verliebt. Flach und schlank liegt es in der Hand. Vorne ein zu den Rändern abgerundetes Display, der Rest ein Metall-Unibody, bestens verarbeitet — gerade so schwer, dass es einen soliden Eindruck hinterlässt. Ein echter Handschmeichler.

Der positive erste Eindruck setzt sich bei der technischen Ausstattung des Honor 8 Pro dann fort.

Huawei P10 - Smartphone mit Leica Doppelkamera
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Foto: Christoph Schroeter

Obwohl das Honor-Gerät nur ein wenig größer als das Google Pixel XL (5,5 Zoll-Bildschirm) und fast exakt so groß wie das iPhone 7 Plus (5,5 Zoll) ist, prangt auf seiner Front ein 5,7 Zoll großes Display. Dieses löst mit 2560 x 1440 Pixel (2K) auf, leuchtet strahlend hell, ist sehr blickwinkelstabil und stellt alles knackscharf dar.

Mit der hohen Auflösung qualifiziert sich das Honor 8 Pro für Virtual Reality. Aus diesem Grund findet man in der Verpackung wohl auch einen Bausatz für eine einfache VR-Brille à la Google Cardboard. Eine Zertifizierung für Googles Daydream VR hat das Honor nicht und wird es wohl wegen des LCD-Displays auch nicht bekommen. Bei diesem Bildschirm-Typ sind die Aktualisierungsraten für einen hochwertigen VR-Einsatz in der Regel zu gering.

Wie von Huawei bekannt, lässt sich die Display-Darstellung durch einen horizontalen Wisch über die drei Android-Tasten verkleinern, so dass auch mit kleinen Fingern der gesamte Bildschirminhalt einhändig bedient werden kann.

Gespart hat man bei Honor am Glas, denn geschützt wird das Display nur von dem bereits etwas in die Jahre gekommenen Gorilla Glass 3.

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Foto: dpa, tsn crk

Ähnlich wie das Honor 8 aber auch das Huawei P10 oder das P10 Plus besitzt auch das Honor 8 Pro eine Hauptkamera mit Doppellinse. Die hat zwar nicht wie bei den teuren Huawei-Schwestern eine Leica-Zertifizierung, trotzdem sind die Bilder, die wir im Testzeitraum mit dem Smartphone gemacht haben, top.

Eine der 12-MP-Kameras ist für Farb- die andere für Monochromaufnahmen zuständig. Daraus wird dann das fertige Bild zusammengesetzt. Einer der Sensoren misst dabei die Tiefeninformationen, was eine künstliche Tiefenunschärfe (sogenanntes Bokeh) erlaubt, mit der Motive besser vom Hintergrund abgehoben werden können. Das funktioniert ebenfalls recht gut. Reine Schwarz-Weiß-Aufnahmen können nicht gemacht werden, trotz des Monochrom-Sensors. Dafür wird erst ein klassisches Farbfoto gemacht, aus dem die Farbinformationen dann wieder entfernt werden.

Im direkten Vergleich mit den Ergebnissen der Leica-Kamera im Huawei P10 muss sich das Honor dann doch mit Platz zwei begnügen.

Die Frontkamera schießt Selfies mit 8 MP Auflösung und in guter Qualität. Sowohl für Front- als auch für Hauptkamera gilt, was für die meisten Smartphone-Kameras gilt: Wird das Licht weniger, sinkt auch die Qualität der Fotos, das Rauschen nimmt zu. Trotzdem können auch nachts mit ruhiger Hand oder Stativ noch recht ansehnliche Fotos geschossen werden.

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Foto: dpa, wck zeh

Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Satte 64 Gigabyte Hauptspeicher sind verbaut, dazu schon fast übertriebene 6 GB Arbeitsspeicher. Letzteres bietet kaum ein aktuelles Topmodell, nicht einmal das Samsung Galaxy S8. Wenn man jedoch ehrlich ist, machen mehr als 4 GB aktuell auch kaum Sinn, so dass es sich dabei eher um einen Marketing-Gag handelt.

Der interne Speicher kann per Micro-SD-Karte erweitert werden.

Auf dem Papier macht der Akku mit der satten Kapazität von 4000 mAh eine Menge her. Im Testbetrieb war dessen Leistung dann aber sehr wechselhaft. Manchmal schaffte man locker eineinhalb Tage, doch ab und zu war auch schon am Nachmittag von Tag eins der Saft verbraucht - und das bei ähnlicher Nutzung. Vielleicht muss Honor hier nochmal mit einem Update das Energiemanagement optimieren.

Zwar wirbt Honor mit einer Schnellladetechnik, doch die funktioniert leider nicht so gut, wie man das von der Konkurrenz gewohnt ist. Es dauert schon seine Zeit, bis das Honor 8 Pro wieder mit ausreichend Power versorgt ist.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall

Das Gehäuse des Honor 8 Pro macht, wie bereits erwähnt, einen Top-Eindruck. Der Metall-Unibody wird auf der Rückseite von zwei schmalen Antennenstreifen unterbrochen, bei unserem schwarzen Modell sind diese in dunkelgrau gehalten, fallen kaum störend auf. Die Doppelkamera sitzt bündig in einem kleinen Glas-Oval.

Auf der Rückseite befindet sich auch der sehr schnell reagierende Fingerabdrucksensor. Mit ihm lässt sich nicht nur das Gerät entsperren, er dient auf Wunsch auch als Kamera-Auslöser, Anrufe können angenommen oder Alarme gestoppt werden. Streicht man darüber, erscheint die Benachrichtigungsleiste oder Fotos lassen sich durchsuchen. Diese Gesten funktionieren auch ohne, dass ein Fingerabdruck registriert wurde.

Negativ fällt auf - zumindest bei unserem schwarzen Testmodell - dass die Rückseite sehr schnell von Fingerabdrücken übersät ist. Diese lassen sich teilweise nur mit einem feuchten Lappen entfernen.

Am unteren Rand des weniger als sieben Millimeter dünnen Gehäuses sitzen ein Lautsprecher, die USB-C-Ladebuchse und ein Kopfhöreranschluss. Musik aus der kleinen Box zu hören ist keine wirkliche Freude, aber das ist ja bei fast keinem Smartphones der Fall.

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Foto: Christoph Schroeter

Angetrieben wird das Honor 8 Pro von Android Nougat und der hauseigenen Oberfläche EMUI in der Version 5.1. Allzu viele Drittanbieter-Apps hat der Hersteller nicht auf das Gerät gepackt, bei Nichtgefallen lassen sie sich auch deinstallieren.

Für 549 Euro hat Honor mit dem 8 Pro ein echtes Oberklasse-Smartphone zu einem verhältnismäßig günstigen Preis auf den Markt gebracht. Wem das Huawei P10 Plus (749 Euro) zu teuer, das P10 aber zu klein ist, der sollte zum Honor 8 Pro greifen. Vor allem die 200 Euro Mehrpreis des Huawei P10 Plus lassen einen ins Grübeln kommen.

Hinweis: Das Smartphone wurde von Honor zur Verfügung gestellt und nach Abschluss dieses Tests zurückgesandt.

(csr)
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