Android-Marshmallow-Gerät Test Google Nexus 5X: klasse Smartphone - aber zu teuer

Düsseldorf · Mit dem Nexus 5X und dem Nexus 6P hat Google seine hauseigene Smartphone-Reihe fortgesetzt. Während das Nexus 6P in der Smartphone-Topliga mitspielt, ist das Nexus 5X eine Klasse weiter unten anzusiedeln. Was das 5er kann, zeigt unser Test.

Das Google Nexus 5X im Test - gutes, teures Smartphone
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Das Google Nexus 5X - gutes, teures Smartphone

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Foto: Christoph Schroeter

Das Nexus 5X tritt in große Fußstapfen. Ende 2013 brachte Google - auch da bereits in Kooperation mit LG - das Ur-Nexus 5 auf den Markt (hier unser Testbericht). Damals bekam man für 349 (16 GB) oder 399 (32 GB) ein Smartphone der Spitzenklasse für kleines Geld. Der Mittelklassebereich wurde da vom kurz zuvor übernommenen Motorola mit dem günstigen Moto G bedient.

Im Jahr 2015 gehört das Nexus 5X eher in den Bereich der oberen Mittelklasse. LG und Google rufen dafür allerdings 479 Euro für die 16-Gigabyte- und 529 Euro für die 32-Gigabyte-Version auf. Eine stolze Summe. Ist das "kleine" Nexus so viel Geld wert?

Klein ist hier relativ. Denn der Bildschirm ist mit seinen Abmessungen von 5,2 Zoll sicherlich nicht gerade bescheiden. Das Display in LCD-Technik bietet FullHD-Auflösung, also 1920 x 1080 Pixel. Die Darstellung ist knackscharf und auch bei hellem Umgebungslicht ist alles gut zu sehen.

Es stellt sich ohnehin die Frage, ob bei Displays in den Abmessungen zwischen 4,5 und 6 Zoll nicht FullHD als Auflösung vollkommen reicht. Das Nexus 6P, das Samsung Galaxy S6 oder auch das neue Microsoft Lumia 950 lösen in WQHD auf, in Zahlen 2560 x 1440 Pixel, als derzeitige Spitze im Auflösungswahn hat das Sony Xperia Z5 Premium gar ein 4K-Display. Das verbraucht mehr Strom und ist teurer, ob es wirklich etwas bringt, sei mal dahingestellt.

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Aber zurück zum Nexus 5X. Das FullHD-Display wird geschützt von kratzfestem Gorilla-3-Glas und hat eine Beschichtung, die gegen Fingerabdrücke schützen soll. Letzteres ist jedoch auch bei diesem Gerät wohl eher etwas für die Marketingabteilung, denn wirklich bringen tut eine solche Beschichtung kaum etwas.

Die - bei unserem Testgerät quarzfarbene - Rückseite besteht aus einem recht glatten Kunststoff (spritzgegossenes Polycarbonat). Der matte Farbton und die ganze Anmutung lässt das Gerät von hinten edler aussehen als das erste Nexus 5. Das hatte eine etwas gummiartige Rückseite, die allerdings den Vorteil hatte, das Gerät nicht so leicht aus der Hand rutschen zu lassen.

Neben den Schriftzügen "LG" und "Nexus" fallen auf der Rückseite noch vier weitere Dinge ins Auge. Drei davon gehören zur Kamera. Diese löst mit 12,3 Megapixeln auf. Das ist nicht so viel, wie man von anderen Geräten gewohnt ist, die ja bereits an 20 MP heranreichen oder diese auch schon überschritten haben. Doch viele Pixel machen noch kein gutes Foto.

So haben die 12,3 Millionen Pixel bei der Kamera des Nexus 5X etwas mehr Platz bekommen, als das bei anderen Kameras der Fall ist: 1,55 µm ist jedes einzelne von ihnen groß und das bedeutet, sie können mehr Licht einfangen und so auch bei schlechter Beleuchtung noch halbwegs gute Fotos produzieren.

Unser Test hat das durchaus bewiesen: Eine ausreichend ruhige Hand vorausgesetzt - oder eine Möglichkeit, das Smartphone aufzusetzen - und schon mach das Nexus 5X auch bei Dämmerlicht noch durchaus passable Aufnahmen. Natürlich sind auch hier Grenzen gesetzt, aber diese sind doch ein wenig weiter gesetzt als bei Kameras mit herkömmlicher Pixelgröße.

Unterstützt wird die Kamera von zwei weiteren der Auffälligkeiten der Rückseite: Zum einen vom Doppel-Blitz und von einem IR-Laser, der dem Autofokus bei seiner Arbeit unter die Arme greift. Videos nimmt die Hauptkamera in mittlerweile üblicher 4K-Auflösung auf.

Last but not least hat LG noch den Fingerabdrucksensor auf der Smartphone-Rückseite platziert. Die Einrichtung des Fingerabdrucks startet automatisch, sobald man den Sensor erstmals berührt. Danach geht der Entsperrvorgang fix über die Bühne, aber auch nicht schneller, als man das von anderen Android-Smartphones kennt.

Vorläufig beschränkt sich die Funktion des Sensors aufs Entsperren des Gerätes. Beim Honor 7 etwa lässt er sich als Mini-Touchpad einsetzen, etwa um die Benachrichtigungsleiste herunterzuziehen oder in einer Galerie nach rechts oder links zu wischen.

An der rechten Seite sitzen die Power- und die Wipptaste für die Lautstärkeeinstellung. Hier hatte LG bein ersten Nexus 5 noch für ein kleines aber feines Detail-Highlight gesorgt: Die Tasten damals waren aus Keramik gefertigt. Die angenehme Kühle die man bei der Bedienung spürte, bleibt jetzt leider auf der Strecke. Beim Nexus 5X sind die Tasten aus einfachem Kunststoff. Schade. Der Funktion tut das keinen Abbruch.

Während es vielen Smartphone-Herstellern noch immer nicht gelungen ist, die Lautsprecher auf die Vorderseite zu platzieren, ist LG beim Nexus 5X diese Selbstverständlichkeit geglückt. Auch wenn die Optik vorgaukelt, es befänden sich zwei Mini-Boxen auf der Vorderseite, so muss man doch nur mit einer Vorlieb nehmen.

Die reicht für die Dinge, die man so mit einem Smartphone-Lautsprecher tut, vollkommen aus. Echten Musikgenuss darf man freilich nicht erwarten - schon wegen der fehlenden Stereo-Unterstützung.

Angetrieben wird das Nexus 5X natürlich von der aktuellen Android-Version Marshmallow (derzeit 6.0.1). Wie bei den hauseigenen Nexus-Geräten üblich, verspricht Google Updates auf die neuen Android-Versionen mindestens für die kommenden zwei Jahre seit Erscheinen des Gerätes.

Das Google Nexus 5 im Alltagstest
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Das Google Nexus 5 im Alltagstest

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Zu den installierten Apps muss nicht viel gesagt werden. Das volle Google-Paket ist vorinstalliert. Jeder Käufer wird das Gerät über Google Play seinen individuellen Bedürfnissen anpassen. Besonders die nach wie vor schwache Kamera-App sollte ersetzt werden. Sie produziert zwar gute Foto, bietet aber im Vergleich zur Konkurrenz nur wenig Einstellmöglichkeiten und Spielereien.

Der Akku bleibt mit 2700 mAh Stunden doch deutlich unter der magischen 3000-mAh-Grenze, die inzwischen viele der Top-Smartphones gerissen haben. Wer sein Gerät nicht zu exzessiv nutzt, sollte damit aber über den Tag kommen. Was den Umstand etwas entschärft: Dank USB-C und Schnellladefunktion ist das Nexus 5X nach nur zehn Minuten an der Steckdose bereits für weitere, wie der Hersteller verspricht, 3,8 Stunden Laufzeit aufgetankt.

Die Schnelladefunktion konnten wir im Test nicht überprüfen, da dem Testgerät ein Ladegerät mit UK-Stecker beilag. Somit mussten wir das Nexus über ein USB-C-auf-USB-A-Kabel an einem herkömmlichen Steckerteil laden.

Fazit: Das Nexus 5X füllt die Fußstapfen seines Vorgängers aus. Das Gerät hat ausreichend Leistungsreserven, liegt gut in der Hand, das Display macht einen guten Job, die Kamera liefert gute Fotos. Das Gerät ist top verarbeitet, ein Knarzen oder Knacken konnten wir nicht feststellen.

Gewünscht hätten wir uns drei statt zwei Gigabyte Hauptspeicher. Beim Design der Vorderseite hat LG sich für ein leicht erhöhte, umlaufende Kante entschieden. Das mag das Display schützen, wenn das Gerät mit dem Bildschirm nach unten liegt, schön oder gar edel sieht es nicht aus. Dafür hätte man sich ein Beispiel an den die Kanten umfließenden Displays nehmen müssen.

Dass die Nexus-Geräte keinen erweiterbaren Speicher haben, daran hat man sich gewöhnt. Doch gerade aus diesem Grund hätte Google Abstand von einer 16-GB-Version nehmen sollen. In der Preisklasse erwartet man einfach mehr, als nur elf bis zwölf GB freien Speicher.

Apropos Preisklasse, das ist der große Kritkpunkt an dem Nexus 5X. 479 Euro für die Version mit 16 GB und 529 für die 32-GB-Variante, das ist einfach zu viel Geld. Für 480 Euro bekommt man inzwischen bereits das Samsung Galaxy S6 mit 32 GB Speicher.

Hätte Google, wie früher üblich (auch bei Apple), die US-Dollar-Preise 1:1 in Euro übertragen, wäre das Preisfazit ganz anders ausgefallen. In den USA bekommt man das 16-GB-Nexus-5X für 379 Dollar, die größerer Version für 429 Dollar - das sind umgerechnet 349 bzw. 395 Euro (plus die in den USA von Staat zu Staat unterschiedliche Mehrwertsteuer von maximal 10 Prozent). Zu dem Preis wäre es eine klare Kaufempfehlung geworden.

(csr)
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