USA T-Mobile rechnet Videos nicht mehr auf Datenflat an

Düsseldorf · Die Kunden von T-Mobile USA dürften in Jubel ausbrechen: Schon ab Sonntag werden Videos nicht mehr auf die Datenflat angerechnet. Filme von Netflix, HBO und Co. können dann endlich auch unterwegs geschaut werden. Man ist nicht mehr auf eine WLAN-Verbindung angewiesen. Doch es gibt auch Kritik, Stichwort: Netzneutralität.

 John Legere, US-Chef von T-Mobile, liebt seine Auftritte. Gerne kommt er in edlem Zwirn, trägt darunter ein magentafarbenes T-Mobile-Shirt.

John Legere, US-Chef von T-Mobile, liebt seine Auftritte. Gerne kommt er in edlem Zwirn, trägt darunter ein magentafarbenes T-Mobile-Shirt.

Foto: ap

"Binge On" heißt das Angebot, das schon am kommenden Sonntag starten soll. Alle T-Mobile-Kunden in den USA, die einen Datentarif mit mindestens drei Gigabyte pro Monat gebucht haben, nehmen automatisch daran teil.

Sie können dann unter anfangs 24 verschiedenen Streamingdiensten wählen und deren Videos auch unterwegs problemlos schauen, wenn sie keine WLAN-Verbindung haben. Die übertragenen Bits und Bytes werden nicht auf ihre monatliche Datenflat angerechnet.

Zu den Diensten, die von Beginn an dabei sind, gehören unter anderem Netflix, HBO Now, HBO Go, ESPN, Hulu, SlingTV oder Fox Sports, also durchaus schwergewichtige Player am Markt.

Auf ein Filmerlebnis in HD oder gar FullHD darf man sich aber nicht freuen. Um die zu erwartende Datenmenge halbwegs in den Griff zu bekommen reduziert T-Mobile die Auflösung auf 480p und nennt das werbewirksam "DVD Qualität". Das wäre auf einem TV-Gerät nicht zu ertragen, auf einem Smartphone-Display sollte die Auflösung aber okay sein.

Laut T-Mobile bediene man sich dabei eines Algorithmus-Tricks. Damit komprimiere man zwar die übertragenen Videodaten und senke folglich die Auflösung. Der Unterschied zu einer HD-Auflösung sei aber für das menschliche Auge auf dem kleinen Bildschirm nicht zu erkennen. Die Filme können auch weiterhin in HD-Auflösung geschaut werden, das wird dann aber wie bisher auf das Datenvolumen angerechnet.

Das Angebot präsentierte der für seine Rockstar-gleichen Auftritte bekannte US-T-Mobile-Chef John Legere bei dem "Uncarrier X"-Event in Los Angeles.

Auch wenn Legere bei der Präsentation extra darauf hinwies, T-Mobile verstoße damit nicht gegen die Netzneutralität, kommen genau solche Bedenken auf, beispielsweise bei "The Verge". Schließlich ist das Angebot erst einmal auf einen Pool von Anbietern beschränkt.

Dem hält Legere entgegen, theoretisch könne ja jeder Mitglied im Teilnehmer-Pool werden, vorausgesetzt er liefere den Stream in einem vorgegebenen Format. Dazu zählt er übrigens auch Porno-Angebote, "so lange sie legal sind".

(csr)
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