Neuer Handy-Vetrag Wie man das richtige Mobilfunknetz findet

Düsseldorf · Irgendwann ist es soweit, ein neuer Mobilfunktarif muss her. Für welches Netz soll man sich entscheiden? Alte Faustregeln helfen da nicht weiter. Bei der Auswahl ist vielmehr sorgfältige Recherche angesagt. Es geht sogar ganz ohne klassischen Handy-Tarif.

Diesen Hinweis möchte man auf seinem Smartphone nicht sehen.

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Foto: dpa, tsn

Die Telekom ist überall gut, E-Plus in der Stadt, Vodafone liegt irgendwo dazwischen? Solche Halbwahrheiten sind weit verbreitet.

Wenn Kunden auf der Suche nach einem neuen Mobilfunk-Tarif auch ihren Netzanbieter auf die Probe stellen, sollte sie sich aber lieber nicht auf solche Aussagen über die Netzqualität verlassen. Welcher Netzanbieter wirklich der beste für die eigenen Bedürfnisse ist, ermittelt jeder lieber selbst. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick:

Aktuell gibt es in Deutschland drei kommerzielle Mobilfunknetze. Das D1-Netz der Telekom, D2 von Vodafone und die ehemals getrennten Netze von E-Plus und O2, die immer weiter zusammenwachsen.

Das lässt sich nur schwer sagen. Zwar gibt es immer wieder Tests von Fachmagazinen und anderen Initiativen. Häufig schneidet die Telekom am besten ab. Aber auch mit dem rosa Riesen kann man im Funkloch landen, sagt Henning Gajek vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de". Stellenweise kann es dabei passieren, dass andere Anbieter gleichzeitig besten LTE-Empfang liefern - oder andersherum.

Das können Kunden mit den Netzkarten der drei Anbieter herausfinden (Netzkarte Telekom - Netzkarte Vodafone - Netzkarte O2). Sie zeigen an, wie gut die Mobilfunkversorgung an einem Ort ist - und zwar separat für jede Mobilfunktechnologie von 2G über 3G bis hin zu 4G. Je nach Anbieter lassen sich mehrere Orte auswählen, um die Abdeckung im persönlichen Bewegungsradius auszutesten.

"Die Netzkarten sind teilweise etwas optimistisch", schränkt Gajek aber ein. Die Versorgung im Freien werde meist gut abgebildet. Was innerhalb von Gebäuden noch ankommt, ist aber eher Glückssache. Je nach Baumaterial und Stockwerk des Hauses kann im Innern Funkstille herrschen.

Ja. Zum einen wegen der Geschwindigkeit. Das nahezu überall verfügbare 2G (GSM, G, E oder O in der Display-Anzeige) taugt quasi nur zum Telefonieren und für SMS. Internetverbindungen baut es nur im Schneckentempo auf.

3G (UMTS/HSPA/H/H+) ist schneller und erlaubt recht flottes Aufrufen von Internetseiten oder auch kleinen Videos.

4G (LTE/L) ist nicht nur wesentlich schneller als 2G oder 3G, es hat auch kürzere Reaktionszeiten und erlaubt flotte Datenanwendungen.

Zum anderen gibt es nach wie vor viele Tarife, in denen Nutzer kein LTE haben, sagt Henning Gajek. Den der Internet-Turbo wird gerne noch als Option gegen Aufpreis verkauft. Wer einen reinen 3G-Tarif wählt, muss doppelt aufmerksam in die Netzkarten schauen: Vielleicht gibt es ja am Wohnort tollen LTE-Empfang, aber die 3G-Abdeckung ist schlecht.

Wer nur telefonieren und Nachrichten versenden will, kann mit so einem 3G-Tarif schon glücklich werden. Allerdings kann man mit 3G schnell auf dem Mobilfunk-Abstellgleis landen. Denn 3G wird etwa bei der Telekom nicht mehr ausgebaut und soll perspektivisch auch zurückgebaut - also abgeschaltet - werden, erklärt ein Unternehmenssprecher. Irgendwann ab 2020 soll das der Fall sein. Neuer Netzausbau finde ohnehin nur noch im LTE-Netz statt.

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Foto: Christoph Schroeter

Prinzipiell sollte es bei der Netzqualität keinen Unterschied geben, wenn man etwa Günstig-Tarife bei Congstar, Klarmobil oder einer Marke der 1&1 Drillisch AG bucht. Diese Anbieter betreiben kein eigenes Netz, sondern nutzen die Funkmasten der drei großen Netzbetreiber.
Wer sich für einen Mobilfuntarif vom Discounter interessiert, sollte vorher genau prüfen, welches Netz genutzt wird. Manche Anbieter sind im O2-Netz, andere im D-Netz.

Vier Wochen sind nicht ein Monat. Und weil einige Mobilfunkanbieter ihre Daten- und Telefoniepakete für Prepaidkarten im Vierwochenrhythmus statt monatlich abrechnen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Laufzeit. Dazu rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Mit den Vierwochenpaketen werden nämlich auf ein ganzes Jahr gerechnet 13 Buchungen fällig. Dafür gibt es aber auch 13 Mal im Jahr neues Datenvolumen.

Grundsätzlich, so die Verbraucherschützer, dürfen die Anbieter die Laufzeiten ihrer Pakete frei wählen. Sie müssen nur transparent darauf hinweisen. Ändert ein Anbieter die Abrechnung von monatlich auf einen Vierwochenrhythmus, muss er das seinen Kunden mitteilen. In diesem Fall haben Kunden auch ein Widerspruchs- und Kündigungsrecht.

Lieber noch etwas abwarten, rät Henning Gajek. Zunächst gilt es, im Bekanntenkreis Erfahrungen mit dem Wunschnetz abfragen. Und dann kann man noch mit einer günstigen Prepaidkarte für das Netz den Empfang ein paar Tage lang testen. Das verhindert im Zweifel eine teure Fehlinvestition in einen Zweijahresvertrag.

Wer an Wohn-, Arbeits- und anderen häufig besuchten Orten ausprobiert, findet schnell heraus, ob das Netz richtig für ihn ist. Und nach einem erfolgreichen Prepaidkarten-Test steht dem Anbieterwechsel nichts mehr im Weg.

Überall auf der Welt per Handynummer erreichbar sein, auch wenn kein Mobilfunknetz verfügbar ist oder man noch nicht einmal einen Handyvertrag hat. Diese Möglichkeit bietet der Internet-Telefonie-Provider Sipgate mit seiner Satellite-App. Einzige Voraussetzung: eine aktive Datenverbindung etwa per WLAN oder eben über Mobilfunknetze. Dazu würde dann auch ein reiner, meist deutlich günstigerer Datentarif ausreichen.

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Auch anrufen kann man über Satellite: 100 Freiminuten monatlich für Gespräche in alle EU-Netze sowie eine deutsche Handynummer (015678-Vorwahl) samt Voice-Mailbox sind kostenlos. Eine Grundgebühr gibt es nicht. Bald soll für rund 5 Euro monatlich eine Telefonie-Flatrate zubuchbar sein. Auch die Möglichkeit, seine Mobilfunknummern mitzunehmen, ist geplant. Der Dienst lässt sich aber auch parallel zum bestehenden Mobilfunkvertrag nutzen.

Bislang gibt es die Satellite-App nur für iOS ab Version 10. Im Laufe des Jahres sollen aber noch eine Android- sowie eine Web-App fürs Telefonieren via Browser dazukommen. Die parallele Installation und Nutzung auf mehreren Geräten ist möglich. Der beim Telefonieren genutzte Audiocodec soll je nach Bandbreite nur 30 bis 130 Megabyte Daten pro Stunde verbrauchen und unabhängig davon immer eine gute Sprachqualität bieten.

(csr)
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