Datensammlung Wie Apple iPhone-Besitzer ausspioniert

Düsseldorf · Als Mitglied der digitalen und vernetzten Welt werden einem an allen Ecken und Enden persönliche Daten entlockt, mal offen, mal heimlich und versteckt. Nur Apple macht da nicht mit, behauptet zumindest gerne Tim Cook, Chef des Konzerns - und kritisiert im gleichen Atemzug Google für dessen Daten-Sammelwut. Doch ein Test des iPhone 6 Plus zeigt: Mister Cooks Behauptungen stimmen nicht so ganz.

Die Redaktion der "Computer Bild" wollte es genau wissen und hat ein iPhone 6 Plus ins Labor geschickt und die Versprechungen von Apple überprüfen zu lassen. Und sie da, auch das iPhone sammelt kräftig Daten. Tatsächlich, so die Tester, mache es das iOS-Betriebssystem Drittanbieter-Apps aber weitaus schwerer als Android, Daten abzugreifen.

An wen genau liefern iPhones die Daten ihrer Nutzer? Informationen, zum Beispiel über Standort, Name, Adresse und Zahlungsdaten, gehen schon bei der Ersteinrichtung direkt an Apple.

Die Daten werden zwar verschlüsselt übertragen, Anonymität garantiert das System trotzdem nicht: Denn bereits durch die Kombination weniger Informationen kann man einzelne Nutzer problemlos identifizieren. Auch bei der iCloud ist Vorsicht geboten: Alle Daten, die hier gesichert sind, landen auf Apple-Servern — und sind mindestens für US-Ermittlungsbehörden auf Antrag zugänglich.

Diese und weitere Kundendaten, wie Kaufverhalten und Alter, nutzt Apple für Werbung: Über seinen eigenen Werbedienst iAd schaltet der Hersteller personalisierte Anzeigen bei Apps.

Test der Smartphones: Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
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iPhone 6S und iPhone 6S Plus im Praxistest

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Foto: dpa, tsn

Außerdem ermöglicht Apple über die sogenannte "Ad-ID" auch externen Werbeunternehmen die Nachverfolgung der Nutzung. Diese ist zwar zunächst anonymisiert. Doch je nachdem welche Daten der Nutzer der App preisgibt, können Werbenetzwerke so auch Persönlichkeitsprofile erstellen.

Zudem gibt es für Apps selbst unter iOS ganz legale Wege, Daten zu erheben, um den Nutzer auch auf Dauer wiederzuerkennen — selbst nach Wechsel des Geräts. So zeigten Forscher, dass allein die Liste der 50 meistgehörten Songs auf dem iPhone eine Identifizierung mit 94 Prozent Genauigkeit erlaubt. Das Perfide: Der Nutzer bekommt von der Datensammlung nichts mit und kann sie nicht stoppen.

Dennoch schützt Apple seine Kunden besser vor Datenspionage durch Drittanbieter-Apps als der große Konkurrent Android. So verwehrt iOS 9 Anwendungen den Zugriff auf Informationen oder sorgt dafür, dass der Handybesitzer etwa zur Übermittlung des Standorts oder Adressbuchs erst seine Zustimmung geben muss. Auch nachträglich lassen sich Apps diesem Datenzugriff entziehen. Bei Android bietet erst die neue Version 6.0 einen ähnlichen Schutz.

(csr)
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