Apple-Store in Düsseldorf Warum es diesmal keine langen Schlangen gab

Düsseldorf · Apple hat sich den Verkaufsstart der neuen iPhone-Modelle vermutlich anders vorgestellt. Die aufgestellten Gitterreihen für die Warteschlange vor dem Apple-Store am Kö-Bogen blieben am Morgen zum großen Teil ungenutzt. Doch ein Flop wird das neue iPhone nicht.

iPhone 6S: Der verpatzte Verkaufsstart in Düsseldorf
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iPhone 6S: Der verpatzte Verkaufsstart in Düsseldorf

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Foto: Daniel Fiene

"Im letzten Jahr habe ich mich am Dienstag angestellt", verrät Patrik Burleson (25) aus Bremen mit einem breiten Grinsen. "Aber das hätte in diesem Jahr nicht mehr gereicht." Schon am Sonntagabend hatte er vor dem Apple-Store am Kö-Bogen sein Zelt aufgeschlagen. Auf Facebook habe er gelesen, das sein Konkurrent Fynn Reifenrath (22) aus Siegen schon am Sonntag aufbrechen wollte. Sie kennen sich bereits aus vorigen Warteschlangen bei Apple. Ihr Hobby: Ganz vorne dabei sein. Patrik, ausgestattet mit Zelt und Laptop, freut sich in diesem Jahr den Wettkampf gewonnen zu haben und ganz vorne dabei zu sein. Fynn, eine bequeme Liege und Nudelsalat von der Oma im Gepäck, ist aber auch mit dem zweiten Platz zufrieden: "Wir sind wie eine Gemeinschaft", schwärmt die Nummer Zwei. "Auch die Mitarbeiter von Apple unterstützen uns super."

Eine Gemeinschaft, die in diesem Jahr deutlich kleiner geworden ist. Zum heutigen Verkaufsstart des iPhone 6S kamen deutlich weniger zum Düsseldorfer Apple-Store. Während vertraute Bilder mit überlangen Schlangen aus einigen Städten wie Berlin eintreffen, gab es in den sozialen Netzen auch viele Kommentare, dass das Interesse an den Läden deutlich abgenommen habe. Dabei hatte Apple die Öffnungszeit vorverlegt und bereits um acht Uhr geöffnet. Eine Sicherheitsfirma hatte Sperrgitter aufgestellt, um die Kunden in eine geordnete Warteschlange zu lenken. Allerdings blieben diese Gitter zum großen Teil ungenutzt. Vor einem Jahr sah dies noch deutlich anders aus.

Der verrückte weltweite Verkaufsstart des iPhone 6S
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Der verrückte weltweite Verkaufsstart des iPhone 6S

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Foto: dpa, pm sf uw

In diesem Jahr fehlten die Durchschnittskunden. Es gab viele Gäste aus dem Ausland, die auch aus Ländern kamen, in denen die neue iPhone-Generation heute noch nicht verkauft wird. Für geschäftstüchtige Kunden kann der Wiederverkauf ein lukratives Geschäft sein. Außerdem gab es viele junge Erwachsene um die 20 Jahre. Eine Zielgruppe, die sonst eher auf Android-Smartphones setzt. Auch ihnen geht es um das Gemeinschaftsgefühl. Philipp aus Neuss hat sich das iPhone extra nicht über das Netz bestellt: "Ich campe jedes Jahr vor dem Apple Store. Das ist langsam zur Tradition geworden." Lena aus Wuppertal hat die gemeinsame Wartezeit genossen. "Es war hier eine gute Stimmung, wir haben uns alle miteinander unterhalten und haben Karten gespielt." Sie holt sich dennoch ein neues Smartphone - Roségold soll es sein. Johann freut sich auf eine andere Funktion: "3D Touch ist auf jeden Fall das, was mich am meisten an dem Handy begeistert", so der Kölner. Wer stärker auf das Display tippt, erhält eine andere Funktion, als mit einem normalen Tipper. "Man hat damit einfach viel mehr Möglichkeiten". Auch Patricia ist aus Wuppertal gekommen. Sie hat versucht im Netz vorzubestellen, aber ihr Favorit war schon ausverkauft: "Da hab ich gedacht, versuch ich einfach mal mein Glück"

Tatsächlich musste niemand zu lange warten und mit leeren Händen nach Hause fahren. Um kurz vor acht Uhr trafen sich die Mitarbeiter des Apple-Stores zu einer Besprechung, die mit einem großen Motivationsapplaus endete. Die ersten Kunden wurden mit La-Ola-Welle begrüßt, per Hand abgeklatscht und ihre Namen wurden sogar laut ausgerufen. Nach zehn Minuten war das befremdliche Spektakel aber vorbei und in kleinen Gruppen sind die Wartenden in den Store gelassen worden.

Test der Smartphones: Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
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iPhone 6S und iPhone 6S Plus im Praxistest

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Foto: dpa, tsn

Das geringere Interesse zum Verkaufsstart ist jedoch kein Indikator für einen Misserfolg der neuen iPhone-Generation. Apple hat in diesem Jahr sein Abholsystem verfeinert. Käufer erhalten einen Termin, um sich das neue iPhone abzuholen. Bis vor wenigen Tagen konnten Kunden sogar noch einen Termin am heutigen Erstverkauftag verabreden. Einige Kunden vermuten, dass das Interesse nicht so groß sei, da es sich lediglich um einen kleineren Sprung von iPhone 6 auf 6S handelt - und nicht von 6S auf 7. Aber bisher hat jede neue Generation das neue Modell getoppt. Die Zeichen für das aktuelle iPhone stehen ebenfalls gut. Apple hat in den USA sogar ein Abo-Modell gestartet, bei dem Kunden jedes Jahr das neuste Smartphone erhalten, wenn sie eine monatliche Gebühr entrichten. Eine Garantie für hohe Absatzahlen.

Es spricht vieles dafür, dass Apple die Nachfrage besser kalkuliert hat. Selbst Kunden, die über ihren Telefonanbieter ein neues iPhone bestellt haben, wurden überrascht. Diese wurden schneller als angekündigt ausgeliefert. Vielleicht setzt sich auch bei Apple die Ansicht durch, dass bei diesen Erstverkauf-Spektakeln immer weniger echte Kunden mitmachen. Es geht den Wartenden um das Event, und nicht um das Produkt. Apples Retail-Chefin Angela Ahrendts fordert ihre Mitarbeiter sogar vor einiger Zeit rund um die Einführung der Apple Watch auf, Besucher der Filialen das Bestellen im Online-Shop schmackhaft zu machen. Lange Schlangen seien nicht mehr erwünscht. Die Apple-Managerin bezeichnet den Schritt selbst als "signifikante Änderung der Denkweise". Ganz verzichten wollte der Konzern auf die öffentliche Aufmerksamkeit jedoch auch nicht - auch wenn kürzere Schlangen die Konsequenz sind.

Die Schlangensteher konnten davon profitieren. Ob sie sich am Ende über die neuen iPhone-Modelle freuen? Davon ist bei Erstkäufer Patrik Burleson nichts zu spüren. Für ihn hieß es nichts wie weg. Statt ein Foto von sich und seinem frisch ergatterten iPhone auf Facebook zu posten, veröffentlichte er nach dem Verkaufsfstart seinen Ärger über die Deutsche Bahn. Seine Zug zurück nach Bremen hatte deutlich Verspätung.

(dafi)
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