Gesprungener Handy-Bildschirm iPhone 5: So tausche ich das Display in sieben Schritten

Düsseldorf · Zerdepperte iPhone-Displays sind die Pest: Es sieht furchtbar aus, man schneidet sich daran in den Finger, und die Reparatur bei Apple kostet richtig Geld. Wer diese Kosten sparen möchte, kann das Display selbst ersetzen. Wir haben das mal ausprobiert.

Anleitung: iPhone-5-Display - so klappt die Reparatur
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iPhone 5 - so tauscht man das Display aus

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Foto: Markus Plüm

Es gibt viele Gründe, warum manche iPhone-Besitzer auf eine Schutzhülle verzichten. Einige finden es lästig, erst noch einen Deckel aufklappen zu müssen, um das Handy bedienen zu können — andere wollen Optik und Haptik ihres Telefons nicht durch eine Schutzvorrichtung verschandeln.

Wenn es dann einmal dazu kommt, dass einem das Gerät in einem hektischen Moment aus den Fingern gleitet, sind die Folgen in den meisten Fällen noch hässlicher — und vor allem teuer. Das Ergebnis ist eigentlich immer ein in gefühlt 1000 Teile gesprungenes Display. Meistens kann man das Smartphone zwar noch bedienen, durch den gesplitterten Bildschirm allerdings kaum noch etwas erkennen.

So ging es auch mir mit meinem iPhone 5. 147,10 Euro verlangt Apple für den Display-Austausch bei diesem Modell. Günstiger kommt man weg, wenn zuvor die Garantieverlängerung "AppleCare" erworben wurde — dann werden nur 69 Euro fällig.

Es geht aber auch noch günstiger. Für knapp 60 Euro erhält man bei einschlägigen Online-Versandhäusern Ersatzdisplays, die dann allerdings in Eigenleistung gewechselt werden müssen. Diese Austauschbildschirme werden als bloßes Ersatzteil geliefert, weitere Modifikationen wie der Einbau des Home-Buttons, der Frontkamera und diverser Sensoren müssen ebenfalls selbst erledigt werden.

Wem das aufgrund mangelnder Bastlerfähigkeiten zu riskant ist, der kann sich auch vormontierte Ersatzdisplays zuschicken lassen. Diese fangen bei knapp 80 Euro an, laut Hersteller kann man den kaputten Bildschirm so problemlos in nur wenigen Schritten tauschen, in diversen Bastler-Videos ist die Rede von 10 bis 15 Minuten.

Für uns Grund genug für einen kleinen Selbsttest. Im Lieferumfang des bestellten Displays enthalten war sogar noch das passende Werkzeug zur Demontage des Smartphones — drei magnetische Schraubendreher (1x Pentalope, 1x Kreuzschlitz, 1x Schlitz), zwei Plastikspatel, ein Plektrum sowie ein kleiner Saugnapf.

Um optimal auf den Auseinanderbau des Iphone 5 vorbereitet zu sein, sollte man mehrere Gefäße bereitstellen, zum Aufbewahren der Schräubchen. Diese können sonst schnell verloren gehen. Alternativ tut es auch eine leere Eiswürfelform.

Die einfachste Aufgabe bei der Demontage des defekten Displays. Die beiden Schrauben sitzen an der Unterseite des Iphones links und rechts neben der Ladebuchse. Zum Herausdrehen braucht man den Pentalope-Schraubendreher, der — wie der Name schon sagt - eine fünfeckige Form aufweist.

Nun kann man mit einem der mitgelieferten Plastikspatel zwischen den Rahmen und das Glas-Display fahren. Als günstigste Stelle für einen ersten Ansatz wird die untere Kante des IPhones beschrieben. Sobald man das geschafft hat, kann mit dem Werkzeug am Rand des Telefons entlang gefahren werden. Dadurch sollte sich das Display nach und nach aus dem Rahmen lösen und kann schließlich aufgeklappt werden.

Aufgrund der passgenauen Verarbeitung und entstandener Verschmutzungen in den Zwischenräumen kann es an diesem Punkt etwas knifflig werden. Dann sind Geduld und etwas Einfühlungsvermögen gefragt — denn ansonsten kann man sich schnell den Rahmen verbiegen, was Folgen für den Zusammenbau nach Austausch des Displays hätte.

Achtung: Das aufgeklappte Display nicht weiter als in einem 90°-Winkel halten, da sonst die Flexkabel an den Steckverbindungen zum Akku und Prozessor abreißen könnten.

Dafür müssen mit dem Kreuzschlitzschraubendreher die drei Schrauben entfernt werden, mit denen die Platte in ihrer Position gehalten wird. Währenddessen gilt es aber nach wie vor, das Display in einem kleineren Winkel als 90° zum Telefon zu halten, um die Steckverbindungen unter der Metallplatte nicht zu beschädigen — es bedarf also ein wenig Geschick, um gleichzeitig den Schraubendreher zu bedienen und den Bildschirm in Position zu halten.

Ein wenig Feingefühl und Vorsicht ist zudem bei der Schraube angebracht, die am Rand des IPhones verbaut ist. Diese ist nämlich im Gegensatz zu allen anderen hier betroffenen Schrauben nicht magnetisch und kann dementsprechend leicht verloren gehen, sobald sie einmal gelöst wurde.

Die kleine Metallplatte ist mit drei kleinen Haken an ihrer Innenseite in die Konstruktion des Iphones eingehangen. Sobald man die Schrauben gelöst hat, schiebt man die Platte daher ein kleines bisschen vom Rand des Telefons weg und kann sie relativ problemlos entfernen.

Nun können mit einem Plastikspatel die drei offengelegten Steckverbindungen gelöst werden. Dazu mit einer Kante des Spatels unter die obere Verbindung fahren und diese leicht anheben. Im Normalfall rastet diese dann aus und ist gelöst. Genauso verfährt man mit den anderen beiden Flexkabel-Steckern.

Vorsicht: die dritte Steckverbindung ist auf Anhieb nicht sichtbar, sondern tritt erst in Erscheinung, wenn die anderen beiden Verbindungen gelöst sind. Es bietet sich daher an, das Display nicht schon zurückzuziehen, wenn die dritte Verbindung noch nicht gelöst ist.

Bei vielen Austauschmodellen klebt auf der Rückseite noch eine rote Schutzfolie. Diese kann vor dem Einbau entfernt werden. Daraufhin kann man mit dem Einbau des neuen Bildschirms beginnen. Dafür geht man im Grunde einfach nur rückwärts vor. Zuerst wird also die untere, verdeckte Steckverbindung auf dem Kontakt aufgebracht, darauf hin folgen die anderen beiden.

Dieser Schritt kann auch mit dem Finger vorgenommen werden. Man sollte nur auch hier wieder darauf achten, dass Display nicht in einem zu großen Winkel zu halten, da sich ansonsten die unterste Steckverbindung wieder lösen könnte und es dadurch zu Darstellungsfehlern des Displays kommt.

Nun überprüft man zunächst einmal die ordnungsgemäße Funktion des neuen Displays. Da man das Iphone vor Beginn der Reparatur nicht unbedingt ausschalten muss, lässt sich dieser Schritt relativ leicht ausführen. Standby-Taste drücken und das Display testen. Zusätzlich einmal die Kamera-App öffnen und die Funktion der Frontkamera und ihrer Annäherungs- sowie Helligkeitssensoren testen. Der Home-Button funktioniert zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht — seine Kontakte sind am unteren Rand des IPhones verbaut und haben daher erst wieder eine Verbindung, sobald der neue Bildschirm wieder in den Korpus gedrückt wurde.

Nun gilt es, die kleine Metallplatte über den Steckverbindungen wieder zu montieren. Dazu wird sie zunächst wieder eingehakt und dann verschraubt. Es bietet sich an, zunächst eine der magnetischen Schrauben einzudrehen, um die Platte ein wenig zu fixieren. Danach können die anderen beiden folgen. Ein wenig schwieriger wird es bei der nicht-magnetischen Schraube am äußeren Rand — diese sollte mit einer Pinzette zunächst in der Bohrung platziert und dann festgezogen werden. Auch hier ist darauf zu achten, das Display im richtigen Winkel zum Korpus zu halten, da sich ansonsten die unterste Steckverbindung wieder lösen könnte.

Sobald die Platte montiert ist, kann man damit beginnen, das Display wieder in den Rahmen des Telefons hinein zu drücken. Dafür beginnt man an den oberen Ecken und arbeitet sich langsam und vorsichtig an den langen Seiten des IPhones voran. Es muss darauf geachtet werden, dass auch der am Bildschirm verschraubte Metallrahmen hörbar einrastet und das Display wirklich vollständig und ohne überstehende Kanten eingedrückt wird — ansonsten lassen sich die beiden Schrauben neben der Ladebuchse nämlich nicht eindrehen.

Gerade in den Fällen, in denen der Rahmen durch einen Sturz eine kleine Delle abbekommen hat, braucht es viel Fingerspitzengefühl, das neue Display wirklich passgenau in den Korpus hinein zu drücken. Sobald das schließlich gelungen ist, nur noch die beiden letzten Schrauben festziehen und der Displaytausch ist abgeschlossen.

Die Selbstmontage eines neuen Displays stellt eine günstige Alternative zu vielen Angeboten von Handy-Doktoren, dem Wechsel durch den Hersteller dar oder sogar der Anschaffung eines neuen Geräts dar.

Auch unerfahrene Bastler können den Austausch eines bereits vormontierten Displays relativ problemlos vollziehen. Doch gerade wenn der Rahmen durch Sturzschäden bereits einige Verformungen aufweist, braucht es Geduld und Zeit - auch aufgrund der teilweise doch recht kniffligen Feinarbeiten. Die in vielen "How to"-Videos propagierte Austauschzeit von zehn bis 15 Minuten ist in solchen Fällen daher - vorsichtig gesagt - als sehr optimistisch anzusehen. Man sollte mindestens eine Stunde für den Wechsel einplanen.

Den Verbau eines nicht vormontierten neuen Bildschirms sollte man allerdings doch lieber einem Profi überlassen. Denn der Umbau des Home-Buttons sowie der Frontkamera inklusive aller Metallkontakte auf das neue Display birgt zu viele Gefahren für Bastler-Neulinge.

(p-m)
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