"Loose Change" Internet-Doku über 9/11 bricht alle Rekorde

New York (rpo). Im Internet sorgt der Dokumentarfilm "Loose Change" über die Anschläge vom 11. September für Rekordabrufe. In 120 Minuten Spielzeit hat der erst 22-jährige Regisseur seine Fakten über die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon zusammengetragen. Ein wahres Hochfest für Freunde von Verschwörungstheorien.

 Verschwörungstheorie im Clipformat: Internetdoku "Loose Chage".

Verschwörungstheorie im Clipformat: Internetdoku "Loose Chage".

Foto: LooseChange911.com

Das Video "Loose Change" ist auf der Internetseite loosechange911.com abzurufen. Bis zu 20.000 Menschen am Tag wollen den Film sehen. In 120 Minuten Spielzeit zeigt Regisseur Dylan Avery Auschnitte aus Nachrichtensendungen, Regierungsdokumente, Augenzeugenberichte und Ausrisse aus Tageszeitungen. Schnell aneinander geschnitten, im Stile eines MTV-Clips.

Mit dramatischer Hintergrundmusik bietet der Autor eine Chronologie der Ereignisse. Avery präsentiert im Grunde wenig Neues: Bereits 1997 tauchten Dokumente auf, die das World Trade Center als Hauptziel der islamischen Terroristen auswiesen. Vize-Präsident Cheney und Verteidigungsminister Rumsfeld saßen schon vor den Anschlägen in "Think Tanks", die Strategien für die Zeit nach einem neuen "Pearl Harbour" entwickeln sollten.

Viele Fragen, wenig Antworten

Wer Protokolle dieser Sitzungen böswillig liest, kann den Eindruck gewinnen, die politischen Hardliner hätten sich einen Anschlag in Größenordnung von 9/11 gewünscht. Es kommen vermeintliche Zeugen zu Wort, die Explosionen gehört haben wollen, bevor die Flugzeuge in die Zwillingstürme flogen. Viele Fragen, wenig Antworten.

Der 22jährige Regisseur, der den Film für rund 2000 Dollar am heimischen PC selbst produzierte, lässt die einzelnen Sequenzen seines Films weitgehend unkommentiert. Er überlässt es der Schnittfolge und der dramatischen Musik, beim Zuschauer den gewünschten Eindruck zu hinterlassen. Der Film soll vor allem eine Fragen aufwerfen: Wer profitierte von den Anschlägen?

Wie alle Verschwörungstheorien lässt auch "Loose Change" den Zuschauer mit den entscheidenden Fragen allein. Wie glaubwürdig sind die Ohrenzeugen, die bereits kurz vor dem Aufprall Explosionen gehört haben wollen? Auch wenn die US-Regierung wirklich entsprechende Planspiele in der Schublade hatte — beweisen kann dies letztlich nichts.

Der Film trifft den Zeitgeist. In Kürze kommt Oliver Stones Heldendrama "Word Trade Center" in die Kinos. Stone verzichtet darin allerdings völlig auf politische Zwischentöne oder gar Vorwürfe an die Bush-Regierung. Vielleicht erklärt sich auch mit dieser Enthaltsamkeit des Stone-Blockbusters der riesige Erfolg von "Loose Change" im Netz.

Ein Erfolg, der sich auch bis zu den großen Filmbosses des Landes herumgesprochen hat. Avery verhandelt mit den Studios, eine überarbeitete Version des Streifens noch in diesem Jahr in US-Kinos zu bringen. Angepeilter Sendestart: 11. September 2006.

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