Taylor Swift zwingt Apple in die Knie Der Preis der Kunst

Düsseldorf · Mit jedem Musiktitel, den Nutzer aus dem Internet streamen, verdienen die Künstler Mini-Beträge. Apple wollte sich das in der kostenlosen Testphase von Apple Music sparen und den Musikern gar nichts zahlen. Taylor Swift hat das mit einem wütenden Brief verhindert. Doch nicht nur Apple denkt laut über Preise nach.

Taylor Swift rockt die Lanxess Arena in Köln
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Köln: Taylor Swift rockt die Lanxess Arena

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Es war eine Meldung, die die Musikbranche aufhorchen ließ: Befindet sich ein Kunde des neuen Streamingdienstes Apple Music noch in der dreimonatigen, kostenlosen Testphase, zahlt das Unternehmen für keinen gestreamten Titel auch nur einen einzigen Cent an die Musiker und Produzenten — so die Ankündigung bisher. Independent-Labels hatten daran Kritik geübt und sich unzufrieden gezeigt.

Taylor Swift: Apples Verhalten ist "enttäuschend"

In einem wütenden Brief hat das die 25-jährige US-Sängerin Taylor Swift angeprangert und Apple zum Umdenken aufgefordert. Apples Verhalten sei "schockierend" und "enttäuschend". Es gehe ihr nicht darum, dass sie mehr verdient. Es sei aber besonders für die kleineren Künstler in der Branche eine Frechheit, sie drei Monate — die Dauer der Testphase bei Apple Music — umsonst arbeiten zu lassen. Apple hat Milliarden an Rücklagen.

Es scheint erstaunlich, doch die laute Stimme von Taylor Swift zwingt Apple ein Einlenken.

Der zuständige Apple-Manager Eddy Cue hat bekanntgegeben, dass Apple die Musikkünstler bezahlen wird — als direkte Reaktion auf Taylor Swift. "Wir hören euch, Taylor Swift und andere unabhängige Künstler. Alles Liebe, Apple".

Bisher hatte Apple argumentiert, nichts an die Plattenfirmen und damit die Künstler auszahlen zu wollen, weil der Dienst in der kostenlosen Testphase kein Geld einbringt. Dafür sollten später die Ausschüttungen leicht höher sein. Was die Strategieänderung Apple nun kosten wird, ist offen.

Taylor Swift ist schon häufiger mit ihrer Kritik am Streaming-Geschäftsmodell aufgefallen. So hat sie bereits im November 2014 ihre Musik von Spotify abgezogen, mit dem Hinweis, dass die Vergütung der Künstler zu schlecht sei. Die Sängerin sieht darin eine Entwertung von Musik. Apple Music zahlt den Künstlern mehr. Taylor Swift ist dort mit ihren älteren Alben zu hören. Ihr aktuelles Album "1989" fehlt jedoch.

Beim Streaming wird die Musik nicht vor dem Abspielen auf das Gerät des Nutzers heruntergeladen, sondern stattdessen nur im Moment des Abspielens abgerufen. Zum Anhören erwirbt der Nutzer eine Nutzungslizenz, statt die Musik wie bisher zu kaufen. Bei werbefinanzierten Modellen wie "Spotify Free" zahlt der Nutzer sogar gar nichts für die Musik, muss dafür allerdings mit Werbung leben. "Apple Music" wird keine Gratis-Version haben.

Preiskampf auch bei E-Books

Im Fall von Apple Music hat der Aufschrei der Künstler Erfolg gehabt. Unbenommen davon bleibt jedoch die Sorge, ob die aktuellen Modelle der Ausschüttung von Kleinstbeträgen an die Künstler bei Musik-Streamingdiensten ausreichen werden, damit gerade unbekanntere Künstler auch von ihrer Arbeit leben können.

Musik-Streaming-Dienste in Deutschland in der Übersicht
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Foto: Shutterstock/ollyy

Diese Sorgen betreffen nun auch Autoren von Büchern. Der Online-Händler Amazon will die Autoren nicht mehr nach kompletten Büchern, sondern nach gelesenen Seiten bezahlen, kündigt das Unternehmen an. Das betrifft E-Book-Autoren, die direkt bei Amazon im "Kindle Direct Publishing"-Programm veröffentlichen.

Die Ebooks erscheinen in der "Lending Library" oder über "Kindle Unlimited". Amazon zahlt laut dem Digital-Magazin "The Verge" in diesem Monat drei Millionen US-Dollar an die Teilnehmer aus. Den Autoren soll so die Möglichkeit gegeben werden, eine genauere Abrechnung zu erhalten.

Autoren kürzerer Bücher werden so beim Verteilungsschlüssel nicht mehr gegenüber Autoren längerer Bücher bevorteilt. Stattdessen ist nur das gelesene Material entscheidend. Zumindest im Fall von Amazon hat das neue Zahlungsmodel also nichts mit Geiz zu tun.

(RPO, mit dpa)
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