Neue Funktion So funktionieren Spendenaufrufe bei Facebook

Düsseldorf · Ihre Freunde haben 150 Euro gegen die Hungerkatastrophe in Afrika und im Jemen gespendet - und unsere Autorin kostete das nicht mehr als ein paar Klicks. Bei Facebook kann jetzt jeder Spendenaktionen starten - wir haben die Funktion getestet.

 Hurra, Geburtstagsziel erreicht. Bei dieser Spendenaktion haben Freunde für die Aktion "Deutschland hilft" gespendet.

Hurra, Geburtstagsziel erreicht. Bei dieser Spendenaktion haben Freunde für die Aktion "Deutschland hilft" gespendet.

Foto: Screenshot

Erinnert sich noch jemand an Kettenbriefe, oder besser: Kettenmails? Vor ein paar Jahren bekam man alle paar Wochen so ein herzerweichendes Spendengesuch zugeschickt. Damit verbunden waren stets zwei Aufträge: selbst etwas spenden - und das Gesuch mit flehenden Worten an sein gesamtes Adressbuch weiterleiten. Zumindest letzteres werden die meisten häufig getan haben. Aber wie viele Empfänger tatsächlich spendeten, blieb stets geheim. War wahrscheinlich auch besser so.

Bei Facebook gibt es inzwischen eine Funktion, die es erlaubt, selbst Spendenaktionen zu starten. Einige Tage vor meinem Geburtstag schlug der Algorithmus mir vor, das doch mal zu tun. Meine Spendenaktion für die Aktion "Deutschland hilft" war - jedenfalls verglichen mit den Kettenmails von damals - ein voller Erfolg: Zwischen dem 25. November und 9. Dezember spendeten sieben meiner Facebook-Freunde zusammen 150 Euro - das Spendenziel, das ich zuvor gesetzt hatte.

Wie funktioniert's? Der Button "Spendenaktion" findet sich etwas versteckt in der Newsfeed-Ansicht ganz links unten unter "Erstellen". Anschließend wird man in typischer Facebook-Manier durch ein Menü mit mehreren Schritten geleitet: Zunächst entscheidet man, für wen man Spenden sammeln will. Dann legt man ein Spendenziel und einen Zeitraum fest. Zum Schluss gibt man der Aktion einen Titel und erklärt, warum man Spenden sammeln will. Hier kann man aber auch Facebooks vorgegebenen Text benutzen. Anschließend wählt man ein Titelbild. Danach wird man von Facebook aufgefordert, seine Spendenaktion zu bewerben, also Freunde zum Spenden aufzufordern.

 Ganz links unten im Bild zu sehen ist der Button, der zur Spendenaktion führt (in der vergrößerten Ansicht des Fotos). Es öffnet sich ein Dialog, mit dem Facebook einen bis zur eigenen Aktion führt.

Ganz links unten im Bild zu sehen ist der Button, der zur Spendenaktion führt (in der vergrößerten Ansicht des Fotos). Es öffnet sich ein Dialog, mit dem Facebook einen bis zur eigenen Aktion führt.

Foto: Screenshot

Für wen kann man Spenden sammeln? Es gibt eine lange Liste gemeinnütziger Organisationen, die für Facebook Payments registriert sind. Darunter sind beispielsweise Save the Children, die UNO-Flüchtlingshilfe, die DKMS, der World Wildlife Fund oder die Johanniter. Spenden sammeln kann man also für alles von Tierschutz über Hungerhilfe bis Brustkrebs-Forschung. Es sind auch viele ausländische Organisationen dabei - vor allem amerikanische. Kleinere, unbekanntere Organisationen, wird man hier nicht finden. Etwas merkwürdig: Man kann auch für einen Facebook-Freund Spenden sammeln - oder für sich selbst.

 Zur Auswahl stehen eine Reihe von Organisationen, die mit Facebook verknüpft sind.

Zur Auswahl stehen eine Reihe von Organisationen, die mit Facebook verknüpft sind.

Foto: Screenshot

Wo landet das Geld? Angeblich komplett bei der Organisation - allerdings erst ab einem Mindestbetrag von 100 Dollar. Sobald so viel für eine Organisation zusammengekommen ist, überweist Facebook den Betrag. So schreibt das Unternehmen jedenfalls auf seinen Hilfeseiten. Gebühren für gemeinnützige Organisationen mit Sitz in den USA und Europa fallen laut Facebook nicht an. Anders ist das allerdings, wenn die Spendenaktion nicht von einer Privatperson gestartet wurde, sondern im Rahmen einer Werbekampagne der Organisation auf Facebook stattfindet. Dann erhebt Facebook Gebühren für die Verarbeitung. Was mit dem Geld passiert, wenn es die Organisation erreicht, ist natürlich von der Struktur dieser Organisation abhängig. Das muss man auf der jeweiligen Webseite recherchieren.

Wo ist der Haken? Das größte Problem für meine Freunde: Spenden darf nur, wer Facebook seine Kreditkartendaten verrät. Davor schreckten viele zurück. Einige haben keine Kreditkarte - andere wollen Facebook nicht noch mehr Daten geben. Facebook behauptet zwar, diese Informationen sicher zu speichern - natürlich nur, damit man später erneut spenden kann, ohne diese Daten neu eingeben zu müssen. Aber genau das ist eben der Haken: Für viele ist Facebook bereits jetzt eine solche Datenkrake, dass sie nicht noch mehr in diesen Schlund werfen wollen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Zweiter Haken: Es gibt keine Spendenquittung. Ein Beleg kommt zwar per Mail. Es ist aber fraglich, ob das Finanzamt ihn akzeptieren würde.

Und wie sieht es sonst so aus mit der Privatsphäre? Nach einer Spende taucht der Hinweis darauf auf der Seite der Spendenaktion auf. Dort steht aber nicht öffentlich, wieviel man gespendet hat. Das erfahren nur der Initiatior der Aktion und die gemeinnützige Organisation. Wer gern Gutes tut, ohne darüber zu reden, kann auch privat spenden, indem er "Nur ich" im Privatsphäre-Modus auswählt. Dann erfahren wirklich nur der Initiator und die Organisation davon.

Wie war die Resonanz auf diese Aktion? Erstaunlich positiv. Wie oben beschrieben, spendeten sieben meiner Facebook-Freunde Beträge zwischen fünf und 38 Euro, bis der gesamte Betrag zusammengekommen war. Eine Freundin schrieb, sie wolle wegen der Kreditkartendaten nicht über Facebook spenden, gab aber in meinem Namen einen sehr großzügigen Betrag an die Aktion "Deutschland hilft". Ein Facebook-Freund schrieb, er finde die Aktion gut, spende aber schon für viele Organisationen regelmäßig. Offenbar regt die Aufforderung, an so einer Aktion teilzunehmen, auch dazu an, das eigene Spendenverhalten noch mal zu überprüfen - was ja nicht verkehrt ist.

 Sieben meiner Facebook-Freunde spendeten für die Aktion - insgesamt kamen 150 Euro zusammen, die ich als Ziel gesetzt hatte. Darüber hinaus spendete eine Freundin auf klassischem Wege.

Sieben meiner Facebook-Freunde spendeten für die Aktion - insgesamt kamen 150 Euro zusammen, die ich als Ziel gesetzt hatte. Darüber hinaus spendete eine Freundin auf klassischem Wege.

Foto: Screenshot

Was ist die Alternative? Viele Organisationen ermöglichen es inzwischen auf ihrer eigenen Webseite, Spendenaktionen zu initiieren. Über diese Aktion kann man dann natürlich auch auf Facebook seine Freunde informieren. Die kostet es dann ein paar mehr Klicks, bis sie spenden können - man spart sich aber den Umweg über das US-Netzwerk.

Fazit: Facebooks oberstes Ziel ist es, uns 24 Stunden am Tag auf seiner Plattform festzuhalten und uns dazu zu bringen, alle Tätigkeiten des öffentlichen Lebens dort zu verrichten. Auch Spenden sammeln. Spendenaktionen anzubieten ist so betrachtet nur ein weiterer Baustein von Facebooks Unternehmensstrategie. Jede Teilnahme an einer solchen Aktion liefert Facebook weitere Daten über unser Verhalten und unsere Präferenzen. Einerseits. Andererseits sind die meisten von uns ohnehin ständig auf Facebook, ohne jede Rücksicht auf Datensicherheit. Da kann man eigentlich auch etwas Sinnvolles tun - zum Beispiel gegen den Hunger in Afrika und im Jemen spenden. Gegenüber dem klassischen Kettenbrief haben die Facebook-Spendenaktionen jedenfalls einen Vorteil: Sie scheinen zu funktionieren.

(hpaw)
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